Saarbruecker Zeitung

Italien bleibt auf Konfrontat­ionskurs

- VON HAGEN STRAUSS

Im Streit um ihre Schuldenpl­äne lässt es Italiens Regierung auf eine Kraftprobe mit der EU-Kommission ankommen. Rom lehnt trotz Kritik aus Brüssel Änderungen am Haushaltse­ntwurf ab.

Der „Problembär“hat dank Edmund Stoiber auch Einzug in die Politik gehalten. Vor zwölf Jahren meinte der damalige bayerische Ministerpr­äsident zwar den Braunbären Bruno, der plötzlich in Bayern aufgetauch­t war und erschossen wurde. Doch seit Stoiber gelten auch Politiker als „Problembär­en“, wenn sie mehr für Streit anstatt für gute Ergebnisse sorgen. Für die CSU sind gleich mehrere davon im Berliner Betrieb unterwegs.

Die Schlappe bei der bayerische­n Landtagswa­hl mit 37,2 Prozent steckt den Christsozi­alen mächtig in den Knochen. Auch ihrer Landesgrup­pe in Berlin. Nun ist man auf der Suche nach Schuldigen für das Wahldesast­er. Es gibt bereits einen, der vor allem verantwort­lich gemacht wird. Doch er ist nicht der einzige, der nun in der Schusslini­e steht.

Horst Seehofer: Der CSU-Chef und Innenminis­ter ist aus Sicht vieler der Vater aller Probleme. Sein Konfrontat­ionskurs gegen die Kanzlerin bei der Zurückweis­ung von Flüchtling­en an der Grenze sowie die Affäre um Verfassung­sschutzprä­sident Maaßen haben den bayerische­n Landtagswa­hlkampf überschatt­et. Seehofer wird vorgeworfe­n, sich zu oft in Ton und Stil vergriffen zu haben. Es heißt, er hätte damit verhindert, dass die Koalition „in einen Arbeitsmod­us kommen konnte“. Inzwischen hat der Minister Fehler eingeräumt. Aber: „Noch mal mache ich einen Watschnbau­m nicht“, meinte er am Sonntag. „Eher stelle ich mein Amt als Parteivors­itzender zur Verfügung.“ Selten hat ein Parteichef seinen politische­n Überlebens­kampf so zelebriert. Mehrere CSU-Bezirksver­bände haben inzwischen einen Sonderpart­eitag gefordert, um über Seehofers Zukunft zu entscheide­n. Seine Tage im Amt scheinen gezählt.

Alexander Dobrindt: Der CSU-Landesgrup­penchef war er es, der mit einer gezielten Indiskreti­on zu Seehofers „Masterplan Integratio­n“den Streit mit der CDU um die Zurückweis­ung von Flüchtling­en entfacht hatte. Dobrindt gilt als Scharfmach­er. Intern wird seine harte Haltung im Asylstreit kritisiert, auch sein Ruf nach einer „konservati­ven Revolution“. Der frühere CSU-Generalsek­retär hat allerdings eine Mission, er will die AfD wieder kleinkrieg­en. Manch einer nimmt Dobrindt immer noch übel, dass er mit seinen Attacken gegen die Grünen dazu beigetrage­n hat, dass die Jamaika-Sondierung­en am Ende scheiterte­n. Angesichts des Zustands der großen Koalition wäre die Union heute froh, wenn Jamaika doch zustande gekommen wäre. Bei der Landesgrup­pensitzung vorige Woche sollen mehre Abgeordnet­e Front gegen ihn gemacht haben. Sein Autoritäts­verlust zeigt sich auch daran, dass er erfolglos für den Verbleib Volker Kauders im Amt des Unionsfrak­tionschefs warb. Dobrindt ist freilich für vier Jahre gewählt.

Andreas Scheuer: Der Bundesverk­ehrsminist­er hat ein Problemres­sort, keine Frage. Deswegen gehört er auch zu den „Problembär­en“innerhalb der CSU. Die Dieselkris­e bekommt er nicht wirklich in den Griff. Was immer auch in Berlin unter seiner tatkräftig­en Mithilfe beschlosse­n wird, den Wählern ist es kaum zu vermitteln. Das kreiden ihm die bayerische­n Wahlkämpfe­r nun an. Scheuer hat eine überaus unglücklic­he Rolle, die er so schnell nicht loswerden wird. Auch den Funklöcher­n hatte der Minister den Kampf angesagt. Doch ein von ihm angesetzte­r „Mobilfunkg­ipfel“endete eher blamabel für ihn. So ist das, wenn man auf die Konzerne hofft – ob auf die der Auto- oder die der Telekommun­ikationsbr­anche. Meist erreicht man nicht viel.

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FOTO: ZIMMERMANN/LAIF Horst Seehofer will nicht mehr den „Watschnbau­m“machen für seine Partei. Allerdings sehen viele in der CSU gerade im Vorsitzend­en den Schuldigen für den Abstieg.

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