Jetzt ist es fix: Real Madrid entlässt unglücklichen Lopetegui
(sid/dpa) Florentino Pérez ergriff wütend die Flucht. Das 1:5-Debakel im Clásico bei Erzrivale FC Barcelona hatte den allmächtigen Präsidenten von Real Madrid derart verärgert, dass er auf seinen obligatorischen Kabinenbesuch verzichtete. Noch am Abend der schmerzhaften Pleite senkte Pérez den Daumen, die Tage von Trainer Julen Lopetegui bei den Königlichen waren gezählt. Am gestrigen Montagabend war dann offiziell, was die spanischen Medien schon nach dem Desaster im Camp Nou vorwegnahmen: Real habe die Zusammenarbeit mit dem 52 Jahre alten Fußball-Coach beendet, teilte der Club nach einer Vorstandssitzung in Madrid mit. Der bisherige Trainer der B-Elf, Santiago Solari, werde als Interimstrainer übernehmen.
Der 42 Jahre alte Argentinier – ein ehemaliger Real-Profi – wird schon am Mittwoch im Sechszehntelfinal-Hinspiel der Copa del Rey bei Drittligist UD Melilla und wohl auch am Samstag im Liga-Spiel daheim gegen Real Valladolid auf der Bank sitzen. Nach den Regeln des RFEF-Verbandes darf ein Interimscoach nur für längstens zwei Wochen ein A-Team trainieren, ohne dass er zum neuen Trainer ernannt wird und einen Vertrag bekommt.
Nach Medienberichten will Pérez jetzt am liebsten den zur Zeit joblosen Italiener Antonio Conte oder den ehemaligen Real-Coach und aktuellen Manchester-United-Trainer José Mourinho verpflichten. Der Portugiese oder der frühere italienische Nationalcoach, Meister mit Juventus Turin und dem FC Chelsea, hätten dabei eine schwere Ausgangsposition. Fünf Niederlagen in den vergangenen sieben Spielen, Platz neun in der Liga, sieben Punkten Rückstand auf Barça – für den stolzen Perez nicht hinnehmbar.
Lopetegui war nicht Pérez‘ erste Wahl auf die Nachfolge von Erfolgscoach Zinédine Zidane. Mauricio Pochettino, Massimiliano Allegri, Conte, Jürgen Klopp, Julian Nagelsmann – sie alle wurden vergeblich kontaktiert, ehe er Spaniens Nationalmannschaft deren Erfolgstrainer entriss. Pérez, ätzten Kritiker, habe binnen vier Monaten die Selección und Real zerstört.
Disziplinfanatiker Conte, der seinen Spielern Pasta und Pizza verbietet oder Mourinho – die Auswahl deutet darauf hin, dass Pérez der Meinung ist, mit harter Hand ließen sich die Stars wieder zu Höchstleistungen treiben. Die Aussicht auf einen „harten Hund“behagt dem Team um Toni Kroos aber gar nicht, heißt es, Gegenwind scheint garantiert.