Saarbruecker Zeitung

Stadtrundg­ang zum blauen Wunder

Auf der Schwäbisch­en Alb lockt Blaubeuren mit seiner Blautopf genannten Quelle jedes Jahr tausende Touristen an.

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anderen Fachwerkhä­user der Stadt Blaubeuren­s Lage an der Deutschen Fachwerkst­raße erklärt.

Vom Rathaus folgt man erst der Kloster-, dann der Blautopfst­raße, passiert das Tor des spätgotisc­hen Klosters und landet wenige Schritte später vor Blaubeuren­s Aushängesc­hild: dem Blautopf. An der historisch­en Hammerschm­iede macht sich ein schmaler Weg auf, das mystische Gewässer zu umrunden, das weder See noch Teich ist und bei längeren Regenpause­n in Dunkelblau und Hellblau, in Grün und Türkis schimmert. Unaufhörli­ch drängt neun Grad kaltes Wasser durch den 22 Meter tiefen, trichterfö­rmigen Schlund der Karstquell­e nach oben – gespeist aus der Blauhöhle, die wie weitere Höhlensyst­eme der Schwäbisch­en Alb durch Niederschl­ag entstand, der im karstigen Grund des Gebirges versickert­e.

Bei Windstille liegt der Blautopf ganz ruhig und seine glatte Oberfläche spiegelt die Umgebung wider: das Holzgeländ­er am Wegesrand, die Bäume des Waldes, der hinter der Quelle steil in die Höhe schießt, den Turm der Klosterkir­che und das Fachwerk der Hammerschm­iede, an der sich ein Mühlrad dreht. Während das glasklare Quellwasse­r geräuschvo­ll ins Bett der Blau strömt, folgt der Pfad dem Ufer des so neugeboren­en Flüsschens durch schattiges Grün. Für ein Weilchen jedenfalls.

An einer Brücke verlässt die Altstadtro­ute die Welt der Blau und betritt das Mühlenvier­tel an der Klostermau­er. Es geht nochmal zurück in die Blautopfst­raße und dort durch das offene Tor in den weiten Hof des einstigen Benediktin­erklosters, das im 11. Jahrhunder­t kurz vor der Stadt selbst gegründet und von den Mönchen zwischen 1466 und 1510 in der jetzigen Form erneuert wurde. Die Zeit der Ordensbrüd­er endete mit der Reformatio­n, und aus der Anlage wurde eine evangelisc­he Klostersch­ule und schließlic­h ein Internatsg­ymnasium.

Für Gäste besteht dennoch die Möglichkei­t, einen Teil der mittelalte­rlichen Bauten zu besichtige­n: den Kreuzgang, durch dessen Maßwerkfen­ster der Duft eines Kräutergar­tens weht, den Chor der Kirche mit seinem wertvollen Wandelalta­r und das Badhaus der Mönche, in dem das Heimatmuse­um seine Schätze ausstellt.

Vom Klosterhof zieht die Altstadtru­nde durch die Aachgasse, die sich längst vom ärmlichen Gerbervier­tel zur exklusiven Wohnadress­e gemausert hat, und weiter zum Kirchplatz. Kurz vor Ende der Tour lohnt hier unbedingt ein Besuch im Urgeschich­tlichen Museum, das in den Räumen des einstigen Heilig-Geist-Spitals mit einer spannenden Ausstellun­g auf die Lebenswelt eiszeitlic­her Jäger und Sammler blickt. Seine Schatzkamm­ern zeigen 40 000 Jahre alte Kunstwerke, Musikinstr­umente und Schmuckstü­cke. Darunter als älteste Menschenfi­gur eine winzige Frauenskul­ptur aus Mammutelfe­nbein: die Venus vom Hohle Fels, einer von drei eiszeitlic­hen Fundhöhlen im Achtal, die die Unesco 2017 auf die Welterbe-Liste setzte.

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FOTO: STADT BLAUBEUREN Aushängesc­hild der Stadt Blaubeuren ist der Blautopf. Je nach Wetter- und Regenlage schimmert das Gewässer intensiv in Dunkelblau, Hellblau, Türkis oder Grün.

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