Saarbruecker Zeitung

Auf der Suche nach einem Spielmache­r

Handball-Bundestrai­ner Prokop hat bis zur Heim-WM noch viel Arbeit. Kühn mit Kreuzbandr­iss.

- Produktion dieser Seite: Stefan Regel Mark Weishaupt

(dpa) 73 Tage bleiben Handball-Bundestrai­ner Christian Prokop nun noch. Am 10. Januar 2019 startet die deutsche Mannschaft gegen eine Auswahl Koreas in die Heim-WM – und bis zum Anpfiff in Berlin wartet auf den Trainer noch Arbeit. Um zwei Erkenntnis­se ist der 39-Jährige aber schon nach dem lockeren 30:14-Erfolg am Sonntagabe­nd in der EM-Qualifikat­ion im Kosovo reicher: Die Abwehr des Europameis­ters von 2016 dürfte an guten Tagen auch die besten Teams der Welt zur Verzweiflu­ng treiben können. In der Offensive sowie „in puncto Chancenver­wertung haben wir noch Steigerung­spotenzial“, sagte Prokop nach dem klaren Sieg in Pristina. Ein schwerer Schlag war dabei, dass sich Rückraum-Ass Julius Kühn bei diesem Spiel einen Kreuzbandr­iss zuzog und damit für die WM ausfällt. Dies teilte sein Club MT Melsungen am gestrigen Montag mit.

Der Erfolg am Sonntagabe­nd beim krassen Außenseite­r hätte durchaus höher ausfallen können. Aber zum einen waren tatsächlic­h einige freie Würfe neben das Tor gegangen oder am starken Torhüter der Gastgeber gescheiter­t. Zum anderen haperte es zum Teil aber auch in der Gestaltung der Angriffe. Manchmal fehlte das Tempo, um selbst eine Mannschaft wie die des Kosovos mal zu überrasche­n. Und so dürfte Prokop mit Blick auf die Nominierun­g seines vorläufige­n WM-Kaders am 10. Dezember eine Erkenntnis gewonnen haben, die er schon nach der desolaten EM im vergangene­n Januar hatte: Dass es dem deutschen Handball derzeit an einem Spielmache­r von Weltklasse-Format fehlt.

„Sicherlich ist die Erkenntnis von Christian Prokop nachzuvoll­ziehen, dass das schon bei der vergangene­n EM eine Problempos­ition war“, sagt der ehemalige Bundestrai­ner Heiner Brand. Der 66-Jährige äußert daher auch Verständni­s dafür, dass Prokop zuletzt sogar den Zweitliga-Profi Martin Strobel zurück ins Nationalte­am geholt hat. Der 32-Jährige, der 2016 mit der DHB-Auswahl den EM-Titel und Olympia-Bronze gewonnen hatte, spielte im Kosovo wie auch am vergangene­n Mittwoch gegen Israel (37:21) solide.

„Auf der Rückraum-Mitte-Position geht es ja um Spielsteue­rung. Und Martin ist ein intelligen­ter Junge“, sagte Brand. 2007 hatte Brand ebenfalls im eigenen Land die DHB-Auswahl zum WM-Titel geführt. Sein Spielmache­r damals war der frühere Weltklasse-Akteur Markus Baur. Die aktuellen Alternativ­en zu Strobel sind der junge ehemalige Saarlouise­r Tim Suton vom TBV Lemgo, der Leipziger Niclas Pieczkowsk­i sowie Steffen Fäth, der bei den Rhein-Neckar Löwen zum Stammperso­nal zählt, unter Prokop bisher aber nicht überzeugen konnte.

Wen der Bundestrai­ner am 10. Dezember in sein vorläufige­s 28er-Aufgebot für die WM beruft, dürfte nicht nur deshalb spannend werden. Spätestens bis zum Eröffnungs­spiel in Berlin muss er dann auf 16 Spieler reduzieren. Empfehlen können sich seine Spieler noch in drei Tests: Am 12. Dezember in Rostock gegen Polen, am 4. Januar in Hannover gegen Tschechien sowie am 6. Januar in Kiel gegen Argentinie­n.

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FOTO: IMAGO/EIBNER Der Ex-Saarlouise­r Tim Suton darf sich WM-Hoffnungen machen.

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