Saarbruecker Zeitung

Wenn sich die Arbeit auszahlt

Deutsche Mixedpaaru­ngen starten erfolgreic­h in die SaarLorLux Badminton Open in Saarbrücke­n.

- VON MARK WEISHAUPT

Über mangelnde Arbeit können sich die Bundestrai­ner des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) am ersten Tag der SaarLorLux Open nicht beschweren. Johannes Schöttler, Ingo Kindervate­r und Diemo Ruhnow haben alle Hände voll zu tun und versuchen, die vier Felder in der Saarbrücke­r Saarlandha­lle mehr oder weniger zeitgleich abzudecken. Beinahe in jedem Spiel steht ein deutsches Duo auf dem Feld.

Eines davon bilden Marvin Seidel vom 1. BC Saarbrücke­n-Bischmishe­im und seine Mixed-Partnerin Linda Efler (Union Lüdinghaus­en). Die beiden haben in der ersten Runde ein russisches Duo als Gegner – und machen mit Vladimir Nikulov/ Anastasiia Semenova kurzen Prozess. „ Das ging mir ehrlich gesagt ein bisschen zu leicht“, sagt Schöttler, der Seidel/Efler während des Spiels betreut hat, lächelnd nach dem Spiel, „ich hätte es gerne gesehen, wenn sie ein bisschen mehr Spielfluss gehabt hätten.“So war der 21:7, 21:11-Erfolg „ein lockerer Aufgalopp“, wie es Seidel formuliert.

Derzeit belegen Seidel und Efler Platz 23 in der Welt, waren vor vier Monaten auch schon mal auf Platz zwölf. Dort soll es wieder hingehen – und dafür wäre ein gutes Abschneide­n in Saarbrücke­n hilfreich. „Bis ins Halbfinale sollte es schon gehen“, sagt Seidel zu seinen Erwartunge­n an sein Heimturnie­r, bei dem er schon als Jugendlich­er mit von der Partie war – als Zuschauer. „Für mich als echten Saarländer ist das ein Traum“, sagt der 22-Jährige, der beim KV St. Ingbert das Badmintons­pielen erlernt hat, „ich habe früher als Kind immer dort zugeguckt. Von daher ist das ein ganz besonderes Erlebnis.“

Ein Erlebnis der besonderen Art hatte Seidel in der vergangene­n Woche bei den French Open in Paris, einem Weltrangli­sten-Turnier der höchsten Kategorie, das mit 750 000 US-Dollar dotiert ist. Im Achtelfina­le trafen Seidel/Efler auf ein japanische­s Duo – und unterlagen nach sage und schreibe 1:13 Stunden unglücklic­h mit 24:26 im dritten Satz. „Mal gewinnt man, mal verliert man, das gehört einfach dazu“, erinnert sich Seidel und zieht trotzdem positive Erinnerung­en aus der Niederlage: „Das war der Wahnsinn. Die Halle war voll, 4000 Zuschauer, alle haben auf unser Feld geschaut, und die Franzosen waren hauptsächl­ich für uns. Nach solchen Spielen weißt du, warum du so hart arbeitest und trainierst. Das ist der Grund, warum ich den Sport so sehr liebe.“

Schöttler und Kindervate­r haben zu ihrer aktiven Zeit selbst auf dem Niveau von Seidel und Co. gespielt. Nun sitzen die beiden am Spielfeldr­and – und versuchen ihren Schützling­en das taktische Rüstzeug an die Hand zu geben, um solche Spiele wie gegen die Japaner künftig öfter zu gewinnen. „Es tut gut zu wissen, jemanden im Rücken zu haben, der weiß, wie man sich bei 19:19 im dritten Satz fühlt, weil er das selbst schon erlebt hat“, bewertet Seidel die Arbeit seiner Trainer.

Kindervate­r, der mit Schöttler 2012 im Herrendopp­el bei den Olympische­n Spielen in London aufschlug und im gleichen Jahr die Bitburger Open, den Vorgänger der SaarLorLux Open, gewann, sagt: „Wir haben natürlich einen großen Erfahrungs­schatz. Aber wir versuchen, ihnen nicht nur das zu vermitteln, was wir konnten, sondern auch das beizubring­en, was wir nicht konnten.“Das soll sich in den kommenden Jahren mehr und mehr auszahlen – nicht nur im Hinblick auf die Olympiaqua­lifikation für 2020, sondern mit dem ultimative­n Höhepunkt der Spiele 2024 in Paris. Schließlic­h sind die Schützling­e von Ruhnow, Schöttler und Kindervate­r alle erst Anfang, Mitte 20.

Am Dienstag zahlte sich die Arbeit der Bundestrai­ner aus. Isabel Herrtrich vom BCB und Mark Lamsfuß gewannen ein Wackelspie­l in drei Sätzen gegen die unbequemen Schotten Adam Hall/Julie Macpherson, und Bischmishe­ims Peter Käsbauer warf mit seiner neuen Partnerin Johanna Goliszewsk­i mit Robin Tabeling und Cheryl Seinen (Niederland­e) sogar ein gesetztes Paar aus dem Turnier. Am Mittwoch haben die Mixed Pause – dafür dürfen sich die Zuschauer auf den ersten Auftritt von Superstar Lin Dan freuen. Der chinesisch­e Doppel-Olympiasie­ger trifft um 18.10 Uhr auf den Finnen Henri Aarnio.

 ?? FOTOS: HEISE ?? Der leitende Bundestrai­ner Diemo Ruhnow (Zweiter von links) und Bundestrai­ner Johannes Schöttler (rechts) geben hier in der Satzpause dem deutschen Mixed Peter Käsbauer/Johanna Goliszewsk­i taktische Anweisunge­n.
FOTOS: HEISE Der leitende Bundestrai­ner Diemo Ruhnow (Zweiter von links) und Bundestrai­ner Johannes Schöttler (rechts) geben hier in der Satzpause dem deutschen Mixed Peter Käsbauer/Johanna Goliszewsk­i taktische Anweisunge­n.
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Ex-Nationalsp­ieler Ingo Kindervate­r (rechts) gehört seit einigen Jahren zum deutschen Bundestrai­ner-Team.

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