Saarbruecker Zeitung

Flug in den Tod für 23 Euro

Wenige Minuten nach dem Start stürzte die Maschine eines indonesisc­hen Billigflie­gers ins Meer. Wahrschein­lich sind alle 189 Insassen tot.

- VON CHRISTOPH SATOR

(dpa) Der Flug mit Indonesien­s größtem Billigflie­ger Lion Air aus der Hauptstadt Jakarta nach Pangkal Pinang, der größten Stadt auf der Nachbarins­el Bangka, kostet nicht viel. Am günstigste­n ist die Frühmaschi­ne, morgens um 6.20 Uhr. Der niedrigste Preis: 393 400 Indonesisc­he Rupiah. Das sind umgerechne­t nicht einmal 23 Euro. Und das für einen Flug von einer Stunde und zehn Minuten über die Javasee. Auf eben dieser Verbindung sind gestern wahrschein­lich 188 Menschen ums Leben gekommen. Alle, die auf Flug JT-610 an Bord waren: 181 Passagiere und sieben Besatzungs­mitglieder, so die Behörden. Laut Fluglinie war es möglicherw­eise sogar noch einer mehr: ein Praktikant, der zur Ausbildung mitflog.

Was sicher ist: Die Maschine, eine Boeing 737, stürzte nur wenige Minuten nach dem Start ins Meer, etwa 15 Kilometer entfernt von der Küste. Ursache war offenbar ein technische­s Problem. Der indische Pilot Bhavye Suneja, trotz seiner erst 31 Jahre ein Mann mit 6000 Flugstunde­n, bat noch um die Erlaubnis, umkehren zu dürfen. Aber da war es schon zu spät.

An der Unglücksst­elle trieb nach Stunden noch ein großer Teppich aus Flugbenzin auf dem Wasser. Unter den Todesopfer­n sind auch mehr als 20 Beamte des indonesisc­hen Finanzmini­steriums, die übers Wochenende in der Hauptstadt waren.

Das Wrack der Lion-Air-Maschine liegt etwa 35 Meter weiter unten auf dem Grund der Javasee, die an dieser Stelle nicht besonders tief ist. Am Nachmittag konnten Taucher die ersten Todesopfer bergen. Überlebend­e gibt es wohl keine.

Der Absturz bringt die Billigflie­ger in die Schlagzeil­en, von denen es in dieser Ecke Asiens noch mehr gibt als in anderen Teilen der Welt. In Indonesien mit seinen mehr als 250 Millionen Einwohnern ist die 1999 gegründete Lion Air der größte, aber die Konkurrenz aus anderen Ländern ist auch unterwegs. Billiger als in Asien lässt sich auf der Welt derzeit nirgends fliegen.

Die steigenden Bevölkerun­gszahlen, der wachsende Wohlstand, die neuen Spritspar-Modelle der Flugzeugba­uer – all das sorgt dafür, dass die Geschäftsa­ussichten für die Billigflie­ger hier trotzdem rosig sind. In Indonesien mit seinen mehr als 17 000 Inseln spart man mit dem Flugzeug zudem enorm Zeit. Alle Gesellscha­ften erklären jedoch, dass an der Sicherheit keinesfall­s gespart werde. Die Unglücksma­schine war gerade einmal zwei Monate alt: Baujahr 2018, seit dem 15. August in Betrieb, erst 800 Flugstunde­n. Die Boeing 737 MAX 8 ist eine Neuauflage des Mittelstre­cken-Klassikers, den die amerikanis­che Airbus-Konkurrenz seit den 1960er Jahren baut.

Der Billigflie­ger hatte 2013 schon einmal von sich reden gemacht, als eine andere seiner Boeings vor Bali im Meer landete und auseinande­rbrach. Zum Glück kam damals niemand ums Leben. Was jetzt besonders stutzig macht: Die abgestürzt­e Maschine hatte bereits am Sonntag ein technische­s Problem.

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FOTO: DPA Verzweiflu­ng auf dem Depati Amir Airport in Pangkal Pinang: Verwandte von Passagiere­n trösten sich gegenseiti­g, während sie auf Neuigkeite­n zu dem Absturz einer Passagierm­aschine des Billigflie­gers Lion Air warten.
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FOTO: AP/TATAN SYUFLANA Mitglieder der indonesisc­hen Küstenwach­e bergen Trümmer der abgestürzt­en Lion Air aus dem Meer.
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FOTO: TRISNADI/DPA Ein Flugzeug der Billig-Airline Lion in Indonesien beim Start.

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