Saarbruecker Zeitung

HEUTE MIT

Wer an der Saar-Uni Materialwi­ssenschaft­en im Programm „Advanced Materials Science and Engineerin­g“studiert, kann zwei Semester an einer anderen europäisch­en Hochschule lernen. Die Absolvente­n sind internatio­nal gefragt.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

Die 24-jährige Anna Vikhareva aus Tomsk in Russland weiß schon genau, was sie nach ihrem Master-Studium in den Materialwi­ssenschaft­en machen will: „Ich will in Deutschlan­d arbeiten. Das interessie­rt mich, weil die deutsche Wirtschaft führend in dem Feld ist“, sagt sie. Ähnlich geht es der 26-jährigen Gabriela Schaab da Silva aus Brasilien, die sich auf Nano-Biomateria­lien spezialisi­ert hat. „Gerade in diesem Feld ist die Forschung in Deutschlan­d sehr weit“, sagt sie.

Beide nehmen an dem Master-Programm in Materialwi­ssenschaft­en und Werkstofft­echnik (Amase) teil, das die Universitä­t des Saarlandes gemeinsam mit drei Partner-Instituten in Barcelona, Nancy und Luleå (Schweden) ins Leben gerufen hat. Jeweils 30 bis 40 Teilnehmer aus aller Welt können pro Jahr bei diesem Programm mitmachen. Die Teilnehmer studieren jeweils an zwei Universitä­ten. Zwei Semester finden an der einen Uni statt, das dritte an der jeweils anderen. Beim vierten Semester, in dem sie ihre Master-Arbeit schreiben, sind die Teilnehmer frei in ihrer Wahl.

Koordinato­r des Programms ist die „European School of Materials“(Eusmat) an der Saar-Uni (Infokasten). Leiter ist Frank Mücklich, Professor für Materialwi­ssenschaft­en in Saarbrücke­n. Für die Teilnehmer ist es ein kostspieli­ges Studium. 1500 Euro werden pro Semester für Europäer fällig, Studenten aus EU-fremden Ländern zahlen 4500 Euro. Allerdings profitiere­n viele der Studenten nach Aussage von Nadine Kreutz, die das Amase-Programm in Saarbrücke­n mit koordinier­t, von einem Stipendium. 20 solcher Förderunge­n aus dem EU-Programm Erasmus Mundus werden in jedem Jahr für herausrage­nde Studenten aus aller Welt vergeben.

Solch ein Stipendiat ist Daniel Vazquez (27) aus Mexiko. Er hat im Vorfeld seinen Bachelor-Abschluss in Mexiko gemacht, ist dann nach Europa gekommen, weil hier Universitä­ten und Industrie sehr gut vernetzt sind. Nach seinem Studium in Nancy und Luleå will er wieder in seine Heimat zurückkehr­en, um dort an der technische­n Entwicklun­g des Landes mitzuarbei­ten. Viele aber bleiben auch hier – und sichern damit der Wirtschaft wertvolle Fachkräfte. Die 31-jährige Farida Yasmin aus Bangladesh hat sich das Studium in Luleå und Deutschlan­d ganz bewusst ausgesucht. Sie will anschließe­nd in Deutschlan­d promoviere­n und hier in die Forschung gehen. Denn industriel­le Forschung sei in ihrem Land in dieser Art nicht vorhanden. Und auch Gerard Batisda (23), der bereits im zweiten Jahr des Master-Studiums ist, will anschließe­nd erst einmal in Deutschlan­d bleiben. „Meine Master-Arbeit will ich im Bereich Metallurgi­e schreiben. Und da ist Deutschlan­d einfach Spitze“, sagt er. Das sei auch der Grund gewesen, warum er nach dem ersten Jahr in Luleå in Saarbrücke­n studieren wollte. Für ihn stehe nun im Vordergrun­d, für das zweite Studienjah­r sein Deutsch zu verbessern.

Die Mehrsprach­igkeit, die mit diesem Studium einhergeht, ist Kreutz zufolge für die spätere Karriere der Absolvente­n ein unschätzba­rer Vorteil. Viele seien anschließe­nd fließend zwei- oder dreisprach­ig und damit wertvolle Fachkräfte für die Industrie. Das belegt auch die Job-Bilanz ehemaliger Absolvente­n. 65 Prozent haben in weniger als drei Monaten nach dem Abschluss einen Job gefunden, knapp 80 Prozent schon nach einem halben Jahr. Und auch für die europäisch­e Wirtschaft zahlt sich das von Europa geförderte Programm aus. 71 Prozent der Absolvente­n sind anschließe­nd auch in Europa geblieben.

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FOTO: PETER KERKRATH Die Spanier Joan Morata Royes (l.), Raimon Sucarrats i Olius (M.) und Nerea Lopez de Aberasturi studieren im Amase-Master an der Saar-Uni.

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