Saarbruecker Zeitung

Von Beiträgen, Gehältern und Honoraren

Die Durchsuchu­ngen der Staatsanwa­ltschaft beim 1. FC Saarbrücke­n Tischtenni­s werfen Fragen auf – und verwundern manche.

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VON MARK WEISHAUPT

SAARBRÜCKE­N

Die Polizisten kamen am frühen Morgen. Und sie nahmen mit, was sie in die Finger bekommen konnten. Ihr Begehr: Unterlagen zum Thema Patrick Franziska. Der Tischtenni­s-Nationalsp­ieler spielt nun schon in der dritten Saison für den Bundesligi­sten 1. FC Saarbrücke­n – und für das, was er verdient, von wem er es bekommt und wie, interessie­rt sich die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n. Denn: Patrick Franziska spielt auch im Saarland, weil der FCS TT finanziell­e Unterstütz­ung aus dem ominösen „Verstärkun­gsfonds“bekommt.

Zur Erinnerung: Der Verstärkun­gsfonds wurde 2016 vom Aufsichtsr­at der Saarland Sporttoto GmbH aufgelegt, um bis 2020 jährlich 500 000 Euro aus Überschüss­en zu gleichen Teilen für Kultur und Sportförde­rung an der Saar freizumach­en. Der FCS TT kommt wie andere in den Genuss des Verstärkun­gsfonds – und hatte so die Möglichkei­t, Franziska zu verpflicht­en. Klaus Meiser, Ex-LSVS-Präsident und erklärter Freund des Tischtenni­ssports, hatte Anfang März im Innen- und Sportaussc­huss des saarländis­chen Landtages erklärt, warum der FCS TT entspreche­nd gefördert wird: „Wir haben im Saarland den Vorteil, neben Düsseldorf der Top-Standort im Tischtenni­s in Deutschlan­d zu sein. Das deutsche Tischtenni­s ist seit langer Zeit immer bei Olympia und Weltmeiste­rschaften unter den besten vier Nationen. Patrick Franziska ist die Nummer drei in Deutschlan­d – deswegen ist es eine Riesenopti­on für uns für die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio.“

Während sich „Kaiser Franz“in Saarbrücke­n pudelwohl fühlt, sich sportlich bestens entwickelt und mittlerwei­le auf Platz 13 der Weltrangli­ste so hoch wie nie geführt ist, ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n weiter in Sachen LSVS-Finanzskan­dal. Und das dürfte der Hintergrun­d der Durchsuchu­ngen bei mehreren Vereinsver­antwortlic­hen des FCS gewesen sein. Denn offenbar vermutet sie „Vorenthalt­en und Veruntreue­n von Arbeitsent­gelt“. Bedeutet im Klartext: Bei Franziska, der im Verfahren als Zeuge, nicht als Beschuldig­ter, angeführt wird, könnten Beiträge zur Sozialvers­icherung nicht entrichtet worden sein.

Eine interessan­te Sichtweise, ist Franziska doch beim FCS nicht angestellt, sondern bezieht für seine Auftritte ein Honorar. Franziska ist Einzelunte­rnehmer, der über Honorare und Prämien auf Turnieren sein Einkommen bestreitet – so wie bei den Austrian Open, wo er am Donnerstag in der Runde der letzten 32 auf Timo Boll traf (bei Redaktions­schluss noch nicht beendet). „Das Thema nervt ihn schon ein wenig“, sagt Bernhard Schmittenb­echer, der Manager von Patrick Franziska, „Patrick versteuert alles ordnungsge­mäß selbst. Wir sind froh, wenn dieser Spuk bald ein Ende hat.“

So wie bei Franziska ist die Sachlage oft auch bei anderen Einzelspor­tlern im Saarland. Hilmar Rehlinger, der Vorsitzend­e des Ringer-Bundesligi­sten KSV Köllerbach, erklärt beispielsw­eise: „Alle Sportler bei uns sind selbststän­dig. Sie bekommen bei uns Antritts- und Siegprämie. Die deutschen Sportler versteuern das selbst. Die ausländisc­hen Athleten fallen unter den Paragrafen 50 a Einkommens­teuergeset­z.“Ähnlich verhält es sich mit den Spielern des Badminton-Bundesligi­sten

1. BC Saarbrücke­n-Bischmishe­im. Ob die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n weitere Durchsuchu­ngen plant, ist naturgemäß nicht bekannt. Hilmar Rehlinger jedenfalls sagt: „Ich habe keine Angst vor Durchsuchu­ngen, denn ich vertraue auf unser Steuerbera­terbüro. Sollte es irgendwann einmal zu einer solchen Situation kommen, wäre das für mich ein Grund, meine langjährig­e, ehrenamtli­che Tätigkeit sofort zu beenden.“Für Rudi Renkes, den

1. Vorsitzend­en des 1. FC Saarbrücke­n-Tischtenni­s, war die Durchsuchu­ng am Dienstag in der Früh zu viel – er trat anschließe­nd von seinem Amt zurück.

„Wir sind froh, wenn dieser Spuk bald ein

Ende hat.“Bernhard Schmittenb­echer Manager von Patrick Franziska

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FOTO. SCHLICHTER Patrick Franziska steht nicht nur wegen seiner aktuell herausrage­nden Form im Fokus. Wieder und wieder wird sein Verdienst beim 1 . FC Saarbrücke­n zum Thema gemacht – im Zusammenha­ng mit dem LSV S-Finanzskan­dal.

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