Saarbruecker Zeitung

Mal mir das Lied vom Tod

Das Festival Loostik zeigt das außergewöh­nliche Kinderstüc­k „Die Königin ist verschwund­en“.

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Loostik, das deutsch-französisc­he Festival für junges Publikum, beginnt diesen Donnerstag. Bis 14. November sind in Forbach und Saarbrücke­n internatio­nale Theater-Produktion­en für Kinder zu sehen. Ein besonderes Stück ist dabei die Produktion „Die Königin ist verschwund­en“mit dem Theaterhau­s Kopergiete­ry aus dem belgischen Gent. Text und Idee stammen von Anna Vercammen. Und das Besondere an dem Stück ist nicht nur, dass es vor den Augen des Publikums live gezeichnet und musikalisc­h begleitet wird. Auch das Thema, nämlich Tod bzw. Verschwind­en eines wichtigen Menschen, ist nicht alltäglich im Kinderthea­ter. Wir haben vorab mit Anna Vercammen darüber gesprochen.

Erwachsene neigen dazu, Kinder vor allem Traurigen beschützen zu wollen. Insbesonde­re der Tod wird ja auch später gerne ausgeklamm­ert. Was hat Sie dazu bewogen, just zu diesem schweren Thema ein Theaterstü­ck für kleine Kinder zu machen?

Anna Vercammen: Alle Erwachsene­n waren zuerst Kinder. Wenn man als Kind mit einem traurigen Ereignis nicht klar gekommen ist, wird man als Erwachsene­r häufig Probleme haben. Daher denke ich, es ist sehr gesund, Kindern Geschichte­n zu geben, in denen die Figuren mit Verlustgef­ühlen zu kämpfen haben. Unsere Geschichte versucht, suggestiv zu sein, ohne wörtlich den Tod zu nennen. Uns geht es vor allem darum, die Geschichte zu erzählen, von denjenigen, die zurück bleiben.

Sie arbeiten in Ihrem Stück vor allem mit Malerei und Musik. Das Verblassen der Farben steht für das Verschwind­en der Mutter, auch das Verschwind­en der Lebensfreu­de, wenn ich es richtig verstehe. Wie kam es zu dieser durchaus ungewöhnli­chen Herangehen­sweise?

Anna Vercammen: Als ich die Illustrato­rin Sabien Clement traf und ihr Werk entdeckte, war für mich sehr schnell klar, dass ich dieses Stück mit ihr machen wollte.

Ihre Arbeit ist sehr poetisch, zart und suggestiv. Sie arbeitet intensiv, dabei geht es ihr nicht nur um ihre Zeichnunge­n allein, sondern um deren Bedeutung und ihren Wert für unsere Geschichte. Sie ist auf diese Weise nicht nur eine gute Künstlerin, sondern auch eine gute Dramaturgi­n.

Sie haben das Stück schon auf vielen Festivals gespielt. Wie haben die Leute reagiert? Insbesonde­re die Kinder? Kamen viele Fragen hinterher? Gab es ein besonderes Erlebnis vielleicht?

Anna Vercammen: Es sind in jedem Fall eher die Erwachsene­n, die weinen! Erwachsene, die nicht glauben wollen, dass die Königin nicht wiederkomm­en wird, und ihre Kinder erklären ihnen, dass sie wahrschein­lich tot ist. Manche Kinder denken aber auch, die Königin ist weg gegangen, weil sie in einen anderen Mann verliebt ist. Ein Kind hat mir mal erzählt, dass die Szene, wenn das Schicksal den Brief schickt und der König vom Thron fällt, es an die Situation erinnert, wenn sein Vater den Brief mit dem jährlichen Steuerbesc­heid öffnet. . .

Sie arbeiten am Theaterhau­s Kopergiete­ry im Belgischen Gent. Dieses Haus besteht seit 40 Jahren schon. Was ist das Besondere an diesem Jugendthea­ter?

Anna Vercammen: Eine warme, familiäre Atmosphäre mit einem wunderbare­n Team! Bei uns ist der Koch genauso wichtig und genau so beteiligt wie der Techniker, wie die Schauspiel­er oder alle anderen Menschen, die hier arbeiten. Der künstleris­che Leiter Johan De Smet gibt jungen Menschen eine Chance und setzt viel Vertrauen in sie ohne sie unter Druck zu setzen.

Das Gespräch führte Susanne Brenner „Die Königin ist verschwund­en“ist ein Musiktheat­er mit Live-Zeichnen für alle ab fünf Jahre. Im Rahmen des Festivals Loostik ist es am Dienstag, 13. November, 9 und 11 Uhr, in der Alten Feuerwache zu sehen. Das Stück dauert 60 Minuten und ist auch für Kindergärt­en und Grundschul­en geeignet. Infos und Karten: Festival Loostik, www.loostik.eu, E-Mail: ticket@loostik.eu oder

Tel. (0681) 501 1203.

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FOTO: PHILE ?? Alles entsteht live vor den Augen der Zuschauer: In dem Stück „Die Königin ist verschw unden“wird musiziert und gemalt, um die Geschichte zu erzählen. Anna Vercammen (rechts) hat das Stück entwickelt und inszeniert und steht auch selbst auf der Bühne, hier mit Joeri Cnapelinck­x.
DEPREZ FOTO: PHILE Alles entsteht live vor den Augen der Zuschauer: In dem Stück „Die Königin ist verschw unden“wird musiziert und gemalt, um die Geschichte zu erzählen. Anna Vercammen (rechts) hat das Stück entwickelt und inszeniert und steht auch selbst auf der Bühne, hier mit Joeri Cnapelinck­x.

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