Wieder hat der Dauerrivale die Nase vorn
Boris Nicolai von der BRS Gersweiler wird Zweiter bei der deutschen Meisterschaft im Para-Boccia in Saarbrücken.
das packst du“, ruft Anita Raguwaran ihrem Vereins- und Nationalmannschaftskollegen Nicolai zu. Doch Keller gewinnt mit 5:4 – mal wieder. „Sebastian hatte häufiger bei deutschen Meisterschaften die Nase vorne. Da spielt er immer besonders gut“, findet Nicolai lobende Worte für Keller, der auch 2015 und 2016 im Finale triumphiert hatte. Bei seinem Heimspiel in Saarbrücken hätte der 33-Jährige den Spieß gerne umgedreht. Sehr enttäuscht ist Nicolai aber nicht. Zumal es mit dem dritten Platz bei der Weltmeisterschaft im August im Liverpool (wir berichteten) ein Erfolgsjahr für den an Muskelschwund leidenden St. Ingberter war. Die nächsten großen Ziele sind die Europameisterschaft 2019 in Sevilla und die Paralympics 2020 in Tokio.
Wegen internationaler Einsätze waren Nicolai und Keller im Vorjahr bei der deutschen Meisterschaft in Hamburg nicht dabei. Dort hatte Raguwaran Rang zwei in der Klasse BC4 geholt. Bei ihrem Heimspiel musste die 28-Jährige aus Dudweiler diesmal mit Platz vier Vorlieb nehmen. „Alles gut. Ich bin gar nicht enttäuscht“, sagt die am Uniklinikum Homburg arbeitende Assistenzärztin nach dem 4:8 im Duell um Platz drei gegen Nicole Michael von der HSG Uni Greifswald.
Raguwaran kam vor drei Jahren über Nicolai zum Para-Boccia. Sie leidet wie er an Muskeldystrophie: „Mir ist es wichtig, trotz der Einschränkung einen Sport auszuüben“, erklärt Raguwaran. Sie ergänzt: „Es war schön hier, weil auch Freunde und Bekannte aus Dudweiler da waren.“Auch sie hofft auf einen Start in Tokio. Nach Platz vier im Mannschaftswettbewerb der WM in Liverpool, wo sie mit Keller und Nicolai antrat, sieht es ganz gut aus.
Neben den Startern der Klasse BC4 waren in Saarbrücken 16 Sportler mit schweren motorischen Beeinträchtigungen zerebralen Ursprungs in den Klassen BC1 und 2 sowie sieben Sportler, denen ein eigenständiger Wurf nicht möglich ist, in der Klasse BC3 am Start. „Es ist uns ganz wichtig, dass wir auch stark behinderten Menschen den Zugang zum Sport ermöglichen“, sagt Margret Kellner, die Vorsitzende des Fachausschusses Sport im Bundesverband für körper- und mehrfach behinderte Menschen (BVKM), der die deutsche Meisterschaft veranstaltete: „Viele der Teilnehmer haben in ihrem Leben nur Menschen in Kitteln gesehen. Durch Boccia können sie Mensch sein und am gesellschaftlichen Leben teilhaben.“