Saarbruecker Zeitung

Nach 113 Rennen wieder ein Sieg für Räikkönen

Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen, immerhin schon 39 Jahre alt, gewinnt nach fünf Jahren wieder ein Formel-1-Rennen.

- VON KRISTOF STÜHM

Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen hat in den USA den ersten Formel-1-Erfolg nach 113 Rennen ohne Sieg gefeiert. Der WM-Triumph des Briten Lewis Hamilton wurde vertagt, obwohl Herausford­erer Sebastian Vettel patzte.

(sid) Irgendwann huschte Kimi Räikkönen sogar ein Lächeln über das Gesicht. 2044 Tage und 113 Rennen war der schrullige Finne in der Formel 1 ohne Sieg geblieben. Das Ende dieser Serie feierte der Ferrari-Pilot erst einmal so, wie man es vom Iceman erwartet. Ziemlich regungslos. Doch dann taute er förmlich auf und geriet ins Plaudern.

Räikkönen erzählte, dass seine Kinder Rianna und Robin ihn seit „einer Weile nach einer neuen Siegerkapp­e gefragt“haben – und nun könne er endlich Vollzug melden. Dass die Kleinen seinen großen Moment in Austin am Fernseher miterlebt haben, bezweifelt­e er. „Sie sind wahrschein­lich während des Rennens eingeschla­fen“, sagte Räikkönen: „Aber meine Frau hat es hoffentlic­h gesehen.“

Zuletzt hatte Räikkönen für Lotus 2013 in Australien ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Und viele Experten hatten dem mittlerwei­le 39-Jährigen nicht mehr zugetraut, dass er seinen 21. GrandPrix-Sieg noch holen würde. Dieser sei nun die „Krönung einer Karriere“, schrieb der italienisc­he Corriere della Sera: „Das Ende von Jahren bei Ferrari voller bitterer, enttäusche­nder und grauer Tage im Schatten, zunächst von Fernando Alonso, dann von Sebastian Vettel.“

Er habe damit „bewiesen, dass sich ein paar Leute geirrt haben“, sagte der Routinier, der nicht an die Rente denkt, obwohl ihn Ferrari nächste Saison nicht mehr haben will: „Ich werde langsam älter, aber offenbar kann ich es noch. Es sollte also okay sein, noch ein paar Jahre dranzuhäng­en. Mir macht es immer noch verdammt viel Spaß.“

Räikkönen war im Gegensatz zu Kollege Sebastian Vettel da, als Mercedes und Lewis Hamilton in Austin eine kleine Schwäche zeigten. Der Blondschop­f aus Espoo machte keine Fehler und düpierte den alten und wohl auch neuen Weltmeiste­r im Silberpfei­l gleich beim Start, danach fuhr er souverän den Sieg ein.

Und damit schnappte er Michael Schumacher gleichzeit­ig einen kleinen Rekord weg. Räikkönen ist nun der Fahrer mit dem größten Zeitabstan­d zwischen seinem ersten und letzten Sieg. Vor 15 Jahren, sechs Monaten und 28 Tagen gewann er in Malaysia erstmals, Schumacher­s alte Bestmarke lag bei 14 Jahren, einem Monat und einem Tag (Belgien 1992 bis China 2006).

„Ich freue mich für Kimi“, sagte Vettel. Der hätte seinen Kumpel wohl auch gerne als Kollegen behalten, doch die Scuderia verpflicht­ete lieber Senkrechts­tarter Charles Leclerc. Räikkönen übernimmt stattdesse­n für zwei Jahre dessen Platz bei Sauber. Viele konnten nicht verstehen, warum Räikkönen sich das noch antut. „Die Leute kennen mich nicht“, meinte er und versichert­e, mit dem Schritt „prima leben“zu können. „Ich hatte meine Zeit mit Ferrari“, sagte Räikkönen, der noch immer der bisher letzte Fahrer ist, der für die Scuderia den WM-Titel (2007) holte. Die Sauber-Fabrik stehe nur eine halbe Autostunde von seinem Zuhause entfernt. „Es wird meine Familie freuen, dass ich mehr daheim sein kann“, sagte Räikkönen, der nun auch endlich die neue Siegerkapp­e im Gepäck hat.

„Ich werde langsam älter, aber offenbar kann ich es noch.“

Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen

nach seinem Sieg in Austin

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FOTO: CUMMINGS/AP Typisch Iceman: Beinahe regungs- und teilnahmsl­os streckt der Finne Kimi Räikkönen den Sieger-Pokal von Austin in die Höhe.

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