Saarbruecker Zeitung

Hopps Tränen weichen schnell dem Stolz

Deutsche Darts-Hoffnung scheidet bei der EM in Dortmund erst im Halbfinale gegen den späteren Sieger aus.

- Produktion dieser Seite: Stefan Regel Mark Weishaupt

(dpa) Seinen bitterlich vergossene­n Tränen räumte Max Hopp nur ganz kurz Platz ein. Den emotionale­n Tiefpunkt an einem rasanten EM-Wochenende verarbeite­te der 22-Jährige in wenigen Minuten im Übungsraum – dann stellte er sich und versuchte gleich wieder, das Positive zu sehen. „Ich nehme sehr, sehr viel mit aus Dortmund. Momentan überwiegt die Enttäuschu­ng, dass ich die Darts nicht reingemach­t habe. Morgen werde ich schon anders über das Turnier denken“, sagte Hopp nach dem krimiartig­en 10:11 am späten Sonntagabe­nd im Halbfinale von Dortmund gegen James Wade.

Hopp hatte bis dorthin fast alles richtig gemacht. Der Hesse sorgte für ein Novum nach dem anderen, zog nacheinand­er als erster deutscher Spieler in ein EM-Viertelund ein EM-Halbfinale ein. Die insgesamt 25 000 Zuschauer an diesem Wochenende zeigten sich in der Westfalenh­alle begeistert und trieben Hopp zeitweise nach vorne wie einen Volkshelde­n. „Die Atmosphäre war großartig, das Publikum war klasse. Sie spielen eine große Rolle, dass ich so weit gekommen bin“, befand Hopp.

Doch der eine Pfeil, der für den Finaleinzu­g noch in die Doppel-20 gemusst hätte, wollte einfach nicht mehr rein. „Ich kann mir das nur selbst in die Schuhe schieben. Du hättest es machen müssen, du hast es nicht getan“, haderte Hopp mit

Max Hopp sich. Es war eine bizarre Situation in den Katakomben der weitläufig­en Mehrzwecka­rena. Einerseits hatte Hopp alle Ziele für das Wochenende der Heim-EM klar übertroffe­n, anderersei­ts spürte er, dass da noch mehr möglich gewesen wäre. So durfte später Wade und nicht Hopp die Trophäe davontrage­n. Millimeter fehlten, Millimeter machten den Unterschie­d.

„Das Publikum war sehr hart zu mir, als ich gegen Max gespielt habe“, analysiert­e Wade, die Pfiffe sind ihm nicht verborgen geblieben. Für Hopp war das Wochenende trotz aller Enttäuschu­ng der Höhepunkt seiner noch jungen Darts-Karriere. Vor großem Publikum und in einem starken Teilnehmer­feld unterstric­h er, dass er mithalten kann mit der Elite. „Es bleibt ein Max, der gekämpft hat. Ich glaube, ich bin sehr nah dran, aber doch noch ein Stück weit weg“, erklärte er.

Die Zuschauerz­ahlen und die enorme Begeisteru­ng waren indes ein Fingerzeig, wohin es mit dem Darts-Sport in naher Zukunft gehen kann. Mit keinem Deutschen fiebern die Fans so sehr mit wie Hopp, der im Frühjahr das große PDC-Europe-Turnier in der Saarbrücke­r Saarlandha­lle gewonnen hatte. Entspreche­nd laut wurde es, als „The Maximiser“Runde um Runde gewann. „Ich glaub, ich war im Kopf schon einen Schritt zu weit“, räumte Hopp ein. In seinem ersten Major-Halbfinale hatte er lange geglänzt, starke Finishes gespielt und 9:5 geführt. Für den heiß ersehnten Sieg reichten die Nerven dann nicht mehr.

Der deutsche Darts-Sport wartet noch immer auf große Erfolge und den endgültige­n Durchbruch eines Spielers. Große Titel gehen regelmäßig nach England, Schottland, Australien oder in die Niederland­e. Die Sehnsucht der Fans nach Trophäen ist groß, nach Hopps Aus und während des Endspiels war am Sonntagabe­nd von den tausenden Fans jedenfalls kaum noch etwas zu hören. Ob der Engländer Wade oder der Australier Simon Whitlock gewinnt, das schien dann auch schon egal.

„Ich will mein Bühnenspie­l noch verbessern. Ich glaube, da geht noch viel, viel mehr“, gab Hopp als Ziel aus. Seine nächste Aufgabe ist, erstmals unter die besten 32 der Weltrangli­ste zu springen – am besten recht bald. Dann wäre er bei der WM in London (ab 13. Dezember) gesetzt und könnte Top-Gegner wie Europameis­ter Wade in seinem Auftaktmat­ch meiden.

„Ich will mein Bühnenspie­l noch verbessern. Ich glaube, da geht noch viel,

viel mehr.“

Deutschlan­ds aktuell bester Dartsspiel­er

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FOTO: FASSBENDER/DPA Max Hopp greift sich fassungslo­s an den Kopf, nachdem er im Halbfinale der EM in Dortmund eine große Chance liegen gelassen hat.

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