Als Schönheit noch lebensgefährlich war
Bei manchen Kosmetikbehandlungen drohte bis in das 20. Jahrhundert hinein Gefahr für Leib und Leben.
wurde. Die Schminke musste immer dicker aufgetragen werden, um wenigstens die schlimmsten Schädigungen zu überdecken. Irgendwann konnte die modebewusste Queen ihr eigenes Gesicht nicht mehr ertragen und ließ daraufhin in ihrem Palast alle Spiegel abhängen.
Katharina von Medici (15191589) machte ebenfalls durch ihre Schönheitspflege von sich reden. Ihre Lippen und Wangen färbte sie als eine der ersten Europäerinnen überhaupt mit dem damals neuen Kleopatra VII. soll in Eselsmilch gebadet haben. Wer ihrem Beispiel folgen will, kann nach Angaben der Zeitschrift Fit for Fun ersatzweise auch zwei Liter Kuh-Vollmilch oder fünf Esslöffel Molkepulver ins Badewasser geben. Auch so werde die Haut „samtweich und streichelzart“. „Spanischen Rot“, das so hieß, weil es aus Cochenilleschildläusen gemacht war, die spanische Kaufleute aus dem damals gerade entdeckten Amerika mitgebracht hatten. Das intensive Scharlachrot oder auch Karminrot der Schildläuse findet auch heute noch Verwendung in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie.
Aber auch das wunderschöne Cochenillerot konnte nicht verhindern, dass Spanien, wie auch Italien, von einer neuen aufgehenden Sonne am Modehimmel überschattet wurde. Frankreich stieg während der Herrschaft des Sonnenkönigs Ludwig XIV. zum Modetrendsetter Nummer Eins auf. Das wichtigste Motto lautete: Baden verboten! Schließlich konnte man ja nie wissen, welche Krankheitserreger sich im Wasser befanden. Dafür gab es nun Parfüms, Puder und Schminke satt.
Ganz ohne Flohfallen funktionierte die schöne neue Mode allerdings nicht, und so kam bei Hofe bald das „Kratzhändchen“in Mode. Zudem wurden kleine Schönheitsflecken aus Leder, Samt und Seide beliebt, und die Frisuren türmten sich in immer atemberaubenderen Höhen auf. Gepudert wurden die Haare unter anderem mit derartigen Mehlmengen, dass zeitgenössische Kritiker des Hofes vorrechneten, wie viele Menschen man damit hätten ernähren können, schließlich litten etliche Untertanen damals Hunger.
Die Aufklärung und die Französische Revolution sorgten im 18. Jahrhundert für frischen Wind in der Schönheitspflege. Mit den aufkommenden Wissenschaften wuchsen die Erkenntnisse über die Gefährlichkeit mancher Inhaltsstoffe – was deren Beliebtheit zunächst trotzdem keinen Abbruch tat. Die Damenwelt zupfte sich auch weiterhin den Haaransatz, um mit vermeintlich hoher Stirn gelehrter zu wirken.
Im 19. Jahrhundert erhielt dann die Industrialisierung Einzug in die Kosmetikbranche. Doch der Weg zu gesundheitsfreundlicheren Produkten war noch weit. Sommersprossen wurden zu dieser Zeit mit Hilfe von hochgiftigem Quecksilber entfernt. Das funktionierte zumindest für kurze Zeit. Mundwasser wurde bald mit Radium versetzt, was allerdings nicht nur den üblen Mundgeruch vertrieb, sondern auch das Zahnfleisch schädigte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfreute sich das Haarefärben wachsender Beliebtheit, wobei manchmal aber auch die Haare ausfielen. So wurde beispielsweise geraten, einen Bleikamm kurz in Essig zu tunken und sich damit die Haare zu kämmen. Zwar wurden damit die Haare bei jedem Durchgang etwas dunkler, was für einen natürlichen Effekt sorgte, aber das giftige Blei war für den Haarwuchs schädlich. Die damaligen Bleivergiftungen konnte man am dunklen Saum des Zahnfleischs erkennen, den Experten bald als „Bleisaum“bezeichneten. Augenentzündungen und Kopfschmerzen kamen hinzu.
Heutzutage sind die bekannten Methoden in Sachen Make-up und Schönheitspflege glücklicherweise nicht mehr gesundheitsschädigend oder sogar lebensgefährlich. Und trotzdem gilt nach wie vor, was vor langer Zeit schon Kleopatra, Elisabeth I. und Katharina von Medici wussten: Wer schön sein will, muss leiden.