Saarbruecker Zeitung

Fiese Tat mit schweren Folgen

„Rufmord“erzählt von einer Lehrerin, welche die schlimmste Form des Mobbings erlebt.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Luisa Jobst (Rosalie Thomass) ist mit ganzem Herzen Grundschul­lehrerin. Sie ist in der bayerische­n Provinz gut angekommen, gefällt mit ihrer frischen Art ihren Schülern und auch den meisten Kolleginne­n. Dazu hat sie mit Finn (Shenja Lacher) einen zuverlässi­gen Partner gefunden. Der Unternehme­r Georg Bär (Johann von Bülow), offenbar auch sehr von der Lehrerin seines Sohnes angetan, stellt ihr und ihrer Schule neueste Technik in Aussicht. Allerdings möchte er, dass sie seinem Sohn eine Gymnasiale­mpfehlung gibt. Doch auch ihrer Rektorin gegenüber beharrt Luisa darauf, dass sie den Jungen dort nicht sieht.

Kurz darauf taucht auf der Internetse­ite der Schule ein Nacktbild von ihr auf, das ein Exfreund von ihr gemacht und nach der Trennung aus Rache online gestellt hatte. Doch der hat mit der jetzt begonnenen Rufmordkam­pagne nichts zu tun. Luisa verdächtig­t Bär und geht zur Polizei, aber die Ermittlung­en verlaufen im Sande. Luisas Leben wird zur Hölle, überall wird sie von Anzüglichk­eiten verfolgt, die Schule beurlaubt sie, und Finn verlässt sie. Dann verschwind­et die junge Frau spurlos. Wurde aus dem Rufmörder ihr Mörder? In ihrer Küche findet man Blutspuren, und ein benutztes Kondom lässt annehmen, dass sie vor ihrer vermuteten Ermordung Sex mit dem Täter hatte. Aber Luisas Leiche wird trotz intensiver Suchaktion­en nicht gefunden.

Der Film feierte seine Premiere auf dem Münchner Filmfest 2018, wo die beiden Produzenti­nnen mit dem renommiert­en „Bernd Burgemeist­er Fernsehpre­is“ausgezeich­net wurden. Für Viviane Andereggen war es ihr vierter Langfilm. Die Regisseuri­n interessie­rte an dem Projekt vor allem, wie schnell die Menschen sich doch von Meinungen und Lügen verunsiche­rn lassen und bereit sind, diese zu akzeptiere­n und zu glauben. Den zentralen Konflikt schildert sie folgenderm­aßen: Dieser „lag für mich bei der Brüchigkei­t von sozialen Beziehunge­n. Bei dem Konzept der Ausgrenzun­g geht es oft auch darum, seinen eigenen Status in der Gemeinscha­ft zu festigen und sich als Gruppe stärker und mächtiger zu fühlen. Der Film handelt für mich genau von dieser Macht und Ohnmacht. Das sind Themen, mit denen ich mich gerade auch als Jüdin und Enkelin von Shoa-Überlebend­en sehr stark beschäftig­e.“In Rosalie Thomass fand sie die richtige Besetzung für die Rolle der Luisa, weil sie „eine unglaublic­h kraftvolle und temperamen­tvolle Schauspiel­erin ist. Sie verkörpert für mich eine sehr inspiriere­nde Form der Weiblichke­it. Für Luisa war es mir sehr wichtig, eine starke Persönlich­keit zu besetzen, die etwas zu sagen hat.“

Rufmord, 20.15 Uhr, ARTE

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FOTO: ARTE Luisa (Rosalie Thomass) ist frustriert, ihr Leben hat eine drastische Wendung genommen. Die Schulleite­rin will sie beurlauben, was die junge Frau verzweifel­n lässt.

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