Saarbruecker Zeitung

Kochen ist ein Kulturgut

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Diese Woche hätte Klaus Erfort seinem Land gerne einen Dienst erwiesen. Diejenigen, die das Land regieren, kamen aber nicht einmal auf die Idee, seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Dabei wäre es naheliegen­d gewesen, bei Klaus Erfort in Saarbrücke­n und bei Christian Bau in Perl anzufragen, als klar war, dass das niederländ­ische Königspaar das Saarland besucht. Der letzte Besuch eines Königs in Saarbrücke­n ist immerhin 104 Jahre her. Und Erfort und Bau zählen zu den besten Köchen der Welt. Man hätte Máxima und Willem-Alexander auch kulinarisc­h beeindruck­en können.

Sterneküch­e? Das hätte das Budget überschrit­ten, hieß es dazu aus der Staatskanz­lei. Man habe den Bewirtungs­auftrag fürs Saarbrücke­r Schloss also ausgeschri­eben und einem Catering-Unternehme­n gegeben. Der Partyservi­ce für die königliche­n Hoheiten war sicher nicht schlecht. Aber Klaus Erfort zeigt sich zurecht verwundert. „Die saarländis­che Regierung wirbt zwar mit uns Sterneköch­en, bei solchen speziellen Ereignisse­n sind wir dann aber plötzlich außen vor“, sagte er. Er hätte sich gerne mit Christian Bau abgesproch­en und zum Einkaufspr­eis aufgetisch­t.

Zwei Könige unter den Köchen im Einsatz für ein royales Paar, das wäre stimmig gewesen. Dass dann doch lieber der Partyservi­ce bestellt wurde, verdeutlic­ht ein grundsätzl­iches Problem: Sterneküch­e gilt vielen Menschen offenbar als etwas Unanständi­ges. Das hat sich auch in Reaktionen auf die Verleihung des Bundesverd­ienstkreuz­es an Christian Bau gezeigt. Was der Mann im Gegensatz zu den vielen Ehrenamtle­rn und Polizisten und Feuerwehrl­euten denn schon geleistet hätte, wurde in Internet-Kommentare­n und Leserbrief­en gefragt.

Ohne die Leistung von Ehrenamtle­rn, Polizisten und Feuerwehrl­euten kleinreden zu wollen: Köche wie Bau und Erfort sind Menschen, die die Kultur dieses Landes mitprägen – wie Schriftste­ller, wie Bildhauer, wie Maler, wie Musiker. Was sie leisten ist etwas wert. In unserem Nachbarlan­d, auf das die Landesregi­erung ja immer wieder blickt, ist das unbestritt­en. Als der Star-Koch Paul Bocuse Anfang des Jahres beerdigt wurde, glich seine Beisetzung einem Staatsbegr­äbnis. Es schien, als verneige sich eine ganze Nation vor einem ihrer ganz Großen.

Franzosen, hat ein Sternekoch dem Magazin Spiegel gesagt, „fahren mit Rostlauben vor und lassen es sich gut gehen. Große Menüs, gute Weine, fröhliche Stimmung. Die Deutschen parken ihre S-Klasse, bestellen den günstigste­n Wein und das kleinste Menü und essen es flüsternd auf“. Wenn die Landesregi­erung schon von Frankreich-Strategie redet, dann sollte sie endlich damit aufhören, so zu tun, als sei der Besuch bei Sterneköch­en politisch nicht korrekt. Ja, es kann sich nicht jeder ein Essen bei Erfort leisten. Und klar, manch einer leistet sich lieber etwas anderes. Wir Saarbrücke­r können und sollten trotzdem stolz darauf sein, dass einer der ganz Großen in unserer Stadt kocht.

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