Saarbruecker Zeitung

Streit um Weihnachts­markt in Alt-Saarbrücke­n geht weiter

Seit 35 Jahren fester Bestandtei­l in Alt-Saarbrücke­n: eine Kirmesorge­l von 1907. Deren Besitzer ist über Stadtaussc­hreibung stinksauer.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Die neuen Modalitäte­n, an die sich all jene halten müssen, die während des zweitägige­n Weihnachts­marktes in Alt-Saarbrücke­n einen Stand betreiben wollen, sorgen nach wie vor für Ärger. Viele verstehen nicht, warum die gängige Praxis der Vorjahre nun nicht mehr gelten soll.

Ungemach bereiten neue Stellplatz­größen, die Vergabe besonders begehrter Standorte an den Meistbiete­nden sowie generell höhere Kosten und das eingeschrä­nkte Platzangeb­ot. Die Stadt Saarbrücke­n als Veranstalt­er begründet dies mit strengeren Sicherheit­srichtlini­en, an die sich jeder zu halten habe. Zudem setze sie die Maßstäbe an, was die Standgebüh­ren und das Vergabever­fahren betrifft, wie es bei vergleichb­aren Großverans­taltungen Usus sei.

Trotzdem fühlen sich viele Marktbesch­icker abgeschobe­n. Einige sind darunter, die sich seit vielen Jahren mit dem Traditions­markt verbunden fühlen. So auch Heino Jockers aus Schafbrück­e. „Wir sind mit der Weihnachts­orgel seit 35 Jahren dabei“, sagt der 47-Jährige. Sein Vater sei es gewesen, der als Erster mit dem einmaligen, handgearbe­iteten Instrument von 1907 den Weihnachts­markt bereichert­e. Doch wie es aussieht, ist jetzt Schluss damit. Schuld daran seien die neuen Bestimmung­en.

Bislang hatte Jockers seine große, hölzerne Orgel an einem zentralen Punkt. Direkt daneben seinen Glühweinst­and. Beides habe eine Einheit gebildet. Das historisch­e Instrument hatte seinen Angaben zufolge einen kostenlose­n Standplatz. Das habe er durch den Glühweinve­rkauf finanziert. Für Strom und Wasser entrichtet­e er einen Obolus an die Stadt, berichtet er.

Diesmal aber sei alles anders. Jockers: „Ich sollte für Stand und Orgel getrennte Anträge stellen.“Der für den Getränkeve­rkauf sei abgelehnt worden. „Ich sollte eine Fläche von drei mal sechs Metern einhalten. Aber mein Stand, den ich einzig und allein für diesen Markt habe bauen lassen, misst vier mal fünf Meter.“Außerdem sei von vornherein in der Ausschreib­ung klar gewesen, dass Stand und Orgel nicht nebeneinan­der Platz finden. Doch unbeaufsic­htigt wollte er das wertvolle Instrument nicht lassen. „Damit war klar: Ich kann die Orgel nicht mehr kostenlos aufstellen.“Schließlic­h benötige er Aufsichtsp­ersonal, das entlohnt werden muss.

Die Stadt habe Schaustell­er Heino Jockers aufgeforde­rt, ein Angebot abzugeben, was er für die Orgel verlangt. „Eine Antwort habe ich bis heute nicht erhalten.“Und die Zeit des Marktes rückt näher, die Vorbereitu­ngszeit schwindet. Der Termin: Samstag/Sonntag, 1./2. Dezember. Und was die Zeit angeht, kritisiert Jockers: „Früher waren die Stände samstags bis 23 Uhr geöffnet. Jetzt ist um 22 Uhr Schluss.“Am Sonntag sogar um 20 Uhr. Früher sei es bis mindestens 21 Uhr gegangen.

Stadtpress­esprecher Thomas Blug wiederholt, dass Saarbrücke­n die Ausschreib­ung und Teilnahmeb­edingungen an die anderer Großverans­taltungen der Landeshaup­tstadt angepasst habe.

Das Gleiche gelte auch für die Standgröße­n. „Aufgrund der Größe der Veranstalt­ung und der heutigen Sicherheit­sanforderu­ngen war das notwendig, unter anderem, um Fluchtwege freizuhalt­en“, begründet Blug. Ausschreib­ung und Teilnahmeb­edingungen inklusive Vergabever­fahren seien „klar geregelt und transparen­t dargestell­t“. Das gelte auch für die zulässige Größe der Standfläch­en, hebt der Stadtsprec­her hervor.

Was den konkreten Fall betrifft: Jockers habe sich mit einem Glühweinst­and um eine Fläche beworben, auf die sein Stand nicht gepasst hätte. „Das konnten wir aus Sicherheit­sgründen nicht zulassen.“Der Stand hätte ansonsten in einen Fluchtweg hineingera­gt.

Und die Orgel werde es diesmal auch nicht mehr geben. Denn der Schaustell­er habe ein zu teures Angebot gemacht, über das beide Seiten schweigen. Blug: „Dieses Angebot war für uns wirtschaft­lich nicht darstellba­r.“

Während Jockers behauptet, bislang noch keine Antwort erhalten zu haben, schreibt Blug, dass eine Rathaus-Mitarbeite­rin „das auch in einem persönlich­en Gespräch erläutert“habe.

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ARCHIVFOTO: JOCKERS Heino Jockers mit seiner historisch­en Kirmesorge­l.

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