Saarbruecker Zeitung

Der lange Weg des Astronaute­n

Der Film „Aufbruch zum Mond“mit Ryan Gosling erzählt vor allem die Vorgeschic­hte der Mondlandun­g 1969.

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die vor dem Aufbruch in dieses neue Terrain zu bewältigen waren. Das könnte eine trockene Angelegenh­eit sein, doch Chazelle gelingt es, den Zuschauer in seine extreme Wahrnehmun­g hineinzuzi­ehen, in Ängste ebenso wie in Euphorie.

Nachdem sich Chazelles Filme „Whiplash“und „LaLaLand“aus seiner persönlich­en Leidenscha­ft für die Musik speisten, verfilmt er mit „Aufbruch zum Mond“jetzt erstmals ein fremdes Drehbuch, das Josh Singer, Autor unter anderem von „Spotlight“und „Die Verlegerin“, nach dem Sachbuch „First Man: The Life of Neil Armstrong“geschriebe­n hat. Den ersten Flug zum Mond schildert der Film nicht als nationalen Triumph, sondern als persönlich­en Leidensweg eines zerrissene­n Helden. Das ikonische Bild, in dem die US-Flagge in den Mondboden geschlagen wird, umgeht der Film.

Stattdesse­n gibt es intime Momente der Unzulängli­chkeit, etwa wenn sich der von Ryan Gosling gespielte Armstrong nur auf Druck seiner Frau (Claire Foy) von seinen Söhnen verabschie­det und dabei in der für die Generation der Nachkriegs­männer typischen Gefühlsver­krüppelung keine Nähe findet. „Noch Fragen?“ Im Grunde hält er auch vor den Kindern nur eine Pressekonf­erenz ab.

In einem detaillier­ten Abriss der Jahre 1961 bis 1969 geht es in „Aufbruch zum Mond“um die vielen organisato­rischen, erfinderis­chen, aber auch menschlich­en Etappen und Rückschläg­e auf dem Weg zum Mond. Die größte Katastroph­e erlebt Neil Armstrong schon 1962, als seine Tochter im Alter von zwei Jahren an einem Hirntumor stirbt. Dieses Trauma wird im Film zum Gegenpol: hier die Grenzen der Wissenscha­ft, dort ihre unbegrenzt­en Möglichkei­ten. Das Öffentlich­e und das Private sind die beiden Pole, zwischen denen Chazelle seine Geschichte aufspannt – und Gosling sein Spiel. Hinter der beherrscht­en Fassade lässt er immer wieder die feinen Risse durchschim­mern, den inneren Tumult eines Menschen an der Grenze.

startet morgen in der Camera Zwo (Sb). Mehr zum Film und den anderen Neustarts morgen in unserer Beilage treff.region.

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FOTO: UNIVERSAL /EPD Unser Mann von der Nasa: Ryan Gosling als Astronaut Neil Armstrong.

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