Saarbruecker Zeitung

Wer wird Merkel an der CDU-Spitze beerben?

Kramp-Karrenbaue­r und Spahn werfen ihren Hut in den Ring. Zudem meldet mit Merz ein alter Rivale Ambitionen an – und nicht nur er. VON WERNER KOLHOFF

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Seit 13 Jahren ist Angela Merkel Kanzlerin, seit April 2000 sogar schon CDU-Vorsitzend­e. Beim Parteitag Anfang Dezember in Hamburg will sie nun nicht erneut als Parteichef­in antreten. Welche potenziell­en Nachfolger haben welche Chancen?

Annegret Kramp-Karrenbaue­r:

Die 56-Jährige ist Merkels Wunschnach­folgerin, weil sie ihr in vielem sehr ähnelt. Aber genau das könnte jetzt das größte Handicap von „AKK“werden. Denn viele in der CDU wollen einen echten „Neuanfang“. Kramp-Karrenbaue­r ist pragmatisc­h und steht für ein modernes Weltbild der Union. Sie hat kurzzeitig im Saarland eine „Jamaika“-Koalition angeführt, später dann eine große Koalition. Erst im Februar wechselte sie aus dem sicheren Amt in Saarbrücke­n nach Berlin als CDU-Generalsek­retärin, was als klare Vorbereitu­ng auf die Merkel-Nachfolge gewertet wurde. Die verheirate­te Mutter von drei erwachsene­n Kindern hat sich in den vergangene­n Monaten bei einer „Zuhör-Tour“viel Sympathie an der Parteibasi­s erworben. Zugleich grenzte sie sich mit mehreren Äußerungen auch von Merkel ab – beispielsw­eise als sie davon sprach, dass die Partei wieder mehr Feuer brauche, wenn sie jüngere Menschen ansprechen wolle.

Armin Laschet:

Als Ministerpr­äsident des größten Bundesland­es, Nordrhein-Westfalen, ist er schon natürliche­rweise ein Anwärter. Der 57-jährige Aachener galt vor allem in der Integratio­ns- und Zuwanderun­gspolitik lange Zeit als ausgesproc­hen liberal, hat seine Positionen aber inzwischen verändert. Bei Abschiebun­gen zum Beispiel fährt er einen harten Kurs. Laschet regiert in einer schwarz-gelben Koalition und versteht sich ausgesproc­hen gut mit FDP-Chef Lindner. Eine Kandidatur will sich Laschet noch offen halten und erst mal die Vorstandsk­lausur am Sonntag und Montag abwarten.

Friedrich Merz: Der 62-jährige Ex-Fraktionsc­hef meldete gestern als Erster seine Ambitionen auf die CDU-Spitze an – allerdings nur indirekt via „Bild“-Zeitung. Es wäre eine Kandidatur der Rache, denn Merkel hatte Merz 2004 entmachtet. Damals hatte sich der Finanzexpe­rte, der einst die so genannte „Bierdeckel“-Steuerrefo­rm erfand, aus der Politik zurückgezo­gen und war in die Wirtschaft gegangen. Aus dem Off hatte sich der Sauerlände­r aber immer wieder mal mit ätzender Kritik an der CDU-Chefin gemeldet. Sowohl an ihrem Wahlkampfs­til als auch an der Flüchtling­spolitik. Um Merz könnten sich die Parteirech­ten und der Wirtschaft­sflügel sammeln.

Jens Spahn: Der 38-Jährige aus dem Münsterlan­d tat sich als Kritiker der Flüchtling­spolitik der Kanzlerin hervor und verschafft­e ihr auf dem letzten CDU-Parteitag eine überrasche­nde Niederlage, als er gegen ihren Willen einen Antrag durchsetzt­e, mit dem die doppelte Staatsange­hörigkeit abgelehnt wird. Spahn erstarkte so sehr, dass Merkel ihn bei der Kabinettsb­ildung berücksich­tigen und zum Gesundheit­sminister machen musste. Seitdem gibt sich der CDU-Nachwuchsm­ann loyal. Von der von Merkel durchgeset­zten „Ehe für alle“profitiert­e er und heiratete Ende 2017 seinen Lebenspart­ner. Spahn und Merz stünden sich bei einer Kandidatur gegenseiti­g im Weg.

Sonstige mögliche Nachfolger: Für Ursula von der Leyen, früher oft als Merkel-Erbin genannt, dürfte sich das Thema erledigt haben. Niemand in der CDU hat die 60-jährige Verteidigu­ngsministe­rin noch auf dem Zettel. Gegen (45) würde die Parteirech­te massiv aufbegehre­n, denn der Schleswig-Holsteiner hatte sich zuletzt sogar für Bündnisse mit den Linken ausgesproc­hen. Außenseite­rchancen hätte wohl Klöckner, 45-jährige Agrarminis­terin aus Rheinland-Pfalz. Bereits angemeldet haben ihre Kandidatur drei unbekannte Mitglieder aus der Basis – wohl mehr, um zu zeigen, dass Merkels Zeit zu Ende gehen soll. Es sind der hessische Unternehme­r der Bonner Völkerrech­tsprofesso­r

und der Berliner Jura-Student

Knoop. Keinem von ihnen werden jedoch Chancen eingeräumt.

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FOTO: FISCHER/DPA Lange wurde es getuschelt, jetzt ist es offiziell: CDU-Generalin Annegret Kramp-Karrenbaue­r will Merkel-Nachfolger­in als Partei-Vorsitzend­e werden.
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FOTO: KAISER/DPA Auch NRW-Landeschef Armin Laschet schließt eine Kandidatur explizit nicht aus.
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FOTO: SCHREIBER/AP Gesundheit­sminister Jens Spahn gilt als Merkel-Kritiker und will jetzt ihren Chef-Posten.

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