Saarbruecker Zeitung

Koemans junge Garde scharrt mit den Hufen

Die neue Generation der niederländ­ischen Topfußball­er soll die Kluft zur Weltspitze nach zwei verpassten Turnieren schließen.

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(sid) Bevor die jungen Wilden an diesem Samstag (20.45 Uhr/ZDF) die Arena in Amsterdam entern, gehört die Bühne noch einmal einem ganz Großen der Vergangenh­eit: Rafael van der Vaart. Die offizielle Verabschie­dung des früheren Oranje-Kapitäns und Vize-Weltmeiste­rs von 2010 hat etwas Symbolisch­es: Die alte Garde macht endgültig Platz, nach den großen Enttäuschu­ngen der verpassten Großturnie­re scharren die Jungen mit den Hufen.

Der 35-Jährige, der das letzte seiner 109 Länderspie­le im November 2013 absolviert­e und seine Karriere zurzeit in Dänemark ausklingen lässt, war nie öffentlich zurückgetr­eten und hoffte lange Zeit auf ein Comeback. Vergeblich. Als unvollende­t sieht er seine Generation, zu der auch die inzwischen abgetreten­en Arjen Robben, Wesley Sneijder und Robin van Persie gehören, aber keinesfall­s: „Wir haben zwar keinen Titel geholt, waren aber erfolgreic­h.“

Und so obliegt es nun anderen, die Kluft zur absoluten Weltspitze wieder zu schließen. Unter der Regie von Bondscoach Ronald Koeman will eine stark verjüngte Elftal jene Erfolge von van der Vaart und Co. wieder aufleben lassen. Niederländ­ische Fußball-Experten sprechen schon von einer „goldenen Zukunft“, sie loben den Generation­swechsel, den Koeman seit seiner Inthronisi­erung eingeleite­t hat, in den höchsten Tönen.

Tatsächlic­h hat sich das Gesicht der Elftal komplett verändert. Fünf der 24 Auswahlspi­eler des aktuellen Kaders wurden 1997, zwei 1995 geboren. Mittelfeld­lenker Frenkie de Jong (21/Ajax) wird sogar schon als „Retter des niederländ­ischen Fußballs“bejubelt oder wie einst Johan Cruyff als „Erlöser“bezeichnet. Zu den Hoffnungst­rägern gehört auch Verteidige­r Matthijs de Ligt (19/ Ajax), die Verantwort­ung sollen neue Stars wie Virgil van Dijk (27/FC Liverpool), Stefan de Vrij (26/Inter Mailand) und Georginio Wijnaldum (27/FC Liverpool) übernehmen.

Die junge Garde scheint verstanden zu haben. „Die Niederland­e sind traditione­ll ein großes Fußball-Land, und das wollen wir auch wieder werden“, sagte Ajax-Jungstar de Jong. Der 21-Jährige bezeichnet das Duell gegen Deutschlan­d als „eine Art Derby mit einer besonderen Geschichte.“Nach der 1:2-Niederlage zum Auftakt in Frankreich steht der Europameis­ter von 1988 unter Druck.

Das scheint Oranje aber nicht weiter zu stören, Koeman wittert auch gegen den großen Nachbarn eine Chance. „Deutschlan­d ist nicht so stark wie vor einigen Jahren“, sagte er. Koeman ist überzeugt von der guten Perspektiv­e, „sonst hätte ich den Job nicht angenommen“. Wie weit sein Team schon ist, will er nun beweisen. Koeman, der sich 1988 bei der EM mit dem Trikot von Olaf Thon symbolisch den Hintern abwischte, ist gereift. Er hat dies später bereut. Später kam 1990 bei der WM Frank Rijkaards „Lama“-Spucke im wallenden Haar von Rudi Völler. Das Duell der Nachbarn war lange geprägt von tiefer Abneigung bis hin zu offenem Hass. Mittlerwei­le hat sich die Beziehung aber entspannt.

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FOTO: DI NOLFI/DPA Bondscoach Ronald Koeman erfährt in der niederländ­ischen Heimat für den eingeleite­ten Generation­swechsel viel Lob.

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