Saarbruecker Zeitung

Diskussion um Kita-Essen spaltet die Koalition

Grüne im Stadtrat kritisiere­n Kompromiss der Verwaltung mit umstritten­em Essenslief­eranten, SPD und Linke sind dafür.

- Produktion dieser Seite: Martin Rolshausen, Markus Saeftel

(red) Die rot-rot-grüne Koalition im Stadtrat ist uneins, welche Konsequenz­en nach dem Fund von Fremdkörpe­rn im Mittagesse­n in mehreren Kindertage­sstätten gezogen werden sollen. Für die grüne Stadtratsf­raktion bleibt unklar, ob die in der Sondersitz­ung am Donnerstag vorgestell­te Lösung die Probleme beseitigt. Dass fünf von 16 Kitas nicht mehr von dem Unternehme­n beliefert werden sollen, wie die Verwaltung vorschlägt, sei keine Garantie, dass damit die Ursachen der zahlreiche­n Beanstandu­ngen beseitigt werden können.

„Offenbar herrscht das Prinzip Hoffnung. Wenn man dem Caterer glaubt, dass der entlassene Mitarbeite­r vorgestell­te Lösung geht uns nicht weit genug. Es ist unerklärli­ch, warum die Lieferung in den ‚Problemkit­as’ eingestell­t wird und andere weiter beliefert werden. Wenn sich jetzt die Elternvert­retung einer einzelnen Kita zufrieden über den Vergleich äußert, weil diese Einrichtun­g in der Konsequenz künftig nicht mehr beliefert wird, dann muss geklärt werden, wie die Vertreter der anderen Einrichtun­gen diesen Kompromiss beurteilen“, erklärt Reif weiter. Oberstes Ziel müsse sein, dass die Eltern dem Essenslief­eranten vertrauen. Die Grünen plädieren dafür, das Einverstän­dnis der Kita-Leitungen oder besser noch der Elternvert­reter der anderen der Eltern in den Kitas, dass der Caterer weiter beliefern darf.“Mit einem entspreche­nden Votum wäre dokumentie­rt, dass dieses Vertrauen wiederherg­estellt ist.

Nach Ansicht der Grünen ist nicht nachvollzi­ehbar, warum die Verwaltung weiter die sofortige Kündigung scheut. „Mittlerwei­le haben sich die Vorfälle derart gehäuft, dass eine fristlose Kündigung gerechtfer­tigt ist. Der Caterer hat ja seine Fehler eingeräumt und möchte deshalb einen Vergleich, um Schaden vom Unternehme­n abzuwenden. In unseren Augen kommt dieses Angebot viel zu spät. Genau dieser Vorschlag wurde nämlich bisher vom Caterer vehement abgelehnt. Deshalb kann er eine fristlose Kündigung nur noch damit abwenden, wenn er die Belieferun­g aller unzufriede­nen Kitas freiwillig zurückgibt“, sagt Reif.

Dagegen unterstütz­t die SPD-Fraktion den Vorschlag der Verwaltung. Susanne Nickolai, bildungspo­litische Sprecherin der Fraktion: „Die Mängel bei der Kita-Verpflegun­g waren aus unserer Sicht nicht mehr tragbar. Die Kitas, bei denen Probleme aufgetauch­t sind, werden nun nicht mehr von dem Caterer beliefert. Nach der gelben Karte durch die Abmahnung Anfang September ziehen wir nun die Konsequenz­en.“

Die Stadt habe aber einen laufenden Vertrag mit dem Essenslief­eranten. Eine einseitige Kündigung sei, selbst wenn bestimmte Mängel vorliegen, juristisch sehr schwierig und könne extreme finanziell­e Konsequenz­en für die Stadt haben. Nickolai: „Mit einem langwierig­en Rechtsstre­it wäre niemandem gedient. Daher ist es gut, dass nun ein Lösungsvor­schlag auf dem Tisch liegt. Der Caterer hat personelle Konsequenz­en gezogen. Jetzt müssen die Mängel aber auch aufhören.“

Das Essen für die fünf betroffene­n Kitas werde neu ausgeschri­eben. „Dabei gelten auch die neuen Vergabebed­ingungen der Stadt. Hatte der Preis in der Vergangenh­eit bei der Vergabe eine Gewichtung von 50 Prozent, ist dieser Anteil nun auf ein absolutes Minimum von 30 Prozent reduziert worden“, sagt Nickolai.

Sie übt auch Kritik am Koalitions­partner, den Grünen: „Wir wären auch gut ohne eine Sondersitz­ung des Ausschusse­s für Kinder, Schule und Jugend ausgekomme­n. Nächste Woche ist ohnehin die reguläre Ausschusss­itzung anberaumt. Hier werden wir weiter beraten.“Die Grünen hatten die Sondersitz­ung beantragt.

Peter Buwen, Geschäftsf­ührer der Linke-Fraktion, sagte in Richtung der Grünen, es wäre besser gewesen, in der Koalition das Thema erst einmal zu besprechen. Die Linke unterstütz­e den Vorschlag der Verwaltung. Der Lieferant sei wohl mit der großen Zahl an Essen überforder­t gewesen. Deshalb sei es gut, wenn er jetzt weniger Kitas beliefert. Wenn es jedoch weitere Vorfälle gibt, bleibe nur die Kündigung, sagte Peter Buwen.

Er sprach sich dafür aus, dass die Verwaltung die Kita-Leitungen vor einem Stadtratsb­eschluss befragt, ob sie noch Vertrauen zu dem Lieferante­n haben.

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SYMBOLFOTO: DPA Nachdem mehrmals Fremdkörpe­r im Kita-Essen gefunden wurden, steht ein Lieferant stark in der Kritik. Verwaltung und Unternehme­n haben sich darauf geeinigt, dass er weniger Kitas beliefert. Das letzte Wort hat der Stadtrat.
 ?? FOTO: GRÜNE ?? Torsten Reif, Fraktionsc­hef der Grünen: Eltern und Kitas müssen Kompromiss zustimmen.
FOTO: GRÜNE Torsten Reif, Fraktionsc­hef der Grünen: Eltern und Kitas müssen Kompromiss zustimmen.
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FOTO: SPD/MÜLLER Sabine Nickolai (SPD): Auf die Kündigung des Essenslief­eranten könnte ein langer Rechtsstre­it folgen.

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