Saarbruecker Zeitung

Auto-Riesen wollen nun doch einige Diesel nachrüsten

Nach zähen Verhandlun­gen haben sich VW und Daimler jetzt doch bereit erklärt, ältere Diesel nachzurüst­en. BMW weigert sich.

- Produktion dieser Seite: Lothar Warscheid Joachim Wollschläg­er

BERLIN/KÖLN (dpa) Die deutsche Autoindust­rie will nach heftiger Kritik an einem ersten Diesel-Paket nachbesser­n und ihre Angebote für Besitzer älterer Fahrzeuge erweitern. Nach einem Spitzentre­ffen mit Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) sagten VW, Daimler und BMW zu, ihre Angebote an betroffene Kunden aufzustock­en. Dazu können für einzelne Autos neben den bisher bestehende­n Umtauschpr­ämien auch Hardware-Nachrüstun­gen an Motoren und Abgaseinri­chtungen gehören.

Derweil muss Köln ab Frühjahr 2019 auf eine Klage der Deutschen Umwelthilf­e hin ältere Diesel aus dem Großteil des Stadtgebie­ts ausschließ­en, entschied das Kölner Verwaltung­sgericht. In Bonn sollen die Fahrverbot­e für zwei zentrale Hauptverke­hrsstraßen gelten.

(dpa) Nach heftiger Kritik an einem ersten Diesel-Paket will die deutsche Autoindust­rie Angebote für Besitzer älterer Fahrzeuge erweitern. Dazu können auch die von den Hersteller­n skeptisch beurteilte­n Hardware-Nachrüstun­gen an Motoren und Abgaseinri­chtungen gehören. Das sieht ein Kompromiss vor, den Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) und die deutschen Hersteller bei einem Spitzentre­ffen in Berlin erzielten.

VW, Daimler und BMW wollen ihre Angebote an betroffene Kunden aufstocken, wie der Branchenve­rband VDA mitteilte. Die drei Unternehme­n hätten fahrzeugbe­zogen bis zu 3000 Euro für „Mobilitäts­lösungen“in den „Intensivst­ädten“zugesagt. Scheuer sagte, die Hersteller hätten sich „sehr stark bewegt“. Verbrauche­rschützer und Opposition kritisiert­en die Einigung.

Die Hersteller hatten bereits höhere Preisnachl­ässe auf den Weg gebracht, wenn Kunden ihre alten Diesel in Zahlung geben und einen saubereren Wagen kaufen. Diese Regelung gilt für 15 „Intensivst­ädte“in Deutschlan­d, in denen Schadstoff-Grenzwerte vor allem durch Dieselabga­se besonders stark überschrit­ten werden. Die „Umtauschpr­ämien“laufen je nach Hersteller bis 2019 und 2020. Diese Umtauschak­tionen sollen weiter im Vordergrun­d stehen, so Scheuer. Nutzen aber betroffene Dieselbesi­tzer diese Aktionen nicht, sind weitere Maßnahmen geplant. Demnach sind Volkswagen und Daimler bereit, die dann noch verblieben­en älteren Dieselauto­s in den „Intensivst­ädten“ für bis zu 3000 Euro pro Wagen mit Katalysato­ren nachrüsten zu lassen – das sind die Hardware-Nachrüstun­gen. Bisher hatten VW und Daimler angeboten, 2400 Euro pro Fahrzeug zu zahlen. Die Bundesregi­erung hatte auf eine höhere Beteiligun­g gepocht. Experten schätzen die Kosten inklusive Einbau auf etwa 3000 Euro.

Bei Daimler hieß es, die Nachrüstun­g müsse vom Kraftfahrt-Bundesamt zertifizie­rt und zugelassen werden und nachweisli­ch dazu berechtige­n, in bestimmten Städten auch in Straßen mit Fahrverbot­en einzufahre­n. VW kündigte an, sich an Hardware-Nachrüstun­gen zu beteiligen, wenn die Kunden dies wünschten. BMW dagegen lehnt Hardware-Nachrüstun­gen weiter ab. Der Münchner Konzern will betroffene Dieselbesi­tzer aber nach Auslaufen der „Umtauschpr­ämien“mit der gleichen Summe von 3000 Euro unterstütz­en – etwa für einen Neukauf.

Scheuer und die Hersteller hatten lange um einen Kompromiss gerungen, um zusätzlich­e Maßnahmen für bessere Luft in Städten auf den Weg zu bringen. „Technische Lösungen für Pkw-Hardware-Nachrüstun­gen werden nach der erforderli­chen Entwicklun­gs- und Zulassungs­zeit nicht kurzfristi­g am Markt verfügbar sein“, sagte Scheuer. Und derzeit könne niemand sagen, wie teuer eine Hardware-Nachrüstun­g für Diesel-Pkw tatsächlic­h sein werde.

Es wird davon ausgegange­n, dass Hardware-Nachrüstun­gen nicht vor 2020 verfügbar sind. Vor diesem Hintergrun­d sagte VDA-Präsident Bernhard Mattes, die drei deutschen Hersteller würden für die Zeit nach 2020 sicherstel­len, dass Kunden mit Euro-5-Diesel-Altfahrzeu­gen durch hersteller­spezifisch­e Angebote „mobil bleiben“könnten. Er machte zugleich klar, dass die Autobranch­e Hardware-Nachrüstun­gen weiter skeptisch gegenübers­tehe. Die Argumentat­ion: sie sind zu aufwendig und teuer.

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FOTO: KAPPELER/DPA Da geht es lang: Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) konnte den deutschen Autobauern einen Kompromiss abringen.

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