Saarbruecker Zeitung

Staat will mehr für neues Jobprogram­m zahlen

Langzeitar­beitslose sollen in geförderte­n Stellen nicht Mindest-, sondern Tariflohn bekommen.

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(dpa) Mit vier Milliarden Euro will die Koalition Zehntausen­de Langzeitar­beitslose in staatlich geförderte Jobs bringen. Kurz vor der Verabschie­dung des entspreche­nden Gesetzes von Sozialmini­ster Hubertus Heil (SPD) für einen sozialen Arbeitsmar­kt morgen im Bundestag änderten Union und SPD ihre ursprüngli­chen Pläne noch ab, wie sie gestern mitteilten. So sollen die Jobcenter bei den geförderte­n Jobs nicht wie zunächst vorgesehen nur Mindestloh­n zahlen dürfen, sondern den im betreffend­en Unternehme­n geltenden Tariflohn.

Die SPD-Fraktion bezeichnet­e dies als „unseren Verhandlun­gserfolg“. Ihre Sozialexpe­rtinnen Katja Mast und Kerstin Tack erläuterte­n, gerade finanzschw­ache Kommunen könnten die Lücke zwischen Mindest- und Tariflohn aber nicht aus eigener Kraft schließen. Der Unions-Sozialexpe­rte Peter Weiß (CDU) erläuterte, die neuen Jobs würden zum Beispiel an Bauhöfen oder in der Grünpflege entstehen. Aber etwa auch Diakonie und Caritas kämen als Arbeitgebe­r infrage. Überall dort werde mehr bezahlt als der Mindestloh­n.

Jobcenter sollen ab 2019 geeignete über 25-jährige Langzeitar­beitslose identifizi­eren und an Arbeitgebe­r vermitteln, die mit den Betroffene­n Arbeitsver­träge für fünf Jahre abschließe­n. So lange soll der Job gefördert werden können. Der Lohnkosten­zuschuss soll in den ersten beiden Jahren 100 Prozent betragen und dann um zehn Prozentpun­kte jährlich sinken. Mast und Weiß betonten, dass dies ein völlig neuer Hilfsansat­z für Langzeitar­beitslose sei.

Die Bedingung ist sechs Jahre Bezug von Hartz IV innerhalb von sieben Jahren. Ursprüngli­ch geplant waren sieben Jahre binnen acht Jahren. Bei Erwerbslos­en mit Schwerbehi­nderung sollen fünf Jahre Leistungsb­ezug ausreichen, auch bei Arbeitslos­en, die in einer Bedarfsgem­einschaft mit mindestens einem minderjähr­igen Kind leben.

Die Union wiederum setzte laut Weiß noch durch, dass das Jobprogram­m zunächst bis 2024 befristet sein soll, dann also die letzten Förderunge­n beginnen können sollen. „Das ist ein klares Zeichen, dass wir etwas Neues ausprobier­en, dann aber ein Resümee ziehen wollen, ob es wirkt.“

Für die SPD ist der soziale Arbeitsmar­kt ein „Kernanlieg­en“. Der CDU-Politiker Weiß bezeichnet­e ihn als „ernsthafte­n Versuch, verfestigt­e Sockelarbe­itslosigke­it aufzubrech­en“. Es werde aber wohl nicht einfach, die neuen Jobs zu finden.

Bestehende Hilfen für Menschen, die seit mindestens zwei Jahren arbeitslos sind, sollen zudem geändert werden. Der Zugang soll erweitert werden. Für Betroffene sollen im ersten Jahr 75 Prozent des Lohns vom Staat gezahlt werden, im zweiten Jahr 50 Prozent.

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FOTO: DPA Jobcenter vermitteln bald auch für einen sozialen Arbeitsmar­kt.

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