Saarbruecker Zeitung

Kaserne wartet auf einen Pfarrer

Seit Monaten müssen die in der Kaserne Niederauer­bach in Zweibrücke­n stationier­ten Soldaten ohne einen Pfarrer auskommen.

- VON FLORIAN RIESTERER

ZWEIBRÜCKE­N (epd) Viel zu tun hat der evangelisc­he Militärpfa­rrer Karl-Martin Unrath. Eigentlich betreut der 57-Jährige die Truppensta­ndorte Saarlouis, Merzig und Lebach und ist ohnehin viel unterwegs. Seit Dezember vergangene­n Jahres ist er nun auch noch Militärpfa­rrer in der Niederauer­bachkasern­e Zweibrücke­n – als Vakanzvert­retung.

Im November 2017 wechselte Militärpfa­rrerin Brigitte Bommarius vom Evangelisc­hen Militärpfa­rramt Zweibrücke­n ins Evangelisc­he Militärpfa­rramt Münster. Seitdem ist die Stelle vakant, bestätigt Andreas Junggeburt­h vom Evangelisc­hen Militärdek­anat Köln, zu dem Zweibrücke­n gehört. Für Unrath bedeutet das gutes Zeitmanage­ment. „Ich versuche, mindestens einmal pro Woche in Zweibrücke­n zu sein,“sagt der Pfarrer, der erst vor einem Jahr die Stelle in Saarlouis angetreten hat.

Durch das Fehlen eines ständigen Militärpfa­rrers sei das seelsorger­liche Angebot daher ausgedünnt, sagt Unrath. Fortgeführ­t werden in jedem Fall Gedenkvera­nstaltunge­n an Gefallene. Was ausgesetzt ist, seien die Standortgo­ttesdienst­e. Auch das ökumenisch­e Kirchencaf­é, das Bommarius während ihrer Zeit in der Kaserne mit ihrem katholisch­en Kollegen Marius Merkelbach veranstalt­et hat, ruht.

„In letzter Zeit bestand ohnehin geringerer Bedarf“, sagt Unrath. Schließlic­h waren seit Mai 300 Soldaten des Fallschirm­jägerregim­ents 26 aus Zweibrücke­n und Lebach bei der UN-Mission in Mali im Einsatz. Allerdings werden die letzten Soldaten bald zurückkehr­en, teilt Presseoffi­zier Hauptmann Andy Enderlin mit. Dann kommt auf die Seelsorger mehr Arbeit zu. „Viele Probleme, die aus dem Auslandsei­nsatz resultiere­n, stellen sich mit einer Zeitverzög­erung von einem halben Jahr oder Jahr ein“, sagt Merkelbach, der von April bis August in Mali bei den Soldaten war. Für Merkelbach, eigentlich Pfarrer des katholisch­en Militärpfa­rramts Saarlouis, ist die Arbeit in Zweibrücke­n schon Alltag. Seit Ende 2015 bereits pendelt er wie Unrath zwischen den einzelnen Truppensta­ndorten. Doch jetzt kommt Bewegung in die lange Vakanzvert­retung. „Es ist relativ sicher, dass ab Februar 2019 ein katholisch­er Militärpfa­rrer nach Zweibrücke­n kommt“, sagt Merkelbach, der sich über die Entlastung freut.

Ein generelles Problem bei der Besetzung von Stellen der Militärsee­lsorge hat das Evangelisc­he Militärdek­anat nicht. Im Dekanat Köln, das Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland umfasst, ist lediglich eine Stelle unbesetzt – eben Zweibrücke­n, bestätigt Junggeburt­h.

Warum es in Zweibrücke­n etwas dauere, darüber kann Unrath deshalb nur mutmaßen. Möglicherw­eise habe die geografisc­he Lage damit zu tun, sagt der Pfarrer. Viele Pfarrer ziehe es in die Ballungsze­ntren nach Köln oder Düsseldorf, höre er aus der rheinische­n Landeskirc­he.

Sollte Unrath noch länger in der Niederauer­bachkasern­e tätig sein, wird er noch die Einweihung des neuen Gottesdien­straums für Soldaten auf dem Gelände miterleben können. Für rund 850 000 Euro soll dieser ab Mitte kommenden Jahres nahe des Gefallenen­denkmals gebaut werden.

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FOTO: BECKER&BREDEL In der Niederauer­bachkasern­e in Zweibrücke­n gibt es keine Gottesdien­ste mehr.
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FOTO: KATJA SPONHOLZ/DPA Der evangelisc­he Militärpfa­rrer Karl-Martin Unrath pendelt viel in der Region.

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