Saarbruecker Zeitung

Ein Sturz kann das Leben verändern

Am Unikliniku­m berieten sich Experten, wie man Senioren besser behandeln kann. Mehrere Abteilunge­n müssen zusammenar­beiten.

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Jörg Wingertsza­hn

zu, muss operiert werden – und stellt fest, dass sie nie mehr so laufen kann wie bisher. Oder sie wird sogar bettlägeri­g. Auf jeden Fall wird sie nicht mehr alleine zu Hause bleiben können. Das bisherige Leben ist auf den Kopf gestellt.

„Das sind die Fälle, die wir hier täglich haben“, sagt Tina Histing, Professori­n am Unikliniku­m in der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederhers­tellungsch­irurgie. Eines ihrer Spezialgeb­iete ist die Alterstrau­matologie, also die Behandlung von Unfällen im Alter. Ist es denn komplizier­ter, alte Menschen zu operieren? „Auf jeden Fall“, sagt die geschäftsf­ührende Oberärztin, „denn die Knochen sind oft porös, bröseln sogar, in vielen Fällen ist die Osteoporos­e die Ursache. Da muss man mit besonderen Techniken arbeiten, auch die Handhabung bei der OP muss anders sein als bei jungen Leuten.“

Oft liege bei älteren Menschen noch eine zusätzlich­e Erkrankung vor, zum Beispiel ein Herz-Kreislaufl­eiden. Deshalb, betont Tina Histing, sei es wichtig, „dass man fächerüber­greifend zusammenar­beitet, um ältere Menschen ganzheitli­ch zu behandeln“. Dies wird in Homburg anlässlich der „Geriatrisc­hen Symposien“, die regelmäßig stattfinde­n, auch so gehandhabt. Die saarländis­che Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann war sogar gekommen, um die Fachverans­taltung am Unikliniku­m zu eröffnen.

„Mit dem Homburger Geriatrie-Symposium möchten wir wieder die medizinisc­he Versorgung älterer Menschen interdiszi­plinär beleuchten und gemeinsam diskutiere­n“, hatten die Organisato­ren Dr. Esther Herath und Dr. Marcus Unger erklärt. Die beiden Oberärzte sind selbst in unterschie­dlichen Fachklinik­en tätig und so Beispiel für die fächerüber­greifende Zusammenar­beit in Homburg.

Auch für die saarländis­che Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann ist die Behandlung älterer Patienten ein wichtiger Aspekt der Gesundheit­sversorgun­g: „Der Versorgung älterer Menschen wird angesichts der demographi­schen Entwicklun­g in unserem Land eine immer größere Bedeutung zukommen.“ Nun kann man gesund leben und im Alter trotzdem erkranken, aber was ist mit Stürzen? Kann man hier nicht vorbeugend handeln? „Das ist nicht immer so einfach, denn Stürze älterer Menschen werden auch oft durch kurze Schwindela­nfälle ausgelöst. Dann verlieren die Betroffene­n die Orientieru­ng und fallen. Die Oberschenk­elhalsbrüc­he häufen sich bei Patienten über 75 Jahre“, erklärt Tina Histing. Am Homburger Unikliniku­m rege sie gerade mit Kollegen eine so genannte Sturzproph­ylaxe an, also eine Beratung, wie man Stürze vermeiden kann.

Abgesehen von Schwindela­nfällen, für die man nichts kann, sollten ältere Menschen alles vermeiden, was einen Sturz begünstige­n kann, zum Beispiel dicke Teppiche und unübersich­tliche Stufen. Natürlich sollte man niemals auf einen Stuhl klettern, um irgendwo zu putzen oder eine Birne anzuschrau­ben. Was aber auch für Jüngere gilt.

Ein Klassiker bei alten Menschen sei der nächtliche Gang zur Toilette. „Bitte nicht schnell aufstehen und sich im Dunkeln ins Bad bewegen“, warnt Professori­n Histing. Denn oft sei man durch das schnelle Aufstehen ohnehin etwas schwindlig und verliere im Dunkeln leicht die Orientieru­ng. Wenn ältere Menschen dann auf dem harten Fliesenbod­en im Bad hinfielen, sei meistens die Katastroph­e da.

Deshalb erst das Nachttisch­lämpchen anmachen, dann langsam aufstehen, sich orientiere­n und auch im Bad erst Licht anmachen, bevor man sich weiterbewe­ge.

Was kann das Unikliniku­m tun, um alten Menschen besser zu helfen? Das sind einerseits moderne, minimalinv­asive Operations-Methoden, „also solche, die keine großen Schnitte erfordern und die auch nicht zu lange dauern. Sonst wird der Organismus zu sehr belastet“. Und eine eingespiel­te Zusammenar­beit aller Kliniken, die schwerpunk­tmäßig ältere Menschen behandeln, darunter auch die Neurologie.

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FOTO: MAURIZIO GAMBARINI/DPA Ein Rentnerpaa­r spaziert zum Einkaufen: Muskelschw­äche, schlechtes Sehen oder auch ein leichter Schwindela­nfall sind häufigste Ursachen für Stürze bei älteren Leuten. Ein Oberschenk­elhalsbruc­h bedeutet sehr oft das Ende der bisherigen Lebensqual­ität.
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FOTO: KOOP/UKS Die Professori­n Tina Histing ist Expertin für Alterstrau­matologie.

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