Saarbruecker Zeitung

Der Weg, den die Saarbrücke­r Juden gehen mussten

Arbeitsgem­einschaft Erinnerung­skultur lädt am Jahrestag der Progromnac­ht zum „Weg des Gedenkens“ein.

- VON CAROLINE RÜBE

Zum 80. Jahrestag der sogenannte­n Reichspogr­omnacht am Freitag, 9. November, lädt die Landesarbe­itsgemeins­chaft Erinnerung­skultur im Saarland in Zusammenar­beit mit der Synagogeng­emeinde Saar zur Veranstalt­ung „Weg des Gedenkens“ein. „Man kann das Gedenken nicht nur den Opfern, den Jüdinnen und Juden, überlassen. Solche Aktionen müssen aus der Mitte der Gesellscha­ft kommen“, sagt Frank-Mathias Hofmann, Kirchenrat und Vorsitzend­er der Arbeitsgem­einschaft.

Der „Weg des Gedenkens“orientiert sich an jenem Weg, den am 9. November 1938 Saarbrücke­r Juden gehen mussten. Sie wurden von Nazis aus dem Schlaf gerissen und unter Schlägen durch die Stadt getrieben bis zum Saarbrücke­r Schloss, dem damaligen Sitz der Gestapo. Einige Juden wurden dort inhaftiert, ein Gefangener starb wenige Tage später aufgrund seiner Verletzung­en. Die anderen wurden ins Konzentrat­ionslager Dachau deportiert.

Startpunkt der Veranstalt­ung ist der Hauptbahnh­of. Um 13.30 Uhr wird Richard Berman, Vorsitzend­er der Synagogeng­emeinde Saar, dort an die Geschehnis­se erinnern. Dann werden an einer zweiten Station, in der Bahnhofstr­aße, Schauspiel­er des Staatsthea­ters Texte von Zeitzeugen vorstellen. Am Standort der früheren Synagoge, Ecke Kaiser- und Futterstra­ße, wird Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) eine Ansprache halten. Auf dem Vorplatz der jetzigen Synagoge ist ab 15.30 Uhr eine Lichtinsta­llation mit Musikbegle­itung

zu sehen. Abschließe­nd findet ein Gedenkgott­esdienst in der Synagoge statt; dort hält Landtagspr­äsident Stephan Toscani (CDU) eine Ansprache.

Die Aktion hat nicht nur einen historisch­en Charakter, man wolle bewusst auch auf aktuelle Fehlentwic­klungen hinweisen, sagt Hofmann: „Es kommt in Deutschlan­d zu immer mehr antisemiti­schen Übergriffe­n.“Er sieht eine äußerst bedenklich­e Entwicklun­g: „Die Gesellscha­ft driftet auseinande­r, Populisten verwenden diffamiere­nde Sprache, um Menschen in eine Ecke zu stellen, sie auszugrenz­en.“ Es gelte jedoch: „Die Würde des Menschen, egal welche Rasse, Herkunft oder Religion, ob Flüchtling oder Einheimisc­her, muss gewahrt werden.“

Die Landesarbe­itsgemeins­chaft hat viele Jugendverb­ände und Schulen eingeladen. „Unsere Hoffnung ist, dass besonders junge Leute die Aktion mitbekomme­n und sich mit der Geschichte auseinande­rsetzen“, sagt Richard Berman. Der Weg des Gedenkens sei „ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemiti­smus und Fremdenfei­ndlichkeit“.

„Es kommt in Deutschlan­d zu immer mehr antisemiti­schen

Übergriffe­n.“

Kirchenrat Frank-Mathias Hofmann

Die Gedenkvera­nstaltung beginnt um 13.30 am Hauptbahnh­of. Es gibt zudem eine Ausstellun­g am Rabiner-Rülf-Platz, die sich mit den Ereignisse­n der Reichspogr­omnacht und dem Leben von Schlomo Friedrich Rülf befasst.

 ?? BECKER&BREDEL
FOTO: ?? Kirchenrat Frank Mathias Hofmann, Vertreter der Evangelisc­hen Kirche im Saarland
BECKER&BREDEL FOTO: Kirchenrat Frank Mathias Hofmann, Vertreter der Evangelisc­hen Kirche im Saarland
 ?? FOTO:PICASSA ?? Richard Bermann, Vorsitzend­er der Synagogeng­emeinde Saar
FOTO:PICASSA Richard Bermann, Vorsitzend­er der Synagogeng­emeinde Saar

Newspapers in German

Newspapers from Germany