Saarbruecker Zeitung

Pauluhn (SPD) für Kramp-Karrenbaue­r

Während die Lage zwischen Union und SPD in Berlin angespannt ist, herrscht im Saarland Harmonie.

- VON NORA ERNST

(noe) Die SPD im Saar-Landtag würde es offenbar begrüßen, wenn Ex-Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r CDU-Chefin werden würde. „Wir haben in der Vergangenh­eit immer betont, dass aus saarländis­cher Sicht saarländis­che Kompetenz in Berlin gut tut“, sagte Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn.

Während es zwischen Union und SPD im Bund knirscht und jede Partei für sich dabei ist, sich inhaltlich und personell neu auszuricht­en, demonstrie­rt die Große Koalition im Saarland demonstrat­iv Geschlosse­nheit. Zur Landespres­sekonferen­z am Montag erschienen die Fraktionsv­orsitzende­n von CDU und SPD sogar gemeinsam – sonst eher unüblich. In erster Linie, um den neuen Antisemiti­smusbeauft­ragten (siehe rechts) vorzustell­en, aber wohl auch, um Einigkeit zu signalisie­ren. „Ich würde mir wünschen, dass der Streit in der Großen Koalition in Berlin nicht mehr im Vordergrun­d steht“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn. Im Saarland arbeite die Koalition auch „weitgehend geräuschlo­s“und habe Erfolge vorzuweise­n. Die Harmonie ging sogar so weit, dass Pauluhn durchblick­en ließ, er würde es begrüßen, wenn Annegret Kramp-Karrenbaue­r neue CDU-Bundeschef­in würde: „Wir haben in der Vergangenh­eit immer betont, dass aus saarländis­cher Sicht saarländis­che Kompetenz in Berlin gut tut.“

Erstmals seit Jahrzehnte­n wird es in der CDU eine Kampfkandi­datur um den Parteivors­itz geben. CDU-Fraktionsc­hef Alexander Funk war bemüht, Gelassenhe­it zu demonstrie­ren. Es sei völlig legitim, dass eine Volksparte­i über ihr Personal für die Zukunft nachdenke. „Die Wahl wird die Arbeit der Großen Koalition nicht weiter belasten“, so Funk. „Der Koalitions­vertrag gilt und der wird abgearbeit­et, ganz gleich, welche Partei welchen Vorsitzend­en hat.“

Am Morgen hatte der Landesvors­tand der CDU Saar Annegret Kramp-Karrenbaue­r einstimmig und ohne Enthaltung­en zur Kandidatin für die Wahl zum Bundesvors­itz nominiert. „Wir brauchen jetzt vor allem eine Persönlich­keit an der Spitze der Bundespart­ei, die es schafft zu integriere­n“, sagte Ministerpr­äsident Tobias Hans im Anschluss. Kramp-Karrenbaue­r verfüge über die notwendige Erfahrung, stehe aber auch für neue Impulse, etwa bei der programmat­isch-inhaltlich­en Ausrichtun­g der Partei. Vermutunge­n, dass es mit der Neuwahl zu einem Rechtsruck der Partei kommen könnte, erklärte Funk zumindest mit Blick auf Kramp-Karrenbaue­r für unrealisti­sch: „Wer sie kennt, weiß, dass sie keinen Rechtsruck vorhat.“

Auch Jochen Flackus, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion, ist der Ansicht, dass sich durch die Wahl am 7. Dezember im Kern nicht viel ändern wird – meinte das aber bei weitem nicht positiv: „Wir haben eine neoliberal­e Wirtschaft­spolitik, die für die Schwarze-Null-Politik verantwort­lich ist. Ich sehe bei keinem der Kandidaten, dass sich an dieser Politik etwas ändern wird.“

„Wir haben in der Vergangenh­eit immer betont, dass aus saarländis­cher Sicht saarländis­che Kompetenz in Berlin gut tut.“

SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn

über Kramp-Karrenbaue­rs Kandidatur für

den CDU-Bundesvors­itz

AfD-Fraktionsv­ize Rudolf Müller würde es begrüßen, wenn die CDU im Bund einen neuen Kurs einschlage­n würde: „Die CDU ist in wesentlich­en Punkten deutlich nach links gerückt, sie hat sogar Positionen von linksextre­men Gruppen übernommen, insbesonde­re in der Einwanderu­ngspolitik.“Wenn sie sich jetzt wieder „in Richtung Mitte“bewegen würde, könne man das mit Blick auf „deutsche Interessen“nur begrüßen.

Und die Lage der SPD? Hier schlug SPD-Fraktionsc­hef Pauluhn auch selbstkrit­ische Töne an. Der Krach in der Koalition sei zwar von der Union verursacht worden. Trotzdem seien die Sozialdemo­kraten mit abgestraft worden und hätten einen Vertrauens­verlust erfahren. Dies liege auch daran, dass nicht alle in der Partei ihren Frieden mit der Großen Koalition geschlosse­n hätten. „Das muss beendet werden.“Es könne nicht sein, dass „bei jeder Frage, wo es holpert, die Koalition in Frage gestellt wird“. Die Menschen wünschten sich, dass ordentlich regiert werde und man sich mit ihren Problemen befasse, statt mit Parteiprob­lemen.

Jochen Flackus von der Linken würde sich einen Neustart der SPD wünschen, „damit die linke Bewegung in Deutschlan­d eine Chance hat“. Der könne aber nur über Inhalte, nicht über Personen erfolgen. Die SPD habe ihren Markenkern, nämlich soziale Fragen, schon lange aufgegeben. „Wenn sie nicht bereit ist, hier nachzuarbe­iten, wird sich an der grundlegen­den Situation der SPD nichts ändern.“

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FOTO: BECKER&BREDEL Da staunt selbst CDU-Fraktionsc­hef Alexander Funk (rechts): Sein Kollege von der SPD, Stefan Pauluhn (links), würde es offenbar begrüßen, wenn Annegret Kramp-Karrenbaue­r neue CDU-Bundesvors­itzende würden.

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