Ein Abend wie eine Wundertüte
Chansonnier Tim Fischer gastiert am Samstag im Saarbrücker Theater.
Hamm’ se jenau hingekiekt? Dann haben Sie ihn auch bei „Babylon Berlin“entdeckt, in der Nachtbar „Holländer“, wo Kommissar Rath und Charlotte Ritter zwischen Tunten und Transen versacken. Da hatte auch Tim Fischer seinen Auftritt, vom Dekolletée bis runter zu den Hochhackigen in schwarzer Spitze spanisch aufgebretzelt. Was Fischer aber für einen richtigen Divenauftritt gar nicht braucht. „Großes Tennis“, wie er gern mal sagt, serviert der Chansonnier auch so auf der Bühne. Und am Samstag kann man das auch im Saarländischen Staatstheater erleben.
Tim Fischer singt – wunderbar altmodisch und darum so zeitgemäß – Couplets wie von Friedrich Hollaender, hat den böse funkelnden Witz eines Georg Kreisler, kann aber auch Gefühl triefen lassen. Er war schon Zarah (Leander) ohne Kleid und Hitler beim Rasieren. Vom innigsten Sentiment bis zur knatternden Parodie sind es bei ihm oft nur ein, zwei Takte. Im niedersächsischen Delmenhorst geboren war der 46-Jährige irgendwie immer schon ein Metropolen-Kind, Berliner eben, mit der „Bar jeder Vernunft“als Stammbühne. Und seine Programme sind wie eine Wundertüte: Man weiß nie so genau, was dabei rauskommt. Für sein aktuelle Tournee „Die alten schönen Lieder“hat Fischer diverse seiner früheren Programme durchforstet, das Schönste rausgesucht, und mit Thomas Dörschel auch wieder seinen früheren Piano-Mann an seiner Seite. Ein bisschen nostalgisch kann’s einem dabei schon werden.
Tim Fischer: Samstag, 3. November, 19.30 Uhr, im Staatstheater.