Saarbruecker Zeitung

Das vergessene Vermögen

Kleingeld ist überall – in Sammelgläs­ern, Manteltasc­hen, unter Sofas. Zum Weltsparta­g steht die Zukunft der Münzen wieder infrage.

- Produktion dieser Seite: Joachim Wollschläg­er Lothar Warscheid

(dpa) Es kann einen wahnsinnig machen. Kleingeld, das unters Sofa rollt, in Manteltasc­hen rumklimper­t oder das Portemonna­ie verbeult. Viele Leute leeren deshalb häufiger ihren Geldbeutel aus, sammeln das Münzgeld. Wenn die Banken heute zum traditione­llen Weltsparta­g aufrufen, stellt sich auch erneut die Frage nach der Sinnhaftig­keit dieses schlummern­den Schatzes.

Deutschlan­d hängt am Kleingeld. Während man bei skandinavi­schen Bäckern oder englischen Pubs längst mit Karte zahlt, werden in Deutschlan­d Münzen zusammenge­sucht. Manche Länder haben kleine Cent-Münzen sogar aus dem Alltag verbannt – in den Niederland­en etwa wird auf 5 Cent gerundet.

Hierzuland­e werden dagegen vor allem kleine Beträge fast nur bar bezahlt – bei Summen bis fünf Euro zu 96 Prozent, wie eine Studie der Bundesbank im vergangene­n Jahr angab. Demnach haben die Menschen im Schnitt 107 Euro einstecken, davon sechs Euro als Kleingeld. Wie viele Münzen bei Leuten daheim rumliegen, kann keiner genau sagen.

Die Bundesbank geht davon aus, dass geschätzt etwa 60 bis 70 Prozent des Geldes, das sie ausgibt, mittlerwei­le im Ausland unterwegs ist. Etwa fünf bis zehn Prozent der Münzen und Scheine seien direkt im Umlauf, also etwa an Ladenkasse­n. Der Rest? Werde entweder gehortet oder sei verloren gegangen.

„Man darf nicht vergessen, dass wohl auch viele Münzen zwischen Autositzen liegen. Oder in der Winterjack­e, die man jetzt aus dem Schrank holt“, sagt ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverban­ds. Daneben hätten manche Leute daheim auch Geldkasset­ten, Spardosen oder eben Kleingeldg­läser. Es wieder loszuwerde­n, kann teuer sein. Manche Banken lassen sich das Abgeben von Münzen mittlerwei­le bezahlen, zeigt ein Blick in die Preisverze­ichnisse. Die Institute würden das sehr unterschie­dlich handhaben, heißt es bei den Verbänden. Manche nehmen Gebühren von Gewerbekun­den oder Fremdkunde­n, andere ab einem bestimmten Betrag oder Alter.

Bei der Hamburger Sparkasse zum Beispiel zahle der „überwiegen­de Teil“der Kunden nichts, sagt Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Bei anderen fällt seit 2016 eine Gebühr an, wenn sie mehr als fünf Münzrollen und fünf Beutel pro Monat abgeben.

Auch bei der Berliner Sparkasse kann man Münzen in Plastikbeu­teln abgeben (sogenannte­n „Safebags“). Wer älter als 26 Jahre ist, zahlt pro Beutel 7,50 Euro. Die Berliner Volksbank nimmt eine Gebühr, wenn man mehr als 100 Euro im Monat einzahlt. Das Handling von Bargeld ist teurer geworden. So müssen Banken mittlerwei­le auch Hartgeld auf Fälschunge­n prüfen.„Das Geld muss ausgezählt, auf Umlauffähi­gkeit und Echtheit geprüft, für den Geldtransp­ort aufbereite­t und versichert transporti­ert werden“, sagt ein Sprecher der Berliner Sparkasse. Im laufenden Jahr hätten Kunden dort Münzen im Wert von rund 18 Millionen Euro eingezahlt.

Privatkund­en können Münzen auch „in haushaltsü­blichen Mengen“ohne Gebühr bei den 35 Bundesbank­filialen umwechseln. In der Region finden sich Filialen in Saarbrücke­n und Trier. Komplizier­ter ist es für Unternehme­n – denn auch das Besorgen von Wechselmün­zen kann teuer sein. Runden wie in den Niederland­en hat sich in einem Modellvers­uch in Kleve aber auch nicht durchgeset­zt.

An Besten wird man seine Münzen weiterhin im Laden los, wenn man dem Verkäufer beim Bezahlen einfach mitteilt: „Augenblick, ich habe es passend...“

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FOTO: ARNE IMMANUEL BÄNSCH/DPA Solch ein Glas mit Münzen gibt es in vielen Haushalten: Zahlreiche Deutsche bewahren Kleingeld zu Hause auf.

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