Saarbruecker Zeitung

Audi zahlt 800 Millionen Euro Bußgeld

In der Diesel-Affäre verhängen die Staatsanwä­lte eine hohe Millionens­trafe. Wohin das Geld fließt, ist umstritten.

- VON MATTHIAS ARNOLD UND THOMAS STRÜNKELNB­ERG

INGOLSTADT/WOLFSBURG (dpa) Immer wieder „Dieselgate“– und noch mehr Ärger für Audi: Der ehemalige Vorstandsc­hef Rupert Stadler sitzt in Haft, der Autoabsatz bricht ein, und nun verhängt die Staatsanwa­ltschaft München auch noch ein saftiges Bußgeld. 800 Millionen Euro muss der Hersteller aus Ingolstadt für Verfehlung­en im Abgas-Skandal zahlen.

Die Summe reißt ein Loch in die Bilanz der VW-Tochter, Audi senkte angesichts des Bußgelds seine finanziell­en Ziele für das laufende Jahr. Wie deutlich die Erwartunge­n verfehlt werden, blieb zunächst unklar. Die Geldbuße akzeptiert­e man dennoch. Die Audi AG bekenne sich zu ihrer Verantwort­ung, hieß es in der Volkswagen-Mitteilung.

Auch die Porsche-Holding als VW-Mehrheitse­ignerin rechnet unter anderem wegen des Bußgelds 2018 mit einem niedrigere­n Gewinn. Nach Steuern werde das Konzernerg­ebnis zwischen 2,5 und 3,5 Milliarden Euro liegen, meldete die Porsche SE. Zuvor hatte die Dachgesell­schaft den Korridor um 900 Millionen Euro höher angesetzt.

Winfried Bausback

Analyst Frank Schwope von der Nord-LB geht davon aus, dass dies bei weitem noch nicht die letzten Zahlungen nach dem Diesel-Betrug waren. Weitere Bußgelder könnten weltweit anfallen. Der Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen (vzbv) und der ADAC hätten angekündig­t, VW zu verklagen. Dazu komme das Braunschwe­iger Kapitalanl­eger-Musterverf­ahren von Investoren, die nach dem Bekanntwer­den der Abgas-Manipulati­onen viel Geld verloren hatten.

All das könne für den Konzern weitere Belastunge­n von zehn bis 20 Milliarden Euro bedeuten, schätzte Schwope. Trotzdem nimmt er an, dass Volkswagen vor einem neuen Rekordjahr bei Absatz, Umsatz und Ergebnis stehen dürfte. Allein die Auslieferu­ngen könnten in diesem Jahr um mehr als drei Prozent auf über elf Millionen Fahrzeuge zulegen.

Die Geldbuße für Audi setzt sich laut VW aus dem gesetzlich­en Höchstmaß einer Ahndung von fünf Millionen Euro sowie einer Abschöpfun­g wirtschaft­licher Vorteile in Höhe von 795 Millionen Euro zusammen. Doch bei den geschädigt­en Verbrauche­rn wird davon zunächst nichts ankommen. Laut Ordnungswi­drigkeiten­recht fließen sowohl der Ahndungs- als auch der Abschöpfun­gsteil in solchen Fällen dem Staatshaus­halt zu, wie Bayerns Justizmini­ster Winfried Bausback (CSU) erklärte. Schon die Geldbuße von einer Milliarde Euro, die die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig in derselben Angelegenh­eit gegen VW verhängt hatte, ging an das Land

„Geldbußen müssen künftig auch den

Geschädigt­en zugutekomm­en.“

Bayerische­r Justizmini­ster (CSU)

Niedersach­sen. Um die Verteilung hatte es anschließe­nd einen erbitterte­n Streit gegeben. Bausback forderte deshalb: „Geldbußen, die unsere Staatsanwa­ltschaften gegen Unternehme­n verhängen, müssen künftig unmittelba­r auch den Geschädigt­en zugutekomm­en.“

Verbrauche­rschützer verlangten ebenfalls, das Geld für die Geschädigt­en zu verwenden. Die von Audi zu zahlenden 800 Millionen Euro sollten für die Nachrüstun­g von Abgas-Hardware verwendet werden, schlug vzbv-Chef Klaus Müller vor. Dies sieht auch der FDP-Verkehrsex­perte Oliver Luksic so: „Es kann nicht sein, dass der Staat in der Aufsicht versagt und dann noch Bußgelder kassiert, die betroffene­n Diesel-Fahrer aber im Regen stehen“, sagte er.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Die Dieselgate-Strafzahlu­ng reißt ein großes Loch in die Bilanz der Volkswagen-Tochter Audi.

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