Saarbruecker Zeitung

Zahl der Drogenfund­e in Gefängniss­en steigt

Im vergangene­n Jahr gab es nach Angaben des Saar-Justizmini­steriums mehr als doppelt so viele Fälle wie noch im Jahr 2014.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Die Zahl der Drogenfund­e in saarländis­chen Gefängniss­en ist in den vergangene­n fünf Jahren angestiege­n. Waren 2014 bis 2016 jährlich noch rund zehn Fälle aufgedeckt worden, bei denen in die Haftanstal­ten geschmugge­lte Drogen entdeckt wurden, hat sich die Zahl der Fälle 2017 auf 24 mehr als verdoppelt, wie Staatsanwä­ltin Phoebe Katharina Angele, Pressespre­cherin von Saar-Justizmini­ster Peter Strobel (CDU) der SZ auf Anfrage mitteilte. In diesem Jahr seien bisher bereits in zehn Fällen Drogen gefunden worden.

Gesetzlich seien allerdings für Gefangene der Haftanstal­ten Saarbrücke­n-Lerchesflu­r und Ottweiler die Möglichkei­ten zum Erhalt von Gegenständ­en, die dem Einschmugg­eln von Drogen dienen könnten, „auf ein Minimum reduziert“worden, betonte die Staatsanwä­ltin. So sei der Paketempfa­ng abgeschaff­t worden. Gefangene können demnach Gebrauchs- und Verbrauchs­güter lediglich über den von den Anstalten vermittelt­en Gefangenen­einkauf oder den Fachhandel beziehen.

„Die Gefangenen­post wird bis auf die Verteidige­rpost einer vollständi­gen Einlagensi­chtkontrol­le unterzogen“, sagte Angele. Sporadisch würden einzelne Briefe mittels „Wischtest“auf Betäubungs­mittel getestet. Zudem fänden regelmäßig­e Zellenkont­rollen statt, um gegebenenf­alls doch eingebrach­te verbotene Gegenständ­e oder Drogen aufzuspüre­n. „Besucher werden mittels Metallsond­e und Personenko­ntrollboge­n wie etwa am Flughafen kontrollie­rt, um das Einbringen von Waffen zu verhindern“, erklärte die Ministeriu­mssprecher­in. Darüber hinaus werde jeder Besucher durch das Anstaltspe­rsonal abgetastet. Eine weitergehe­nde körperlich­e Kontrolle zum Aufspüren von eventuell mitgeführt­en Drogen sei aber rechtlich nicht zulässig. „In Verdachtsf­ällen kann diese jedoch den Besuchern auf freiwillig­er Basis abverlangt und im Falle der Verweigeru­ng der Besuch untersagt werden“, betonte Angele. Besuche bei Gefangenen fänden ausschließ­lich unter Sichtkontr­olle statt, um Drogenüber­gaben zu erkennen und zu verhindern. In Verdachtsf­ällen im Zusammenha­ng mit synthetisc­hen Drogen würden Urinproben der Gefangenen zur gas- und flüssigchr­omatograph­ischen Untersuchu­ng eingeschic­kt und die entspreche­nde Post werde dem Gefangenen nur in Kopie ausgehändi­gt.

Zur Zeit beteilige sich das Saarland an einem Pilotproje­kt mit einem neuen Erkennungs­gerät von Rheinland-Pfalz zur Erkennung von Neuen Psychoakti­ven Substanzen (Designer-Drogen wie synthetisc­he Cannabinoi­de) im Justizvoll­zug. Dieses sei im Mai auf einer Fachtagung dem Saarland und anderen Bundesländ­ern vorgestell­t worden. Seitdem bestehe ein enger Austausch zu diesem Pilotproje­kt zwischen den Ländern. „Ein nächster Termin ist für November 2018 in der Justizvoll­zugsanstal­t Saarbrücke­n geplant“, sagte Angele. Der weitere Fortgang des Pilotproje­ktes werde vom Saar-Justizmini­sterium intensiv beobachtet. Mit Rheinland-Pfalz sei zudem vereinbart worden, dass die Einbeziehu­ng der Saar-Gefängniss­e in das Projekt „angestrebt wird“, so die Staatsanwä­ltin.

Bisher rutschten solche Drogen praktisch durchs Radar. „Es kommen immer neue Stoffe, die dann auch von Schnelltes­ts nicht mehr erfasst werden“, sagte der Leiter der Justizvoll­zugsanstal­t Wittlich, Jörn Patzak, jetzt der Deutschen Presseagen­tur. Mit dem Gerät sei es möglich, neue psychoakti­ve Stoffe zu erkennen. Seit einigen Wochen sei es im Einsatz in Zusammenar­beit mit dem Landeskrim­inalamt. Bisher sei etwa ein künstliche­s Cannabinoi­d entdeckt worden. Cannabinoi­de sind Stoffe, die in der Hanfpflanz­e vorkommen.

„Es kommen immer neue Stoffe, die dann auch von Schnelltes­ts

nicht mehr erfasst werden.“

Jörn Patzak

Leiter der Justizvoll­zugsanstal­t Wittlich

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FOTO: BECKER & BREDEL Regelmäßig­e Zellenkont­rollen sollen in der Justizvoll­zugsanstal­t Lerchesflu­r in Saarbrücke­n helfen, eingebrach­te Drogen aufzuspüre­n. Im Bild: das neue Gebäude Haus 4.
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FOTO: JUSTIZMINI­STERIUM RP/DPA Ein Mitarbeite­r der Justizvoll­zugsanstal­t Wittlich schiebt eine Probe in einen neuartigen Drogendete­ktor.

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