Saarbruecker Zeitung

Das absolutest­e Verbot der Welt

Sprachlogi­k ist stark. Aber gegen die Macht der Wirklichke­it kommt sie so manches Mal nicht an – Baustellen­schilder haben es gerade wieder bewiesen.

-

Manche Wörter kann man nicht steigern. „Ideal“zum Beispiel – perfekter als perfekt geht logisch nicht, also erübrigt sich der Superlativ. „Absolut“ist auch so ein Fall. Wem auf der Straße das Verkehrsze­ichen 283 begegnet, „absolutes Halteverbo­t“, weiß: Da gibt es keinen Pardon. Parken verboten, Halten verboten, Punkt, jedenfalls bis zum Aufhebungs­zeichen oder bis zur nächsten Kreuzung – „absolut“eben, nicht steigerung­sfähig.

Doch es gibt es Situatione­n, in denen die Wirklichke­it die Logik lässig übertrumpf­t. Dieser Tage ist mir das absolutest­e Halteverbo­t begegnet, das ich je gesehen habe. In einem Sackgässch­en, 200 Meter kurz. Davon 50 Meter Garagen und zehn Meter für die Einmündung­en zweier gleich kleiner Sträßchen; macht nach Adam Riese 340 Meter beidseits der Fahrbahn, auf denen jemand halten oder parken könnte. Um das zu verhindern in den zwei Wochen, die sie brauchten für die Reinigung und Verfilmung des Kanals, haben die Bau-Leute sage und schreibe 13 Schilder „absolutes Halteverbo­t“aufgestell­t – stellenwei­se im Zehn-Meter-Abstand.

Die Anwohner amüsierten sich. Großzügig sei das, fanden sie. Immerhin, sagten sie lachend, so könne keiner übersehen, wie absolut das absolute Verbot gemeint sei. Genau das zähle, erklärte ein Zuständige­r auf Nachfrage: Man müsse an alle Kanalschäc­hte ran, „und unsere Autos sind zehn Meter lang“. Aber jetzt sei man fertig und der Schilderwa­ld abgeräumt.

Das absolutest­e Halteverbo­t der Welt, logisch unmöglich, ist aber immer noch wirklich: Es ist umgezogen in eine benachbart­e Straße.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany