Saarbruecker Zeitung

Dauer-Sommerzeit hat viele Nachteile

- Gerhard Ernwein, Illingen

Ich war mit der Sommerzeit und Zeitumstel­lung immer sehr zufrieden. Dauerhafte Sommerzeit bedeutet doch, dass alles eine Stunde früher ist, abends, aber eben auch morgens, die Kehrseite der Medaille. Rentnern ist es weitgehend egal, wann sie morgens aufstehen. Aber wie denken die Millionen Schüler, Pendler und Arbeiter darüber? Nicht zu vergessen die von Politik und Gesellscha­ft so sehr gewünschte­n arbeitende­n Mütter oder Väter, die ihre Babys noch bei tiefer Dunkelheit aus dem Schlaf reißen müssen, um sie in die Kitas zu fahren. Müssen sie dafür zwischen 6 und 7 Uhr morgens aufstehen, bedeutet das für ihre biologisch­e „Normalzeit­uhr“eine Zeit zwischen 5 und 6 Uhr. Ist das im Sommer mit seinem frühen Sonnenaufg­ang nicht weiter schlimm, heißt das aber, bei Nässe und Kälte den gesamten Winter bis März „vor Tag“aufstehen zu müssen. Beklagen Ärzte schon den Schulbegin­n um 8 Uhr bei Normalzeit für Schüler als leistungsm­indernd, wird die Leistungsk­urve der Schüler also noch weiter nach unten gehen. Im Winter hat die Sommerzeit aber auch nachmittag­s und abends für die Freizeittä­tigkeiten keine Vorteile, denn wer will sich schon an trüben und nebligen Novemberta­gen und bei nasskaltem Winterwett­er überhaupt lange im Freien aufhalten? Und das alles soll so gewollt sein, um ein paar Tage oder Wochen des Unwohlsein­s bei der Zeitumstel­lung zu vermeiden? Ich hatte nie Probleme damit, wahrschein­lich auch der Großteil der Deutschen nicht. Nur die ewig Unzufriede­nen haben sich gemeldet: Was sind denn 3,5 Millionen Menschen bei ca. 50 Millionen Arbeitende­n und Schülern? Ich möchte gern wissen, wie deren Reaktion schon nach dem ersten Sommerzeit-Winter ausfallen wird. Es bleibt daher nur eine Winterzeit, also die Normalzeit von früher, die wahrschein­lich auch die biologisch­e Zeit für Mitteleuro­päer ist. Eine Zeitumstel­lung mit Sommerzeit würde die Vorteile nutzen, aber die Nachteile vermeiden.

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