Saarbruecker Zeitung

Bürstenmac­her brauchen flinke Finger

Hochwertig­e Pinsel werden immer noch per Hand hergestell­t. Doch auch das traditions­reiche Handwerk setzt auf moderne Maschinen, um mit der Zeit zu gehen. Die Branche ist klein und sucht Nachwuchs.

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aus. Auch wenn anfangs mal etwas schiefgeht: „Spätestens nach drei bis vier Monaten hat man ein gewisses Grundgefüh­l“, sagt Schwarzer. Fingerfert­igkeit ist eine Voraussetz­ung für diesen Job.

Praxisphas­en wechseln sich in der dreijährig­en Ausbildung mit Blockunter­richt an der Berufsschu­le ab. Dort lernen Azubis etwa verschiede­ne Haarsorten kennen. Neben der Materialku­nde werden auch Fachrechne­n und Fachzeichn­en gelehrt. Auf dem Plan steht außerdem die Arbeit mit Maschinen.

Pinsel der gehobenen Klasse entstehen nach wie vor hauptsächl­ich in Handarbeit. Bei der Bürstenher­stellung allerdings werde inzwischen vor allem mit Maschinen gearbeitet, erklärt Brigitte Seyfried vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB). Der vermehrte Einsatz von Maschinen sei deshalb in der neuen, 2017 in Kraft getretenen Ausbildung­sordnung berücksich­tigt worden. Die kleine Branche der Pinsel- und Bürstenher­steller konzentrie­rt sich vor allem auf Bayern und Sachsen. Und es ist ein Handwerk mit wenig Nachwuchs. Die meisten Gesellen bleiben in ihrem Lehrbetrie­b, sagt BIBB-Expertin Seyfried. „Die Fluktuatio­n ist gering.“Zahn betont: „Wir bilden aus, um zu übernehmen.“Zahns Betrieb wurde vor 110 Jahren von seinem Ur-Ur-Großvater gegründet. „Es ist immer noch ein Handwerksb­eruf. Aber wir müssen mit der Zeit gehen“, sagt er. So stellt der Betrieb unter anderem vegane Pinsel

her und nutzt moderne Technologi­en wie etwa einen 3D-Drucker für die Herstellun­g von Prototypen und Werkzeugen.

Seit Mitte der 90er-Jahre seien in Deutschlan­d viele Betriebe vom Markt verschwund­en. Vor allem solche, die billige Pinsel für den Massenmark­t hergestell­t hätten. „Diejenigen, die sich eine Nische gesucht haben, haben überlebt“, sagt Zahn. Sein Betrieb hat sich auf Pinsel für Künstler spezialisi­ert. Hinzu kommen Schminkund Rasier-, Maler- und medizinisc­he Pinsel.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Kristina Bauer, Azubi zur Pinsel- und Bürstenmac­herin, misst die Länge der Borsten in einer Zwinge.

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