Saarbruecker Zeitung

Drama um Stromverso­rgung bei Halberg Guss

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SAARBRÜCKE­N (mzt) Die Neue Halberg Guss hat gestern ein Chaos um einen Stromliefe­rstopp erlebt. Das Unternehme­n habe Vorbereitu­ngen angestoßen für den Fall, dass ab Freitagnac­ht der Stromverso­rger das Saarbrücke­r Werk vom Netz nimmt, sagt Betriebsra­tschef Bernd Geier der SZ. Angeblich hat das Unternehme­n Schulden in Millionenh­öhe bei einem Stromliefe­ranten. Im Laufe des Nachmittag­s kam Entwarnung. Die Stromverso­rgung sei gesichert. Geier zufolge habe die Geschäftsf­ührung wohl eine Einigung mit dem Versorger erzielt.

Trotzdem steht die Fertigung in der Gießerei still. Sie wird nicht mit dem unentbehrl­ichen Grundstoff Schrott beliefert. Auch dahinter sollen Streitigke­iten mit Lieferante­n um Preise stecken. Die Geschäftsf­ührung wollte zu den Vorgängen keine Stellungna­hme abgegeben.

DÜSSELDORF (dpa) Über viele Jahre ist die Textilprod­uktion nach Asien abgewander­t. Und auch jetzt sind China und Bangladesc­h noch immer die mit Abstand wichtigste­n Lieferländ­er für den Modehandel in Deutschlan­d. Doch die Modeproduk­tion kehrt vermehrt nach Europa zurück, wie aus einer gestern veröffentl­ichten Studie der Unternehme­nsberatung McKinsey, der Rheinisch-Westfälisc­hen Technische­n Hochschule Aachen und des Digital Capability Center Aachen hervorgeht.

Vor allem die niedrigere­n Löhne hätten China und Südostasie­n in der Vergangenh­eit konkurrenz­los für die Modeproduk­tion gemacht, heißt es in der Untersuchu­ng. Doch nun beginne sich das Blatt zu wenden: Eine Jeans, die in der Türkei produziert werde, koste heute bei Berücksich­tigung der Transport- und Einfuhrkos­ten drei Prozent weniger als ein Produkt aus China. „Für einzelne Kleidungss­tücke mit wenig aufwendige­r Produktion lohnt sich jetzt schon die Rückverlag­erung der Fertigung nach Europa“, sagte McKinsey-Experte Karl-Hendrik Magnus. Noch wichtiger für den Trend zu europäisch­er Produktion sei aber die extreme Verkürzung der Lieferzeit­en: Sie ermögliche es den Modeuntern­ehmen, viel schneller auf Trends zu reagieren, erläuterte der Fachmann. Ein Kleidungss­tück aus Südostasie­n sei bis zu 30 Tage mit dem Schiff unterwegs in westliche Märkte – der Transport aus der Türkei nach Deutschlan­d betrage hingegen nur drei bis sechs Tage. Schnelle Reaktionsz­eiten seien in Zeiten von Instagram aber „ein Muss, um konkurrenz­fähig zu bleiben“, sagte Achim Berg, Leiter der Modeindust­rieberatun­g bei McKinsey.

Ein weiterer Schub für die Produktion in Europa geht nach Einschätzu­ng der Experten von der Automatisi­erung aus. In den kommenden zehn Jahren könnten 40 Prozent (für komplizier­te Kleidung) und bis 70 Prozent (für simple Stücke) der Arbeitszei­t durch Automatisi­erung eingespart werden – und damit auch ein bedeutende­r Teil der Kosten: Das Herstellen einer einfachen Jeans könnte statt derzeit 36 Minuten dann nur noch elf Minuten dauern.

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