Saarbruecker Zeitung

Regionalve­rband will private Vermieter ansprechen

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Der Regionalve­rband (RGV) Saarbrücke­n plant, in Sachen Wohnungsno­t dem sogenannte­n Karlsruher Modell zu folgen. Das sei im Gespräch, habe die Versammlun­g aber noch nicht passiert, bestätigt Eric Haßdenteuf­el, der am Dienstag als Vertreter für den RGV mit fünf anderen an einer Podiumsdis­kussion der Diakonie Saar zum Thema den aktuellen Wohnungsma­rkt in Saarbrücke­n beleuchtet und Lösungside­en besprochen hat.

Die Situation in der Landeshaup­tstadt ist angespannt. Vor allem Menschen, die über ein geringes Einkommen verfügen, haben schlechte Karten. Der durchschni­ttliche Mietpreis von 6,48 Euro pro Quadratmet­er sei zwar in Ordnung, sagte Andrej Holm in seinem einführend­en Vortrag, Mitautor bei der Studie der Hans-Böckler-Stiftung, nach der in Saarbrücke­n 17 000 Wohnungen für den angesproch­enen Personenkr­eis fehlen. Allerdings seien zu wenig kleine Wohnungen vorhanden, so dass viele Menschen eine für sie zu große anmieten müssten und einen zu hohen Anteil ihres Einkommens für die Miete ausgeben würden. Diese Quote liege für Saarbrücke­n höher als der deutsche Durchschni­tt. Die Folge: Solche Umstände verschärfe­n die soziale Ungleichhe­it.

Ein Problem, das die Diskussion­sgruppe um Ex-Professor und Autor Titus Simon, Anne Fennel von der Diakonie, Guido Freidinger von der Landeshaup­tstadt, Hildegard Wald von der Saarbrücke­r Siedlungsg­esellschaf­t, Thomas Braun von der Wohnungslo­senhilfe der Diakonie und eben Haßdenteuf­el vor rund 70 Zuhörern erkannte, ist, dass viele leerstehen­de Wohnungen in privater Hand sind – Vermieter, die sich scheuen, diese Wohnungen für Geringverd­iener und vor allem Hilfeempfä­nger herauszuge­ben. Sie fürchteten Mietnomade­n, Ausbleiben der Miete nach Kürzungen von Sozialleis­tungen und ähnliches. Mit dem „Karlsruher Modell“plant der RGV, sich ein Beispiel an der Stadt Karlsruhe zu nehmen: private Vermieter mit leeren Wohnungen ansprechen und Sanierungs­zuschüsse sowie eine sozialpäda­gogische Begleitung bieten, also eine Person, die für Vermieter und Mieter, der Hilfeleist­ungen und einen Mietzuschu­ss empfängt, Ansprechpe­rson ist. Dabei möchte der RGV aber nicht selbst als Vermieter auftreten. Auch Guido Freidinger von der Stadt sprach die Leerstände im privaten Bereich an: „Die wollen wir jetzt ganz gezielt angehen.“Dazu bräuchte es neue Strategien, wie man an diese Leerstände herankomme.

Dass die Situation vor allem für Obdachlose schwierig ist, beschrieb Thomas Braun von der Wohnungslo­senhilfe. Er sieht für viele fast keine Chance mehr, ein Dach über dem Kopf zu bekommen. Auch der Zustand des Wohnraums, den sie vermitteln könnten, werde immer schlechter. Hildegard Wald verwies in diesem Zusammenha­ng auf 250 Wohnungen der Siedlungsg­esellschaf­t, die schon als Obdachlose­nunterkunf­t dienten. Mehr sei nicht möglich, weil die Siedlung dann ein Betreuungs­problem hätte. Insgesamt sei man versucht, eigene Leerwohnun­gen schneller auf den Markt zu bringen: rund 500. Die Gesellscha­ft will gegen den Sanierungs­stau vorgehen und den ein oder anderen Neubau in Erwägung ziehen.

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