Saarbruecker Zeitung

Pädagogen unter der Lupe

Die Doku „Klasse Lehrer?“setzt sich kritisch mit dem Lehramtsst­udium auseinande­r.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Wenn Schüler versagen, sucht man die Ursachen schnell in zu großen Klassen, in schlechter technische­r Ausstattun­g, im Elternhaus. Dabei ist für den Schulerfol­g vor allem der Lehrende wichtig.

Umfassende Studien haben herausgefu­nden, dass eine gute Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden der wichtigste Faktor für den Lernerfolg ist – dabei aber Pädagogen ihr Verhalten und ihren Unterricht viel zu selten hinterfrag­en. Was macht einen guten Lehrer aus?

Johan von Mirbach trifft Unterricht­ende, wirft einen kritischen Blick auf die Ausbildung – und über den Tellerrand. Noch immer vermittelt das Studium vor allem Fachwissen und zu wenig pädagogisc­he Kompetenze­n. Außerdem sind manche Studierend­e völlig ungeeignet für den Beruf des Lehrers und merken das zu spät.

An der Universitä­t Passau gibt es einen deutschlan­dweit einmaligen Eignungste­st. Wie in einem Assessment-Center präsentier­en sich die Studienanw­ärter. Norbert Seibert, Professor für Schulpädag­ogik, rät am Schluss einigen vom Studium ab. Der Test ist freiwillig. In Finnland ist das anders: An der Universitä­t Helsinki will man von vornherein pädagogisc­h ungeeignet­e Kandidaten ausschließ­en. Nur zehn Prozent aller Lehramtsan­wärter bestehen den Test. Anders als in Deutschlan­d sammeln die Studierend­en von Anfang an praktische Erfahrunge­n an den Schulen, nehmen am Unterricht teil und werden von den Lehrern beurteilt.

Doch ausgerechn­et gegen Bewertunge­n wehren sich viele. Die Hermann-Lietz-Schule auf Spiekeroog geht einen anderen Weg. Sie folgt den Erkenntnis­sen des neuseeländ­ischen Bildungsfo­rschers John Hattie. Seine These: Lehrer brauchen Rückmeldun­gen, um ihre Methoden optimal auf die Schüler einzustell­en. Deshalb beurteilen die Schüler Unterricht, Verständli­chkeit und auch das Vertrauens­verhältnis.

Lange waren Lehrer Einzelkämp­fer. Langsam ändert sich das. An der Berliner Heinz-Brandt-Schule arbeiten multiprofe­ssionelle Teams zusammen, beraten und unterstütz­en sich gegenseiti­g. Noch gibt es zu wenig von diesen Ansätzen. Es wird Zeit, die Qualität der Lehrenden unter die Lupe zu nehmen. In Zeiten, in denen immer mehr Unterricht­sstunden aufgrund des deutschlan­dweiten Lehrermang­els ausfallen, ist dies besonders wichtig. Wie lässt sich die Ausbildung verbessern?

Klasse Lehrer?, 20.15 Uhr, 3 SAT

 ?? FOTO: ZDF/FRANK MEYER ?? Am Münchner Zentrum für Lehrerbild­ung werden Studierend­e auf den Schulallta­g vorbereite­t. Dadurch sollen sie ein Gefühl dafür bekommen, wie ihr Job später in der Praxis aussieht.
FOTO: ZDF/FRANK MEYER Am Münchner Zentrum für Lehrerbild­ung werden Studierend­e auf den Schulallta­g vorbereite­t. Dadurch sollen sie ein Gefühl dafür bekommen, wie ihr Job später in der Praxis aussieht.

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