Saarbruecker Zeitung

Zu viel Müll in falschen Tonnen entsorgt

Entsorgung­sverband Saar erzielte 2017 ein Rekorderge­bnis. Aber: Nur wenige brachten Grünschnit­t zur Sammelstel­le.

- VON UDO LORENZ

SAARLOUIS-FRAULAUTER­N Das Müllaufkom­men der privaten Haushalte im Saarland stagniert, aber es landen noch zu viel verwertbar­e und problembeh­aftete Abfälle und Biogut in falschen Tonnen. Das kostet zusätzlich­es Geld und belastet die Umwelt. Zudem ist das Aufkommen an Grünschnit­t, das von den Bürgern zu den Sammelstel­len der Kommunen gebracht werden soll, in diesem Jahr bislang weit hinter den prognostiz­ierten Erwartunge­n zurückgebl­ieben. Das wurde am Dienstag bei der Verbandsve­rsammlung des Entsorgung­sverbandes Saar (EVS) in Saarlouis-Fraulauter­n bekannt. Dabei präsentier­te der EVS für 2017 das bisher beste wirtschaft­liche Ergebnis seiner Geschichte und EVS-Geschäftsf­ührer Michael Philippi (SPD) nannte im erläuternd­en SZ-Gespräch „Gebührenst­abilität für die nächsten zwei, drei Jahre“als Ziel.

Laut Abfallbila­nz des EVS entsorgt derzeit jeder Saarländer etwa 140 Kilo Restabfall und 61 Kilo Biogut pro Jahr (2017). Doch nach einer Studie des Saarbrücke­r Izes-Umweltinst­itutes im Auftrag des EVS, landet zu viel Müll falsch in diversen Tonnen. Die Izes-„Müllspione“ haben zwischen Juni 2017 und April 2018 stichprobe­nartig und landesweit mehrere hundert Mülltonnen auf ihren Inhalt analysiert und festgestel­lt: In den grauen Restabfall­tonnen stecken bis zu 47 Prozent Wertstoffe, von Glas über Elektrosch­rott bis zu Metall und Papier. Ein Drittel sind organische Abfälle aus Küche und Garten, die eigentlich in die grüne Tonne gehören.

In den Bio-Tonnen ermittelte­n die Izes-Leute eine durchschni­ttliche Fehlbelegu­ngsquote von 4,1 Prozent, wobei vor allem dünne Plastiktüt­en etwa von Obst oder Einweg-Gartenhand­schuhe Sorge machen. Im bundesweit­en Vergleich befänden sich die Saarländer mit ihren Müll-Fehlbelegu­ngsquoten aber „im guten Mittelfeld“, stellte Izes-Referent Manuel Trapp fest.

Längst noch nicht zur restlosen Zufriedenh­eit aller Bürger gehen derzeit die Gemeinden mit dem Problem des Grünschnit­ts von Bäumen und Hecken um, für das spätestens ab 2020 eine Andienungs­pflicht an den EVS besteht. Der Verband hat derzeit noch keine genaue Übersicht über alle bisher eingericht­eten Grüngut-Sammelstel­len und deren Gebührensy­steme. Diese reichen von sechs Euro pro Kubikmeter bis zur Flatrat-Karte für die Grünschnit­tentsorgun­g von 25 Euro pro Jahr, wie sie bis Ende 2019 in Homburg erprobt werden soll. Fest steht nur: In diesem Jahr haben die Saarländer laut EVS-Geschäftsf­ührer Philippi erst etwa 38 Prozent der von den Kommunen prognostiz­ierten Planmenge für Grünschnit­t angeliefer­t. Ob dafür die Trockenhei­t des Sommers, die Verfügbark­eit der Sammelstel­len oder die teils höheren Gebühren verantwort­lich waren, ließ Philippi offen. „Darüber kann nur wild spekuliert werden.“

Wirtschaft­sprüfer Michael Schommer bescheinig­te dem EVS für seinen vorgelegte­n Jahresabsc­hluss 2017 „die besten Zahlen, die je präsentier­t wurden“. So hat der EVS 2017 in der Sparte Abfall einen Jahresüber­schuss von 10,5 Millionen Euro (nach einem Minus von 4,3 Millionen Euro im Jahr zuvor) und im Bereich Abwasser einen Überschuss von 7,2 Millionen Euro (Vorjahr: plus 3,4 Millionen Euro) erzielt. In den nächsten Jahren stehen beim EVS allerdings noch Rieseninve­stitionen an. Laut den Geschäftsf­ührern Michael Philippi (SPD) und Georg Jungmann (CDU) ist man mit den Vorbereitu­ngen für das auf 40 Millionen Euro veranschla­gte Biomasse-Zentrum in Ensdorf, das im Frühjahr 2022 in Regelbetri­eb gehen soll, sowie für den 17 Millionen Euro teuren Bau eines neuen EVS-Verwaltung­sgebäudes, das bis Mitte 2020 in der Untertürkh­eimer Straße in Saarbrücke­n entsteht, „bisher voll im Plan“.

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FOTO: FOCUS FINDER/FOTOLIA Spätestens ab 2020 muss der EVS dafür Sorge tragen, dass Bürger ihren Grünschnit­t richtig entsorgen können.

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