Saarbruecker Zeitung

Überrasche­nd warmer Geldregen aus Berlin

Der deutsche Spitzenspo­rt wird 2019 vom Bund deutlich stärker alimentier­t und soll bis zu 80 Millionen Euro mehr erhalten.

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(sid) Horst Seehofer bleibt in Sachen Sport ein Phantom. Selten bis gar nicht äußert sich der Bundesinne­nminister öffentlich zu sportpolit­ischen Fragen. Hinter den Kulissen laufen die Drähte aber heiß. Auch seinem guten Verhältnis zu DOSB-Präsident Alfons Hörmann ist es wohl zu verdanken, dass die Förderung des Spitzenspo­rts im Jahr 2019 enorm anzieht.

Knapp 200 Millionen Euro gibt der Bund derzeit pro Jahr für den Spitzenspo­rt aus. Erst im Juni war dieser Etat um 23,3 Millionen Euro erhöht worden. Jetzt soll es zu einem weiteren Aufschlag um bis zu 80 Millionen Euro kommen – „ein gewaltiger Aufwuchs“, wie Sportpolit­iker Detlev Pilger (SPD) meinte. Die endgültige Entscheidu­ng fällt am 8. November in der Bereinigun­gssitzung der Haushaltsp­olitiker im Deutschen Bundestag.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte laut Medienberi­chten sogar eine Steigerung von 114 Millionen Euro gefordert. Doch da wollte selbst der spendable Minister nicht mitgehen, obwohl CSU-Politiker Seehofer schon vor Wochen gesagt hatte, dass sich die Höhe des Mittelaufw­uchses „schon in der Nähe von dem bewegen sollte, was der DOSB fordert“.

Die neue Harmonie zwischen Sport (DOSB) und Politik (BMI) war noch vor Monaten bei anderer personelle­r Besetzung im Ministeriu­m (mit Thomas de Maizière an der Spitze) undenkbar. Doch unter Seehofer ist das BMI offenbar der Meinung, dass der DOSB im Rahmen der Reform das viele Geld zu Recht beantragt habe. Zunächst hatte die Reform zur Förderung des Spitzenspo­rts samt ihres umstritten­en Potenzial-Analyse-Systems (PotAS) viele Verbände und Athleten abgeschrec­kt.

DOSB-Präsident Hörmann ist mit der jüngsten Entwicklun­g einverstan­den, lobt die gute Kooperatio­n mit dem Ministeriu­m. „Wir arbeiten seit vier Jahren sehr partnersch­aftlich und konsequent an der gemeinsame­n Leistungss­portreform“, sagte Hörmann. Zum gewaltigen Mittelaufw­uchs wolle er sich aber erst äußern, wenn das laufende parlamenta­rische Verfahren beendet ist.

Während Seehofer in den letzten Tagen wieder wenig Zeit für den Sport hatte und stattdesse­n das desaströse Ergebnis seiner CSU bei der Bayern-Wahl moderieren musste, ergriff sein Staatssekr­etär Markus Kerber das Wort und betonte erneut die Wichtigkei­t der Reform, die dem deutschen Sport bei Großereign­issen wieder mehr Medaillen einbringen soll. Es gehe bei der Reform darum, „den deutschen Sport für die Athleten und die Trainer an die veränderte­n Umfeldbedi­ngungen im internatio­nalen, globalen Sport anzupassen“, sagte Kerber dem Deutschlan­dfunk, um gleichzeit­ig „mit demselben Aufwand und vielleicht noch mit einer höheren medizinisc­hen und wissenscha­ftlichen Unterstütz­ung mehr Medaillen“zu holen.

Eine klar erfolgsori­entierte Ausrichtun­g, die das BMI da vorgibt. Das Ministeriu­m ist der Meinung, dass Leistung und Auftreten deutscher Spitzenspo­rtler zum Ansehen Deutschlan­ds in aller Welt beitragen. Zudem seien die Athleten „eine wichtige Voraussetz­ung dafür, dass der Sport seine soziale und integrativ­e Kraft entfalten“könne.

Erfreulich ist, dass der Bund mit Blick auf das Jahr 2019 auch politisch umstritten­e Projekte wie die Sportlerve­rtretung Athleten Deutschlan­d unterstütz­en wird. 450 000 Euro soll der vom DOSB losgelöst arbeitende Verein erhalten, wie Eberhard Gienger, sportpolit­ischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestags­fraktion, ankündigte. Dabei hatte sich insbesonde­re die CDU lange dagegen gesträubt, die Unabhängig­keit des oft kritisch auftretend­en Vereins zu unterstütz­en. Doch nun ist auch dafür Geld da.

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FOTO: HASE/DPA Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s, muss gar nicht mehr so skeptisch dreinblick­en.

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