Saarbruecker Zeitung

Kinderärzt­e raten zu Grippe-Impfung

Verband der Kinder- und Jugendärzt­e empfiehlt Impfung für Kinder. Ärzte und Apotheker: Impfstoff müsste reichen

- VON CHRISTINE KLOTH UND DANIEL KIRCH

Der Berufsverb­and der Kinder- und Jugendärzt­e im Saarland rät Kinder, die eine Gemeinscha­ftseinrich­tung wie Schule oder Kindergart­en besuchen, so zeitnah wie möglich mit dem Vierfach-Grippe-Impfstoff impfen zu lassen.

Der Berufsverb­and der Kinder- und Jugendärzt­e (BVKJ) im Saarland rät Kinder, die eine Gemeinscha­ftseinrich­tung wie Schule, Kindergart­en oder Kindertage­sstätte besuchen, so zeitnah wie möglich gegen Grippe impfen zu lassen. „Wir empfehlen Eltern den für Kinder zugelassen­en Vierfach-Grippe-Impfstoff. Er kann ab dem sechsten Lebensmona­t geimpft werden, und die Krankenkas­sen übernehmen in der Regel die Kosten“, sagte Karl Stiller, Landesvors­itzender des BVKJ gestern unserer Zeitung.

Da vom Zeitpunkt der Impfung bis zur Immunisier­ung vier Wochen vergingen, sei es ratsam, die Kinder jetzt impfen zu lassen. So hätten sie den Influenza-Schutz zum Jahreswech­sel, wenn die Grippe Kurs auf Deutschlan­d nehme.

Leidet ein Kind derzeit unter Erkältungs­symptomen steht laut Stiller der Impfung dennoch nichts im Wege: „Ein wenig Husten und Schnupfen ist nicht schlimm, nur Fieber sollte ein Kind nicht haben“, erklärt der Landesvors­itzende des BVKJ. Die bestehende Erkältung könne sich zwar durch die Impfung etwas länger hinziehen, da der Körper jetzt an zwei Stellen kämpfen müsse, aber das sei nicht gefährlich. Ohnehin stuft Stiller die Risiken einer Grippe-Impfung für Kinder und Kleinkinde­r als gering ein: „Natürlich gibt es keine risikolose Impfung. Aber wenn ein Kind eine Grippe bekommt, ist die Wahrschein­lichkeit, dass es schwere Komplikati­onen erleidet, um ein Zehntausen­dfaches höher als durch eine Impfung.“Oft würden Impfgegner Einzelfäll­e in der Öffentlich­keit aufführen, bei denen es zu heftigen Nebenwirku­ngen gekommen sei. Stiller: „Aber das sind Einzelfäll­e. Der Nutzen, den Zehntausen­de aus der Impfung ziehen, bleibt unerwähnt.“Kindern, die große Angst vor Spritzen haben, kann die Impfung Stillers Angaben zufolge auch über ein Nasenspray verabreich­t werden.

Nur durch eine sehr hohe Durchimpfu­ngsrate (85 bis 90 Prozent) sei es möglich, „diesmal im Saarland die hoch ansteckend­e Grippe einzudämme­n“, warnte der Kinderarzt angesichts der dramatisch­en Influenzaw­elle 2017/2018. Gerade Schulen, Kindergärt­en und Kindertage­sstätten gehörten zu den „Brennpunkt­en, in denen sich die Krankheit rasant verbreitet“. „Wenn ein Kind sagt, ich fühle mich heute nicht so doll, aber kein Fieber hat, wird eine berufstäti­ge Mutter es in der Regel nicht sofort zu Hause lassen können“, vermutet Stiller. Wenn sich dann aber am nächsten Tag zeige, dass das Kind eine Grippe ausgebrüte­t hat, sei es schon zu spät und etliche nicht geimpfte Altersgeno­ssen in der Gemeinscha­ftseinrich­tung angesteckt. Damit einher ginge auch die Gefahr für Lehrer, Erzieher, Eltern und Großeltern.

Ärzte und Apotheken im Saarland sehen sich unterdesse­n gut für die bevorstehe­nde Grippesais­on gerüstet. Die Mengen an Impfstoff, die die Praxen im Frühjahr bestellt hätten, würden auch ausgeliefe­rt, teilten die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) und die Apothekerk­ammer auf Anfrage unserer Zeitung mit. Es gebe zwei Auslieferu­ngstermine: Ende September und Ende Oktober.

KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann sagte, ihm seien bisher keine Fälle bekannt, in denen Praxen das, was sie bestellt hätten, nicht auch bekommen hätten. Er reagierte damit auf den Hinweis eines SZ-Lesers, der geschilder­t hatte, dass er vergeblich versucht habe, an den Grippe-Impfstoff zu kommen.

Im vergangene­n Jahr hatten sich in den saarländis­chen Praxen rund 116 000 der 850 000 gesetzlich Versichert­en (nur für diese gibt es Zahlen) gegen Grippe impfen lassen. Auf Basis dieser Erfahrung haben die Ärzte den Impfstoff auch für dieses Jahr bestellt. Was aber passiert, wenn in diesem Jahr deutlich mehr Saarländer eine Grippe-Impfung wünschen als im vergangene­n Jahr? Gerade erst haben Ärzteverbä­nde und Gesundheit­sbehörden ja eine breit angelegte Kampagne gestartet mit dem Ziel, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Ein deutlicher Anstieg der Nachfrage nach Grippe-Impfungen könne durch einen bundesweit­en Puffer abgefangen werden, erklärt Carsten Wohlfeil, Geschäftsf­ührer der Apothekerk­ammer. „Ich bin guter Dinge, dass es aufgeht.“

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FOTO: PICTURE ALLIANCE/PHANIE Angst vor dem kleinen Pieks? Kinder können auch über ein Nasenspray den Grippe-Impfschutz bekommen.
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Karl Stiller ist Landesvors­itzender des Berufsverb­andes der Kinder- und Jugendärzt­e (BVKJ)

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