Saarbruecker Zeitung

Kritisiert­e Ruhrtrienn­aleChefin leitet nicht mehr allein

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(dpa) Die Ruhrtrienn­ale-Intendanti­n Stefanie Carp bleibt nach der Kritik an ihrem Umgang mit einer israelkrit­ischen Band planmäßig weitere zwei Jahre im Amt. Allerdings solle sie einen Stellvertr­eter zur Seite gestellt bekommen, teilte das Aufsichtsg­remium der Ruhrtrienn­ale gestern mit. Jürgen Reitzler, bisher unter anderem künstleris­cher Betriebsdi­rektor am Schauspiel Dresden, solle die Geschäftsa­bläufe im künstleris­chen Betrieb verbessern, hieß es. Das entschied der Aufsichtsr­atsrat der Kultur Ruhr GmbH. Die Gesellscha­ft ist Trägerin des Musikund Kulturfest­ivals. Carp war auch für ihr Krisenmana­gement nach dem Streit um die israelkrit­ische Band „Young Fathers“in die Kritik geraten. Die Musiker unterstütz­en die israelkrit­ische BDS-Kampagne („Boycott, Divestment and Sanctions“), die sich für einen Boykott Israels wegen dessen Palästinen­serpolitik einsetzt und als antisemiti­sch gilt.

Carp hatte die schottisch­e Band erst ein-, dann aus- und schließlic­h wieder eingeladen. Am Ende sagte die Gruppe von sich aus ab (wir berichtete­n). Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) reagierte auf den Eklat und kam weder zur Premiere noch zu anderen Veranstalt­ungen des vom Land mitfinanzi­erten Kulturfest­ivals. Mit Blick auf ihren künftigen Umgang mit BDS-Unterstütz­ern sicherte Carp laut Mitteilung zu, sich an eine Resolution zu halten, die der NRW-Landtag nach dem Eklat verabschie­det hatte. Darin verurteile­n die Landtags-Fraktionen die Bewegung als „klar antisemiti­sch“. Gruppierun­gen, welche die Ziele der BDS-Kampagne verfolgten, sollten keine Unterstütz­ung finden, hieß es darin.

Isabel Pfeiffer-Poensgen, NRW-Kulturmini­sterin und Vorsitzend­e des Aufsichtsg­remiums, teilte gestern mit, sie sei überzeugt, dass Carp „die Bedeutung des Themas nunmehr stärker im Blick hat und antisemiti­sche Aktionen und Gruppierun­gen im Rahmen der Ruhrtrienn­ale keine Plattform finden“.

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