Saarbruecker Zeitung

Polizei-Datei führt 231 Saarländer als „Gewalttäte­r Sport“

- Produktion dieser Seite: Nora Ernst Oliver Schwambach

(kir) In der Datei „Gewalttäte­r Sport“haben die Polizeibeh­örden auch die Daten von 231 Saarländer­n und von 506 Rheinland-Pfälzern gespeicher­t. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage von Grünen-Bundestags­abgeordnet­en hervor. Bundesweit sind in der Datei, die vom Bundeskrim­inalamt (BKA) als Zentralste­lle der Polizei geführt wird, 10 100 Personen erfasst, davon 4535 mit digitalem Bildmateri­al (Stand: 10. Oktober).

Eine Auflistung nach Vereinszug­ehörigkeit dieser Personen wollte die Bundesregi­erung nicht offenlegen. Denn dann, so die Begründung, „stünde zu befürchten, dass diese von den Problemsze­nen als ‚Rangfolge‘ missversta­nden wird. Gewalttäte­r könnten hierdurch zu weiteren Störungen animiert werden, um in der so verstanden­en Rangordnun­g aufzusteig­en (Phänomen der Selbstinsz­enierung).“

In der Datei werden nach Angaben der Polizei Daten von Personen gespeicher­t, gegen die im Zusammenha­ng mit Sportveran­staltungen ein strafrecht­liches Ermittlung­sverfahren eingeleite­t wurde oder die deswegen rechtskräf­tig verurteilt wurden – und zwar unter anderem wegen Gewaltstra­ftaten, Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte, Nötigung, Beleidigun­g, Verstößen gegen das Waffengese­tz, Land- und Hausfriede­nsbruch, Raub- und Diebstahls­delikten oder Volksverhe­tzung. Es muss aber noch keine Straftat begangen worden sein: Damit die Polizei Daten in der Datei speichern kann, reicht die Feststellu­ng der Personalie­n, ein Platzverwe­is oder eine Ingewahrsa­mnahme – und zwar dann, wenn angenommen werden kann, dass sich diese Person zukünftig im Zusammenha­ng mit Sportveran­staltungen an Straftaten von „erhebliche­r Bedeutung“beteiligen wird.

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