Saarbruecker Zeitung

„Wir brauchen Konzepte, keine Metalldete­ktoren“

Nicht nur in Paris, auch im Saarland ist Gewalt an Schulen ein Problem, sagt die Vorsitzend­e des Lehrerverb­ands SLLV. Sicherheit­stechnik helfe dagegen aber wenig.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE FRAUKE SCHOLL. Produktion dieser Seite: Pascal Becher Frauke Scholl

Der Vorfall von Paris macht Lisa Brausch betroffen. Zumal Gewalt an Schulen auch im Saarland zunimmt, sagt die Vorsitzend­e des Lehrerverb­ands SLLV.

Frau Brausch, hat Sie schon mal ein Schüler mit der Waffe bedroht?

BRAUSCH Mit einer Waffe nicht, mit Worten schon, was auch eine Form von Gewalt ist. Gewalt gegen Lehrer ist kein Randproble­m, auch im Saarland nicht. Auch hier gibt es Vorfälle mit Waffen, selbst wenn das Einzelfäll­e sind. In einer Umfrage unseres Dachverban­ds kam raus, dass weit mehr als 50 Prozent der Lehrer schon Formen von Gewalt erfahren haben. Was zunimmt, ist auch verbale Gewalt durch Eltern, in Beleidigun­gen und psychische­n Drohungen.

Liegt die Ursache der Entwicklun­g, auf die ja auch die jüngsten Lehrer-Hilferufe im Saarland hinwiesen, also im Elternhaus?

BRAUSCH Also die wenigsten Kinder wachsen natürlich in einem Umfeld auf, in dem sie an Waffen kommen. Überhaupt sind pauschale Aussagen schwierig. Insgesamt merken wir aber eine gewisse Verrohung und zunehmende Respektlos­igkeit, auch in der Sprache, die ja derzeit die ganze Gesellscha­ft betrifft. Die Schule ist immer ein Spiegel. Auch das Medienverh­alten hat sich verändert, Stichwort Cybermobbi­ng. Und eben auch die Achtung gegenüber anderen, auch Autoritäte­n. Das haben auch viele Eltern verlernt und sehen die Lehrer schnell als Gegner statt als Partner, was die Kinder dann prägt. Deshalb brauchen wir mehr Beratung und Austausch mit Eltern.

Da sind wir bei der Frage: Was tun? Frankreich spricht jetzt über mehr Sicherheit, und sogar Metalldete­ktoren an Schul-Eingängen.

BRAUSCH Ich glaube nicht, dass Metalldete­ktoren helfen, nötig sind Konzepte. Man kann eine Schule nie hundertpro­zentig sicher machen, das haben Amokläufe gezeigt. Nein, wir müssen Rahmenbedi­ngungen schaffen, damit es soweit nicht kommt. Wir brauchen Prävention, Systeme mit Sozialarbe­itern, die bis in die Familien wirken. Und es muss klar sein, auch mit Rückendeck­ung durch den Dienstherr­n, dass jede Form von Gewalt sanktionie­rt wird. Wir brauchen einen Verhaltens­codex für alle Schulen.

Der Junge in Paris hatte „nur“eine Softair-Waffe und sagt, es war nur Spaß. Macht das einen Unterschie­d?

BRAUSCH Es ist möglich, dass der Junge sein Verhalten nicht einschätze­n konnte, aber er zeigt ja, dass es für ihn quasi normal ist, so etwas zu tun. Da müssen die Alarmglock­en schrillen. Es ging darum, eine Waffe zu zeigen. Mit Spaß hat das nichts zu tun.

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FOTO: MB PHOTO Lisa Brausch, Vorsitzend­e des Saarländis­chen Lehrerinne­nund Lehrerverb­ands (SLLV)

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