Saarbruecker Zeitung

Amputation: Ex-DFB-Arzt spricht von Pfusch

Schwere Vorwürfe gegen Evangelisc­hes Krankenhau­s. Hätte Unterschen­kel des Fußballers Stefan Schmidt gerettet werden können?

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Mängel bei der Operation, Versagen bei anschließe­nder Behandlung inklusive viel zu spät gestellte Diagnose. Das alles soll zu folgenschw­eren Komplikati­onen geführt haben. Das zumindest hält Dr. Stefan Schuh den Verantwort­lichen des Krankenhau­ses in Saarbrücke­n vor. Der ehemalige DFB-Arzt spricht von „massivem Kompetenzm­angel“. Der Völklinger ist überzeugt, dass bei einwandfre­ier Behandlung der Unterschen­kel des St. Arnualer Fußballspi­elers hätte gerettet werden können. Der 56-Jährige: „Es handelte sich um eine Fraktur des rechten Unterschen­kels, wie er in diesem Sport immer wieder vorkommt.“Nach Durchsicht der Behandlung­sakten stehe für den Mediziner fest, dass es eindeutig zu Behandlung­sfehlern gekommen ist.

Schuh spricht von „grobem Behandlung­sfehler“. Schon kurz nach Einlieferu­ng des jungen Mannes in die Klinik seien erste begangen worden. So soll es Standard sein, dass sich zwei Ärzte bei der Operation um den Patienten kümmern. Schuh: „Bei Stefan war es ein Arzt und ein Pfleger.“Sie hätten „über eine Stunde probiert“, die Knochen an der Bruchstell­e zusammenzu­bekommen. Erst als all das nichts half, habe der Arzt den diensthabe­nden Mediziner hinzugeruf­en. Entspreche­nde OP-Protokolle belegten, wie lange erfolglos herumgedok­tert wurde.

Erschweren­d komme hinzu, sagt der Sportmediz­iner, dass der damals 23-Jährige während der langwierig­en, hilflosen Versuche viel zu lange Röntgenstr­ahlen ausgesetzt worden sei. „Die haben den Kerl gegrillt.“

Damit nicht genug: Kurz bevor Schmidt unters Messer kam, sollen die Ärzte eine Blutsperre angelegt und gefüllt haben. Dies hält Schuh für unnötig, da es sich nicht um einen offenen Bruch gehandelt habe, bei der eine Blutung hätte gestoppt werden müssen. „Das ist heute nicht mehr üblich.“Für den einstigen DFB-Mediziner darüber hinaus nicht nachzuvoll­ziehen: „Über zwei Stunden haben die das gemacht. So

Stefan Schmidt lange, dass Gewebe abstirbt, Nerven und Blutgefäße geschädigt werden.“

Stefan Schmidt klagte nach der Operation über „massivste Schmerzen“im verletzten Bein. Diese sollen nur nach Einnahme von Morphin nachgelass­en haben. Stunden seien verstriche­n, bis ein gefährlich­es Kompartmen­t-Syndrom diagnostiz­iert wurde, welches Ärzte bereits während der Morgenbesp­rechung festgestel­lt haben sollen. Dabei handelt

„Ich war enttäuscht,

traurig, sauer.“

auf die Klageerwid­erung der Anwälte des Evangelisc­hen Krankenhau­ses zu seiner

Schmerzens­geld-Forderung.

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FOTO: KILIAN SCHUH Dr. Stefan Schuh, ehemaliger DFB-Arzt.

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