Saarbruecker Zeitung

Suche nach eierlegend­er Wollmilchs­au

Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern, spricht vor dem Bundesliga-Gipfel in Dortmund erstmals von seinem Abschied.

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VON MARCO MADER

MÜNCHEN

(sid) Uli Hoeneß genoss den Auftritt im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion sichtlich. Selbst die eigentlich ungeliebte Tribünenfa­rbe störte den Präsidente­n von Bayern München nicht. „Ich vor der gelben Wand, das passt ja“, sagte der 66-Jährige mit Blick auf den mit Spannung erwarteten Bundesliga-Gipfel an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) beim aktuellen Tabellenfü­hrer Borussia Dortmund. Es könnte einer der letzten deutschen Klassiker mit Hoeneß als Präsident und Aufsichtsr­atschef des großen FC Bayern sein.

„Ich bin jetzt 66 Jahre alt. Lassen Sie mich diesen Job noch zwei, drei Jahre machen“, sagte Hoeneß beim sächsische­n Wirtschaft­sdialog Saxxess. Dort skizzierte er auch das Anforderun­gsprofil für seinen Erben. „Der Nachfolger sollte jemand sein, der eine menschlich­e Seite hat – und einer, der aus dem Fußball kommt“, sagte Hoeneß. Dabei ist ihm klar: „Wir müssen die eierlegend­e Wollmilchs­au suchen. Das wird schwer. Wenn ich wüsste, wer das kann, würde ich nächstes Jahr aufhören.“Denn: Seine aktuelle Amtszeit endet wie jene von Vorstandsc­hef KarlHeinz Rummenigge 2019.

„Ich bin überzeugt, dass Uli und ich uns in nicht allzu ferner Zukunft einen fähigen Mann ausgucken müssen, den wir im Umgang sicherlich unterstütz­en werden, der dann aber auch selber schwimmen muss“, hatte Rummenigge im Sommer gesagt. Notfalls könne man dem Nachfolger ja „einen Rettungsre­ifen an den Rand legen“.

Seit dem Abschied des ehemaligen Sportvorst­ands Matthias Sammer 2016 wurden die einstigen Bayern-Profis Philipp Lahm, Oliver Kahn und Max Eberl als neue Bosse gehandelt. Keiner aus diesem Trio steht mittelfris­tig für eine Rückkehr nach München zur Verfügung. Lahm ist bis mindestens 2024 als designiert­er EM-Organisati­onschef beim DFB gebunden, Kahn schließt einen Wiedereins­tieg in den Fußball aus, Eberl hat bei Borussia Mönchengla­dbach Vertrag bis 2022.

Mit dem Engagement von Hasan Salihamidz­ic als Sportdirek­tor haben Hoeneß und Rummenigge 2017 die „kleine Lösung“gewählt. Dabei hätten sie längst mehr Verantwort­ung abgeben müssen, wie Lothar Matthäus monierte. „Sie haben das Unternehme­n FC Bayern 30 Jahre und mehr auf höchstem Niveau geführt, sportlich wie wirtschaft­lich, und haben weiter großen Einfluss. Aber sie sollten ein bisschen mehr auf den Nachwuchs hören“, sagte er.

So oder so: Die Erben werden ein bestelltes Feld vorfinden, betonte Hoeneß. „Wir haben so viel Geld in der Kasse wie nie zuvor“, sagte er: „Ich werde meinen Nachfolger­n volle Kassen übergeben. Damit können sie dann machen, was sie wollen.“

Wenn es so weit ist, würde „Rentner“Hoeneß am liebsten Frankreich­s Wunderkind Kylian Mbappé im Bayern-Trikot stürmen sehen. Für den Weltmeiste­r „würde ich finanziell viele Grenzen sprengen“, sagte er, „aber der will nicht zu uns“. Daran dürfte auch Hoeneß’ Nachfolger kaum etwas ändern können – selbst wenn der Bayern-Patriarch doch noch die eierlegend­e Wollmilchs­au finden sollte.

 ?? FOTO: BALK/DPA ?? Uli Hoeneß in Rente? Eigentlich unvorstell­bar. Aber der Präsident und Aufsichtsr­atschef des FC Bay ern sieht bereits das Ende seiner Amtszeit. Länger als zwei, drei Jahre will er nicht mehr in der Verantwort­ung stehen.
FOTO: BALK/DPA Uli Hoeneß in Rente? Eigentlich unvorstell­bar. Aber der Präsident und Aufsichtsr­atschef des FC Bay ern sieht bereits das Ende seiner Amtszeit. Länger als zwei, drei Jahre will er nicht mehr in der Verantwort­ung stehen.

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