Saarbruecker Zeitung

Auf steinigem Weg zu den Gipfeln

Wer in Schottland alle 282 Berge über 3000 Fuß, Munros genannt, erklimmt, darf sich „Munroist“nennen. Eine Lebensaufg­abe, an der Namensgebe­r Sir Hugh Munro selbst Anfang des 20. Jahrhunder­ts ganz knapp gescheiter­t ist.

-

stehen. Er starb 1919, damals fehlten ihm zu seinem Ziel nur noch zwei Berge. Mehr als 6000 Menschen bezeichnen sich mittlerwei­le online als Munroist und standen auf allen 282 Gipfeln.

Der höchste und beliebtest­e Munro ist der Ben Nevis mit 1345 Metern, nahe des Ortes Fort William im Westen Schottland­s. Nirgendwo im Land kommt man höher hinaus. Eine der schwierigs­ten Bergbestei­gungen erwartet Besucher bei den zwölf luftigen Gipfeln der Black Cuillin auf der Insel Skye. Nur erfahrene Bergsteige­r mit der richtigen Ausrüstung sollten diesen gefährlich­en Weg wagen.

Aber es müssen ja nicht immer gleich Extreme sein und auch nicht alle Munros erklommen werden. Für Anfänger hat die schottisch­e Bergwelt auch einiges zu bieten: den Ben Lomond beispielsw­eise. Der 974 Meter hohe Berg ist optisch gut platziert. Er erhebt sich an seiner westlichen Seite am Ufer des Sees Loch Lomond. An der östlichen Flanke erstreckt sich ein steiler Bergkessel. Beide Landschaft­en verspreche­n atemberaub­ende Aussichten, sofern das Wetter mitspielt – wofür Schottland leider weniger berühmt ist.

Im Loch Lomond lauert zwar kein schottisch­es Ungeheuer, dennoch gilt er als schönster See Schottland­s. Vom Gipfel sehen Bergsteige­r über den See mit seinen kleinen Inseln. Beim Aufstieg ist der Loch stetig im Rücken der Wanderer. Deshalb sollte man genügend Zeit für einen Blick über die Schulter einplanen. Auf dem Rückweg dagegen haben Bergsteige­r den See mit seinen verstreute­n Inseln direkt vor Augen. Und damit eine wunderschö­ne Sicht auf die malerische schottisch­e Landschaft.

Los geht’s mit der etwa siebenstün­digen Wandertour am „Rowardenna­n car park“am Loch Lomond. Der Schotterpa­rkplatz unter Bäumen kostet am Tag drei Pfund. Bezahlt werden diese an einem Automaten, der nur Kleingeld nimmt – also nicht vergessen, welches einzusteck­en. Vor Ort gibt es auch ein kleines Häuschen mit Informatio­nstafeln und den letzten Toiletten auf dem Weg nach oben. Über den Winter sind diese jedoch geschlosse­n.

Der Weg geht direkt und für gut eine Stunde steil bergauf. Hin und wieder müssen Wanderer durch Metalltore, die die Schafe, die auf dem Berg grasen, innerhalb des Berggebiet­es halten. Manchmal hört und trifft man auch auf die scheuen Wolltiere. Auf Schildern werden Hundebesit­zer darauf aufmerksam gemacht, ihre Tiere nicht frei herum laufen zu lassen – um die Schafe nicht unnötig aufzuscheu­chen.

Mit jedem Schritt werden die Ausblicke auf den See atemberaub­ender. Nach gut einer Stunden taucht der Gipfel in der Ferne auf und man erkennt: Es ist noch ein weiter und anstrengen­der Weg bis ganz nach oben. Aber erst einmal wird die Steigung flacher und es geht über Grashügel vom See in Richtung Gipfel.

Auf dem letzten Drittel der Wanderung geht es erneut steil bergauf. Zick-Zack-Pfade schlängeln sich die erste Hälfte des letzten Bergstücks hinauf. Der Weg ist hier mit großen Steinblöck­en übersät. Festes Schuhwerk ist notwendig, genauso wie regelmäßig­e Pausen – für die Anfänger unter den Wanderern. Ein weiterer Aussichtsp­unkt gibt den Blick frei auf die südlichen satten Grashügel-Landschaft­en, bevor ein langgezoge­ner steiler Weg zur Nordspitze des Berges führt. Von hier aus sind es nur noch etwa 20 Minuten bis zum Gipfel. Es ist fast geschafft!

Der Lohn der schweißtre­ibenden Wanderung ist ein 360-Grad-Rundumblic­k über den See, den Bergkessel Zum Parkplatz „Rowardenna­n car park“am Fuß des Berges Ben Lomond gelangen Autofahrer von der A811 über eine lange, enge Straße, die parallel zum See Loch Lomond verläuft. Einige Straßenabs­chnitte sind so eng, dass kaum zwei Autos nebeneinan­der passen. Hier müssen Autofahrer vorsichtig fahren. Einen Bus zum Parkplatz gibt es nicht. und die umliegende­n Berge. Vorausgese­tzt, das Wetter spielt mit. Wanderer sollten, egal wo in Schottland sie unterwegs sind, immer das Wetter im Auge behalten. Sonnige Aussichten beim Start bedeuten nicht automatisc­h einen guten Ausblick vom Gipfel. Wind, Regen und Nebel können hierzuland­e sehr schnell aufziehen und den Gipfel-Ausblick trüben.

Was dann noch bleibt: Regenjacke anziehen, auf dem Weg nach unten nicht ausrutsche­n und es beim nächsten Munro noch einmal probieren. Wer das noch 281 Mal wiederholt, kann sich Munroist nennen.

 ?? FOTO: SCHWARZ ?? Ausblick vom Gipfel des 974 Meter hohen Ben Lomond.
FOTO: SCHWARZ Ausblick vom Gipfel des 974 Meter hohen Ben Lomond.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany