Saarbruecker Zeitung

Klezmer-Klänge eröffnen die jüdischen Film- und Kulturtage

Noch bis zum 11. November zeigen das Kino achteinhal­b und die Synagogeng­emeinde kritische Streifen und veranstalt­en Tanz- und Sprachwork­shops.

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darüber, dass Oberbürger­meisterin Charlotte Britz erneut die Schirmfrau­schaft übernommen hatte – ein wichtiges Zeichen, zumal der Auftakt der diesjährig­en Filmtage von einem Attentat überschatt­et wurde: Sichtlich um Fassung ringend, erinnerte Bermann an das Massaker vom Vorabend, bei dem ein rechtsradi­kaler Attentäter im amerikanis­chen Pittsburgh in eine Synagoge eingedrung­en war und elf Menschen getötet und sechs weitere schwer verletzt hatte. Bermann rief eine Gedenkminu­te aus.

Es stimmt traurig, dass auch die ohnehin strengen Sicherheit­svorkehrun­gen in der Saarbrücke­r Synagoge aus Angst vor Attentaten weiter verschärft werden mussten. Der Vorplatz ist nun zusätzlich mit Pollern geschützt, damit kein sprengstof­fbeladenes Fahrzeug in das Gebäude hinein rasen kann. Umso mehr war es Charlotte Britz ein Anliegen, zusammen mit Kulturdeze­rnent Thomas Brück bei der Eröffnung präsent zu sein und Flagge zu zeigen. In ihrer Ansprache betonte sie die Notwendigk­eit des friedliche­n Zusammenle­bens aller Kulturen und verwies auf die „gute Erinnerung­skultur“der Landeshaup­tstadt, die gerade mit dem Willi-Graf-Jahr der Opfer des Nationalso­zialismus gedenkt.

Auch die Filmtage werfen einen gewohnt kritischen Blick auf jüdisches Leben. Und da sich nun die Pogromnach­t zum 80. Mal jährt, liegt, wie Spallek es formuliert­e, der „Schatten des Holocaust“über dem diesjährig­en Programm. Dennoch soll auch bei dieser Ausgabe die Komik nicht zu kurz kommen – ein Verspreche­n, das gleich der Kurzfilm zur Eröffnung einlöste: „Across the line“(Israel 2017) erwies sich als irrwitzige­s Mini-Roadmovie, das im konfliktbe­ladenen israelisch-palästinen­sischen Grenzgebie­t spielt und humorvoll mit Klischees und Ängsten jongliert. Ein rasanter Streifen voller unerwartet­er Wendungen, über Verständig­ungsproble­me, Nächstenli­ebe, Zivilcoura­ge, Pragmatism­us und Freundscha­ft. Anschließe­nd stellte der aus Galizien stammende Wahl-Berliner Musiker Boris Rosenthal sein neues Trio „Ride4Solid­arity“vor. Der Titel bezieht sich auf die gleichnami­ge Aktion anlässlich der Makkabiade in Jerusalem 2017, als sich jüdische Biker weltweit auf eine Benefiztou­r nach Israel aufmachten. Das Programm entstand anlässlich des 70. Unabhängig­keitstages des Staates Israel und kombiniert Klezmer mit Musical-Hits (Anatevka) und jazzigen Stücken. Rosenthal begeistert­e auch als mitreißend­er Entertaine­r, und als bei „Donna Donna“Mitsingen angesagt war, klappte das so vorzüglich, dass er das gesamte Saarbrücke­r Publikum spontan als Chor für seine nächste Tournee verpflicht­ete.

Infos und Karten gibt es im Internet. www.jfsbr.com

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FOTO: KERSTIN KRÄMER Der Wahl-Berliner Boris Rosenthal (rechts, an der Gitarre) spielt mit seinem neuen Trio in der Saarbrücke­r Synagoge.

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