Saarbruecker Zeitung

Polizei rettet Flüchtling­e aus luftdichte­m Kühlwagen

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Mit einem Großaufgeb­ot hat die Polizei am Dienstagvo­rmittag fünf Iraker befreit, die in einem Kühlwagen gefangen waren. Bei ein Grad unter Null saßen die Flüchtling­e in dem polnischen Transporte­r fest. Sie drohten zu ersticken, da keine Frischluft ins Innere gelangte.

Die deutschen Ermittler waren gleich von mehreren Stellen gerufen worden, wie Dieter Schwan berichtet. Nach Angaben des Sprechers der Bundespoli­zei in Bexbach hatten zuerst die französisc­hen Kollegen Alarm geschlagen. Um 10.15 Uhr erhielten die Ermittler im Nachbarlan­d einen Hilferuf per Handy aus dem Lastwagen. Sofort orteten sie das Mobiltelef­on und stellten fest, dass der Lkw bereits auf deutschem Gebiet unterwegs war. Die Fahrt führte über die A 620 von Saarlouis Richtung Saarbrücke­n. An der Total-Autobahnta­nkstelle griffen dann Landes- und Bundespoli­zisten zu, nachdem der Lkw-Fahrer spektakulä­r an der Weiterfahr­t gehindert worden war.

Nach Schwans Angaben hatte der Ukrainer dort getankt. Eine Frau hörte Klopfen aus dem Wagen und sprach eine Tankstelle­n-Mitarbeite­rin an. Auch sie war darauf aufmerksam geworden und wählte den Notruf 110. Unterdesse­n erfasste auch ein Müllwagen-Fahrer die Situation und reagierte blitzschne­ll: Er stellte seinen Wagen quer, so dass der Kühlwagen nicht mehr raus kam.

Um 11 Uhr schlugen die Beamten zu und holten die vier Männer und einen Jugendlich­en aus ihrem frostigen Gefängnis. Der Notarzt stellte bei einem einen unterkühlt­en Fuß fest, ein weiterer hatte eine Quetschung. Alle fünf sollen sich aber vehement gegen eine Behandlung gewehrt haben, sagt Schwan.

Die Iraker, nach eigenen Angaben 15, 22, 23, 24 und 24 Jahre alt, sowie der Fahrer (37) mussten zur Dienststel­le der Bundespoli­zei, wo sie verhört werden. Ein Dolmetsche­r wurde eingeschal­tet, der den den seltenen kurdischen Dialekt übersetzen kann. Bislang ist aber noch nicht klar, wie und wo die Männer in den Kühlwagen gekommen sind. Der Laster war am Tag zuvor in Mailand gestartet.

Schwan: „Es ist unwahrsche­inlich, dass die Männer bereits dort zugestiege­n sind.“Erste Erkenntnis­se bei der Kontrolle des Fahrtensch­reibers sollen ergeben haben, dass der Ukrainer seinen Transport in Frankreich vor der Grenze mehrfach gestoppt hat. Die Bundespoli­zei nimmt an, dass er dies tat, um den hermetisch verriegelt­en Wagen der Frischluft wegen zu öffnen. Die Beamten gehen davon aus, dass Menschensc­hleuser am Werk sind, der Ukrainer gilt als Beschuldig­ter. Erst Ende September waren in einem Lkw in einem Neunkirche­r Gewerbegeb­iet sechs junge Afrikaner entdeckt worden.

Unterdesse­n bekam auch ein Müllautofa­hrer davon Wind und reagierte blitzschne­ll: Er stellte seinen Wagen quer, so dass der Kühlwagen nicht raus kam.

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FOTO: BECKER & BREDEL Polizisten stoppen den Lkw auf der A 620 bei Saarlouis.

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