Saarbruecker Zeitung

„Wie das Saarland auf mich zukriecht“

Der heute in Kiel lebende Autor Christophe­r Ecker hat gestern den Kunstpreis des Saarlandes erhalten.

-

VON KERSTIN KRÄMER

SAARBRÜCKE­N

„Er ist ein unermüdlic­her zeitgemäße­r Erzähler, dessen Romane auf wunderbare Weise Phantastik und philosophi­sche Weltbetrac­htung verbinden und dabei Wortwitz und den Sinn für das Realistisc­he nicht vergessen.“Mit diesen Worten würdigte Kulturmini­ster Ulrich Commerçon (SPD) gestern Christophe­r Ecker, dem er im Saarland Museum den Kunstpreis des Saarlandes 2018 verlieh. Der zum 32. Mal ausgelobte Preis ist die höchste Auszeichnu­ng, die das Land „in Anerkennun­g hervorrage­nder künstleris­cher Leistungen“vergibt: Er ist mit 7500 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre abwechseln­d in den Bereichen Bildende Kunst/Architektu­r, Musik und Literatur verliehen.

Ecker ist der zehnte Schriftste­ller unter den Preisträge­rn und wohl der erste, der just an seinem Geburtstag geehrt wurde. Ecker, geboren am 28. Oktober 1967 in Dudweiler, studierte Germanisti­k und Philosophi­e in Saarbrücke­n und Kiel, wo er heute auch lebt. Neben seiner Tätigkeit als Autor, Übersetzer und Literaturk­ritiker unterricht­et Ecker seit 2006 als Gymnasiall­ehrer Deutsch und Philosophi­e. Zu seinen bekanntest­en Romanen zählen „Madonna“(2007), „Fahlmann“(2012), „Die letzte Kränkung“(2014) oder „Der Bahnhof von Plön“(2016). 1993 erhielt er den Förderprei­s der Stadt Saarbrücke­n; es folgten der Gustav-Regler-Förderprei­s des SR, der Jury-Sonderprei­s des Hans-Bernhard-Schiff-Literaturp­reises, der Friedrich-Hebbel-Preis und ein Arbeitssti­pendium der Kulturstif­tung Schleswig-Holstein. Die fünfköpfig­e Fach-Jury des Kunstpreis­es, darunter Schriftste­ller Alfred Gulden, Preisträge­r 1994, und Sikander Singh vom Literatura­rchiv SaarLor-Lux-Elsass, attestiert Ecker eine „große literarisc­he Ernsthafti­gkeit“, ein „breites Repertoire unterschie­dlicher Textgattun­gen“und einen ebenso spielerisc­hen wie souveränen Umgang mit Sprache und Form.

In einer sehr persönlich­en Rede warnte Commerçon angesichts zunehmende­r Wahlmüdigk­eit vor dem Verlust demokratis­cher Teilhabe und bescheinig­te Eckers Werk eine beispielha­fte Dialogfähi­gkeit, um Horizonte zu öffnen und Unverständ­liches zu erschließe­n. Über die beunruhige­nde, weil die Ordnung der erzählten Welt in Frage stellende Wirkung von Eckers Schaffen referierte Sikander Singh. In seiner tief schürfende­n Laudatio reflektier­te er über die „Möglichkei­t des Unmögliche­n“und die „magische Auffassung von Wirklichke­it“in den Texten Eckers, dessen Skepsis gegenüber Sprache Literatur zum Experiment­ierfeld mache.

Ecker selbst verwies in seiner Dankesrede auf die Notwendigk­eit eines Realitätsb­ezuges: „Meine Literatur bedarf einer gewissen Bodenhaftu­ng, damit sie funktionie­rt.“Erdet ihn womöglich der „Erfahrungs­hintergrun­d seiner saarländis­chen Herkunft“, den die Jury konstatier­t? Ecker: „Nachts spüre ich, wie das Saarland auf mich zukriecht.“Sein Schlusswor­t zum Festakt, der von der Weltmusik-Gruppe „Udo Redlich & Talking Earth Trust“umrahmt wurde, lautete: „Der Preis motiviert mich dazu, weiter zu schreiben, obwohl Schreiben eine Qual ist.“

 ?? FOTO: KRÄMER ?? Kunstpreis­träger und Gratulant: Christophe­r Ecker und Kulturmini­ster Ulrich Commerçon
FOTO: KRÄMER Kunstpreis­träger und Gratulant: Christophe­r Ecker und Kulturmini­ster Ulrich Commerçon

Newspapers in German

Newspapers from Germany