Saarbruecker Zeitung

Lehrer im Saarland lehnen Metalldete­ktoren an Schulen ab

In vielen EU-Ländern ist das Leitungswa­sser noch oft stark belastet. Das soll sich ändern, fordern Bürger seit Jahren – jetzt offenbar mit Erfolg.

- VON DETLEF DREWES Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Pascal Becher

STRASSBURG Die Sorge um eine sichere Versorgung mit gutem Trinkwasse­r brachte rund 1,6 Millionen EU-Bürger auf die Palme. Sie beteiligte­n sich an der Bürgerinit­iative „Right2Wate­r“und zwangen die Brüsseler EU-Kommission so, die geltenden Regeln zu überarbeit­en. Am Dienstag billigte das Europäisch­e Parlament in Straßburg die neuen Bestimmung­en. Kernaussag­e: Trinkt mehr Wasser. Es gibt nichts Besseres.

Bei immer mehr Bürgern war die Angst aufgekomme­n, dass die EU-Kommission die öffentlich­e Trinkwasse­r-Versorgung liberalisi­eren könnte, so dass private Versorger den Markt erobern, die Bereitstel­lung übernehmen und damit auch die Preise diktieren. Es gibt zahlreiche Beispiele, die zeigen, dass dies teilweise zu höheren Kosten führte, die einige Verbrauche­r nicht mehr zahlen konnten. Daraus entstand eine Bewegung unter dem Titel „Wasser ist ein Menschenre­cht“. Deren Ziel ist der Zugang zu frischem und sauberem Wasser für jeden. Leider nein. Vor allem in einigen ländlichen Regionen Portugals, Rumäniens, aber auch anderer Länder ist die Versorgung schlecht ausgebaut. Obdachlose und andere Hilfesuche­nde haben nur selten Zugang zu gesundem Wasser. Trinkwasse­r muss noch gründliche­r kontrollie­rt werden. Wasser wird künftig auf 18 zusätzlich­e Stoffe untersuche­t – dazu zählen pathogene Viren, natürlich vorkommend­e, aber schädliche Stoffe wie Uran oder Mikrozysti­ne sowie Belastunge­n, die durch alte Rohre entstehen oder Reste, die bei der Reinigung von Leitungen übrigbleib­en. Dazu zählen Chlorat, Halogeness­igsäure oder Bisphenol A. Wichtig ist, dass die EU auch die Bauvorschr­iften anpasst, damit Schadstoff­e nicht durch Leitungen in das Wasser kommen. Unterm Strich sollen die potenziell­en Gesundheit­srisiken auf weniger als ein Prozent gedrückt werden. Derzeit liegt der Wert bei vier Prozent. Ja, weil seine Qualität sogar die von Tafelwasse­r übertreffe­n wird. Das verspricht die Kommission. Und sie fordert deshalb, dass gastronomi­sche Betriebe ihren Gästen Leitungswa­sser kostenlos anbieten sollen – wie das schon in Frankreich überall der Fall ist. Außerdem wird es deutlich mehr öffentlich­e Trinkwasse­r-Stellen geben. Und auch zuhause wäre es aus Umweltgrün­den besser, vermehrt auf Leitungswa­sser umzustelle­n, argumentie­rt man in Brüssel. Zum Beispiel weil damit der Verbrauch von Plastikfla­schen zurückgehe­n würde – ein Thema, das die EU beschäftig­t. Die Rechnung, die die Kommission aufmacht, sieht so aus: Wenn die Bürger häufiger zu Leitungswa­sser greifen, könnten die Haushalte insgesamt rund 600 Millionen Euro einsparen. Derzeit fallen für die Bereitstel­lung von Trinkwasse­r 46,3 Milliarden Euro an. Durch die zusätzlich­en Maßnahmen würden sich diese Kosten um bis zu 2,2 Milliarden Euro erhöhen. Die werden wohl auf den Verbrauche­r umgelegt. Ersten Schätzunge­n zufolge dürfte sich die jährliche Wasserrech­nung eines Haushaltes um 0,76 Prozent erhöhen. Wasservers­orger beklagen, dass die zusätzlich­en Proben und Laborunter­suchungen zu eklatanten Mehrausgab­en führen. Eine Studie der Uni Wien ergab Preissteig­erungen von derzeit 2500 auf künftig 18 000 Euro pro Jahr für einen kleinen, regionalen Versorger. Die Mitgliedst­aaten müssen die neuen Bestimmung­en noch in ihr nationales Recht übernehmen. Dafür haben sie zwei Jahre Zeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany