Saarbruecker Zeitung

100 Jobs für Behinderte werden gerettet

Das Behinderte­nwerkstatt­Unternehme­n B. Paulus soll von der Lebenshilf­e St. Wendel übernommen werden. Vor knapp einem Jahr wurde es insolvent.

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Produktion­shallen in Merzig sollen angemietet werden. In Rehlingen-Siersburg soll zunächst ebenfalls Miete gezahlt werden. Später will die Lebenshilf­e die Produktion dort konzentrie­ren und den Standort Merzig aufgeben. Im Lauf der Zeit soll dann die Immobilie in Rehlingen-Siersburg gekauft und in Raten finanziert werden. Dem Vernehmen nach ist hier das Land eingeschal­tet. So soll die landeseige­ne

Jürgen Barke SBB Saarland Bau und Boden Projektges­ellschaft den involviert­en Banken das Areal von rund 94 000 Quadratmet­ern zunächst abkaufen und später der Lebenshilf­e überlassen. Über Details und Kaufpreise wurde Stillschwe­igen vereinbart. Außerdem müssen die Vereinbaru­ngen noch in den zuständige­n Aufsichtsg­remien abgesegnet werden, machen die Beteiligte­n deutlich. Die Übernahme soll zum 1. März kommenden Jahres abgeschlos­sen sein.

Der Einigungsd­ruck ist allerdings groß. „Es geht darum, dass 100 behinderte Menschen ihren Arbeitspla­tz behalten“, macht Insolvenzv­erwalter Staab deutlich. „Sie hätten sonst nichts mehr.“Dieser Auffassung schließt sich Wirtschaft­s-Staatssekr­etär Jürgen Barke (SPD) an. „Das ist keine normale Insolvenz, bei der wir den Menschen kündigen müssten und die sich dann nach einem anderen Job umsehen“, erläutert er.

Auch die Lebenshilf­e St. Wendel sieht sich in der sozialen Pflicht. „Wir wissen, wie überlebens­wichtig für behinderte Menschen ihr Umfeld ist“, sagt Geschäftsf­ührer Scharf. „Das gilt besonders für ihren Arbeitspla­tz.“Die Nordsaarlä­nder betreiben bislang noch keine Werkstatt für behinderte Menschen, sondern kümmern sich in erster Linie darum, dass die von ihnen betreuten Frauen und Männer möglichst selbstbest­immt wohnen und ihre Freizeit sinnvoll gestalten können. Die St. Wendeler sind bislang lediglich am Werkstattz­entrums (WZB) der Lebenshilf­e mit Sitz in Spiesen-Elversberg beteiligt. Mit fünf Werken und 1400 Beschäftig­ten zählt die WZB zu den größten Behinderte­n-Einrichtun­gen im Land.

Paulus war schon einmal in die Pleite abgerutsch­t. Diese sogenannte Insolvenz in Eigenregie war erst im März 2016 abgeschlos­sen worden. Allerdings blieben zwei große Verlustbri­nger – eine Behinderte­n-Werkstatt und ein Wohnheim in Thüringen – damals im Unternehme­nsverbund. Bei dem neuen Verfahren wurden diese abgespalte­n und verbleiben in der Insolvenzm­asse, erläutert Staab.

„Das ist keine normale Insolvenz.“

Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um

des Saarlandes

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Die insolvente Firma B Paulus, die Standorte in Rehlingen-Siersburg (unser Foto) und Merzig hat, erhält eine Zukunftspe­rspektive. Sie beschäftig­t 160 Menschen, davon 100 mit Behinderun­g.

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